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Initiative aus MerzigDie Fluthilfe in Hellenthal ist beendet, die Freundschaft bleibt

Lesezeit 3 Minuten
Frank Paqué hat eine Trompete in der Hand, Silja Nagel eine Posaune. Sie stehen vor dem Blaulichtgottesdienst auf dem Gelände des THW in Schleiden.

Frank Paqué und Silja Nagel aus Merzig haben die Hilfsaktionen der Kirchengemeinde für Hellenthal organisiert.

Die evangelische Kirchengemeinde Merzig engagierte sich nach der Flut besonders in Hellenthal. Es sind Freundschaften entstanden.

Noch viele Jahre wird die Beseitigung der Schäden in Anspruch nehmen, die die Flutkatastrophe im Sommer 2021 angerichtet hat. Und auch die seelischen Folgen sind häufig noch nicht bewältigt. Groß aber ist immer noch der Dank für das Engagement der Einsatzkräfte und Helfer, die in den Tagen und Wochen nach dem Hochwasser bis an den Rand der Erschöpfung gearbeitet haben. Am Samstag wurde ihnen in einem ökumenischen Gottesdienst gedankt.

Unter freiem Himmel fand die Veranstaltung genau dort statt, wo 1158 Tage vorher die Sandsackfüllmaschine des THW Schleiden gestanden hatte. Hier befüllten freiwillige Helfer im Akkord Sandsäcke, die zuerst an die Vicht gingen. Später sollten sie in verschiedenen Orte im Süden des Kreises Euskirchen das Schlimmste verhindern – als noch niemand wusste, wie schlimm es werden würde. Am Abend des 14. Juli wurde auch die Unterkunft des THW überflutet, die Helfer mussten sich auf die Grenzmauer retten.

In Schleiden wurden Erinnerungen an die Zeit nach der Flut wach

Insofern wurde der Gottesdienst an einem Ort gefeiert, an dem Erinnerungen an die Zeit vor drei Jahren wach wurden. Angeregt worden war er durch die Evangelische Kirchengemeinde in Merzig, die sich seit der Flut immer wieder für die Menschen besonders in Hellenthal engagiert hatte.

Eine zentrale Figur bei den Hilfsaktionen ist Frank Paqué, Jugendmitarbeiter der Gemeinde und Prädikant. Eine Woche nach der Flut habe man in der Gemeinde überlegt, wie man die Opfer der Flut an Erft, Urft und Ahr unterstützen könne. „Wir haben dann 22 Kinder zu einem Jugendzeltlager eingeladen, damit ihre Eltern einmal zehn Tage die Füße freihaben und die Kinder gut versorgt wissen“, sagte Paqué. Dass er damit nach Hellenthal gegangen sei, sei bewusst geschehen: „An der Ahr waren so viele. Wir wollten dorthin gehen, wo keiner hinging.“

Für Kinder aus Hellenthal wurde eine Ferienfreizeit organisiert

Innerhalb von zehn Tagen habe er mit der Unterstützung von Silja Nagel spontan ein Lager organisiert. Viele haben das Projekt unterstützt, auch die Stadt Merzig, viele Ehrenamtliche sowie Geschäftsleute. Deshalb sei es gelungen, ein perfektes Programm für das Lager zu organisieren, wie er es noch nie erlebt habe. „Nirgendwo gab es eine vergleichbare Freizeit“, schwärmte er. Doch damit war es noch nicht genug mit dem Engagement der Saarländer, die inzwischen längst eine Freundschaft mit den Eifelern verbindet. Kurz vor Weihnachten waren sie mit einer Wichtelaktion wieder in Hellenthal, brachten Geschenke für die flutbetroffenen Kinder, die vorher Wunschzettel geschrieben hatten. Finanziert wurde das Projekt vom Förderverein der Merziger Kirche.

Außerdem waren Paqué und Nagel mit dem Irish-Folk-Trio Saarannon in Hellenthal, um mit einem Konzert die Menschen zusammenzubringen und für die Idee einer Kulturkirche zu werben. Der Blaulichtgottesdienst solle nun den Abschluss der Hilfe darstellen, erklärte Paqué. Dazu sollten die Besucher zu Getränken und Essen eingeladen werden. Für die Unterhaltung beim geselligen Teil war aus Merzig die Band No Question mitgekommen.

Mit ihrem Posaunenchor, den Paqué leitet, waren die Merziger am Samstag angereist. „Das ist Psalm 150: Lobet Gott mit Posaunen“, erläuterte Prädikantin Silja Nagel, die nicht nur den Gottesdienst mitgestaltete, sondern selbst in dem Bläserensemble besagte Posaune blies. Außer ihr zelebrierten der Hellenthaler Pfarrer Oliver Joswig und der katholische Diakon Klaus Hövel den Gottesdienst.

Rund 50 Gäste waren gekommen, unter ihnen Landrat Markus Ramers. Dabei waren relativ wenige Einsatzkräfte unter den Besuchern. Möglicherweise spielte den Veranstaltern dabei der zeitgleich stattfindende Kirmesgottesdienst in der Schleidener Kirche einen Streich, zu dem traditionell viele Feuerwehrmitglieder kommen.