Anwohner der Straße Loshardt in Kall beschweren sich über Drogengeschäfte, Diebstähle und nächtliche Ruhestörungen.
Polizei erhöht PräsenzAnwohner wegen Drogengeschäften in Kaller Wohngebiet verzweifelt
Drogengeschäfte, Diebstähle, nächtliche Ruhestörungen: Die Zustände, die die Anwohner der Straße beschreiben, würde man eher in einer Großstadt erwarten als in einem beschaulichen Wohngebiet in Kall. „Die Situation wird immer schlimmer“, berichtet eine Anwohnerin der Loshardt verzweifelt. Drogen würden mittlerweile sogar an mehreren Stellen verkauft.
„Die Umstände sind uns seit einiger Zeit bekannt. Wir haben Verständnis für die Sorgen und die Ängste der Anwohner“, erklärt der Pressesprecher der Kreispolizei Euskirchen, Franz Küpper. Man behalte die Lage im Blick und habe auch Kontakt zu den Anwohnern aufgenommen.
Angefangen habe alles im Jahr 2021, als ein Mann in eines der Mehrfamilienhäuser an der Loshardt eingezogen sei, berichten die Frau und eine weitere Anwohnerin. Der Mann habe immer wieder sehr laut Musik gehört, auch nachts. Später sei dann eine junge Frau in das Haus eingezogen und habe öfters herumgeschrien und Leute angepöbelt.
Anwohnerin erzählt: Junge Leute kamen vorbei, um „Stoff“ zu kaufen
Aber damit nicht genug. „Mit der Zeit kamen immer mehr junge Leute dorthin, um Stoff zu kaufen“, erzählt eine der Anwohnerinnen. Das habe man der Polizei mitgeteilt und die habe den Bereich dann observiert. „Danach ging die Zahl der Besuche auch stark zurück“, berichten die beiden Frauen. Der Mann sei in der Folge häufiger mit einem Motorrad ohne Kennzeichen unterwegs gewesen.
Akut verschlechtert habe sich die Lage, als 2022 ein weiterer Mann in ein anderes Haus in der Straße eingezogen sei. „Die Adresse wurde zum neuen Drogenumschlagplatz“, so die Frauen. Immer wieder hätten sich Leute den Weg dorthin vom Handy anzeigen lassen. „Nach dem Klingeln gab es einen kurzen Handschlag, und dann waren die Besucher schnell wieder weg.“
Bereits vor einem Jahr habe man die Missstände der Polizei und Bürgermeister Hermann-Josef Esser mitgeteilt. Das Schreiben hatten gut 20 Anwohner unterschrieben. Trotzdem werde der Angelegenheit nicht genug Bedeutung beigemessen.
Auflagen für Gartenmöbel und Angelgeräte gestohlen
Mindestens zweimal habe es in der jüngeren Vergangenheit auch Diebstähle gegeben. In einem Fall seien hochwertige Auflagen für Gartenmöbel und Dekoartikel gestohlen worden, in dem anderen Fall Angelgeräte. Die Auflagen habe die Polizei bei einer Durchsuchung bei dem Mann sichergestellt. Mittlerweile hätten viele Nachbarn auch Angst vor Repressalien.
Die Polizei sei mehrfach vor Ort gewesen. „Es gab auch einen größeren Einsatz mit Drogenhunden, bei dem die Polizisten vermummt waren.“ Gebracht habe das aber nicht viel. Es habe nicht lange gedauert, bis an zwei anderen Stellen Drogen verkauft worden seien. „Aktuell haben die Geschäfte etwas nachgelassen. Dafür fährt ein kleiner Lieferbus mehrfach am Tag die Straße rauf und runter.“
Polizei findet bei Durchsuchungen Drogen und Diebesgut
„Wir haben in der Vergangenheit in mehreren Objekten in der Straße Loshardt Durchsuchungsbeschlüsse der Staatsanwaltschaft Aachen vollstreckt. Dabei wurden unter anderem Betäubungsmittel und Diebesgut aufgefunden“, erklärt der Polizeisprecher. Gegen einen Mann sei ein Haftbefehl vollstreckt worden. „Seine Haft hat er mittlerweile abgesessen und befindet sich wieder in Freiheit“, so Küpper. Aktuell liefen kriminalpolizeiliche Ermittlungsverfahren, zu denen man keine weiteren Angaben machen wolle.
Außerdem stehe man in engem Austausch mit dem Kreis Euskirchen und dem Ordnungsamt der Gemeinde Kall. „Zusätzlich haben wir die Präsenz erhöht und fahren in dem Bereich vermehrt Streife“, teilt Küpper mit. Die beiden Bezirksdienstbeamten, die Hauptkommissare Jörg Schroeder und Mark Keil, seien Ansprechpartner vor Ort.
Der Kreis hatte für eines der Wohnhäuser einer Nutzungsänderung zugestimmt. „Die mit der Genehmigung verbundenen Nachweise zu baulichen Veränderungen und Brandschutzbelangen liegen der Bauaufsicht aber noch nicht vor“, erklärt Kreispressesprecher Wolfgang Andres. Solange die Nachweise nicht vorlägen, dürften zwei Wohnungen nicht genutzt werden. Das habe man auch dem Vermieter mitgeteilt. Hinsichtlich baurechtlicher Belange werde das Objekt weiter von der Bauaufsichtsbehörde überwacht. „In Kürze wird auch ein weiterer Vor-Ort-Termin stattfinden.“
„Es gibt immer wieder Hinweise auf Drogen, Baumängel, wilden Müll und Lärmbelästigungen“, erklärt Markus Auel als Allgemeiner Vertreter des Kaller Bürgermeisters. In den meisten Fällen sei die Gemeinde aber nicht zuständig. „Wir geben die Informationen dann aber an die zuständigen Behörden weiter“, betont Auel. Das sei bei Drogendelikten die Polizei und bei Baumängeln der Kreis Euskirchen. Das Ordnungsamt der Gemeinde werde aktiv, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet sei.