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Erste Maßnahmen präsentiertKreise und Kommunen wollen mehr Hochwasserschutz

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Die Flut hatte im Kreis Euskirchen eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

Kreis Euskirchen – 14 Kommunen, vier Kreise und der Erftverband wollen ein interkommunales Hochwasserschutzkonzept auf den Weg bringen. Der Kreistag hat diesem Konzept in seiner jüngsten Sitzung bereits zugestimmt, die anderen Kreise und Kommunen dürften folgen. Ziel der Vereinbarung: In den nächsten zwei, drei Jahren soll ein gemeinschaftliches Konzept für den technischen Hochwasserschutz im „Erft-Revier“ erstellt werden.

Es soll nicht an der Kommunen- oder Kreisgrenze enden, sondern sich von Nettersheim über Rheinbach und Erftstadt bis nach Kerpen erstrecken. Mithilfe der Kooperation soll das Hochwasserrisiko durch die interkommunale Abstimmung und Entwicklung von Schutzmaßnahmen reduziert werden.

Bürger sind gefragt

Ein wesentlicher Bestandteil ist die unmittelbare Einbindung der Bürgerschaft. So sollen gemeinsam Hochwasserereignisse aufgearbeitet, zusätzliche Erkenntnisse gewonnen und dadurch konkrete Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Ergänzt werden soll das Ganze mit überörtlich wirkenden Maßnahmen – wie Hochwasserrückhaltebecken oder Steinbachtalsperre. Die Einbindung von Starkregenkonzepten einzelner Kommunen in das Gesamtkonzept ist ebenfalls vorgesehen. Derzeit laufen laut Kreisverwaltung die ersten gemeinsamen Arbeitstermine der Teilprojekte der Hochwasserschutzkooperation.

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Die Vertreter der Kreise und Kommunen gaben am Zülpicher See den Startschuss für das interkommunale Hochwasserschutzkonzept.

„Wir haben gerne die Rolle des Kümmerers übernommen, und wir werden dafür sorgen, dass die Initiative nicht einschläft“, sagte Dr. Bernd Bucher, Vorstand des Erftverbandes, beim Startschuss für die Kooperation am Zülpicher See. Auch der See spielt in den Überlegungen eine Rolle. Angedacht ist, ein Abschlagwerk für den Vlattener Bach zu bauen. Sollte der Bach übertreten und Überschwemmungen herbeiführen, kann das Wasser in den Zülpicher See geleitet werden.

Platz genug wäre im See, nachdem in den vergangenen Jahren der Wasserspiegel aus noch nicht abschließend geklärter Ursache um mehr als einen Meter gesunken ist. Allerdings soll das überschüssige Wasser nach einem Hochwasser wieder abgelassen werden. „Das ist ein Thema, das eine Kommune allein nicht schultern kann“, sagte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen. Er sei froh, dass der Erftverband die Koordination übernommen habe.

Nach dem Rücktritt

„Wir gehen davon aus, dass die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, unabhängig von der Besetzung des Ministeramtes, in bewährter Art fortgesetzt wird“, sagt Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, auf Anfrage nach dem Rücktritt von Ursula Heinen-Esser als Umweltministerin. (tom)

Da es sich nach Angaben von Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter von Landrat Markus Ramers, um ein sehr großes Projektgebiet handelt, wird es wohl fünf Teilprojekte geben, die anschließend zu einem Gesamtprojekt zusammengeführt werden.

Auch wenn es noch drei Jahre dauern wird, bis das Hochwasserkonzept ausgearbeitet ist, so wird es einzelne Maßnahmen bereits deutlich früher geben. Das sei wichtig, so Erftverband-Chef Bucher: „Im Moment reichen wenige Millimeter Regen, um Unruhe bei den Bürgern zu verursachen.“

Für schnelle Maßnahmen seien allerdings die Kommunen zuständig, sagte Dr. Dietmar Jansen, Bereichsleiter Gewässer beim Erftverband. Das könne etwa eine Brücke sein, die nicht wieder aufgebaut werde, damit das Wasser nicht durch eine Engstelle müsse.

Sportplatz muss weichen

Die Stadt Euskirchen baut in Roitzheim den Sportplatz neben der Erft an der Lilienstraße nicht wieder auf. Derzeit laufen Gespräche über einen neuen Standort. An der alten Stelle soll künftig eine Retentionsfläche entstehen – möglicherweise in Kooperation mit einem Landwirt, der den Bereich bewirtschaftet. Zudem ist nach Angaben von Bürgermeister Sacha Reichelt angedacht, die zerstörten Erftbrücken in Roitzheim und Stotzheim aufzustocken – also nicht nur den Durchfluss eines Hochwassers, das statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt, zu gewährleisten, sondern 20 Prozent mehr „Spielraum“ zu lassen.

„Jeder hat seine Ideen gesammelt, manche werden bereits umgesetzt. Wichtig ist, dass wir die Ideen nun zusammenbringen und gemeinsam umsetzen“, so der Verwaltungschef der Kreisstadt. Und dabei dürfe es nicht wieder 30 Jahre dauern, bis aus einem ersten Antrag eine Umsetzung resultiert – wie jetzt bei der Veybach-Renaturierung zwischen Euenheim und Wißkirchen.

Nicht aus der Verantwortung ziehen

Das sieht auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick so. „Es wird uns keiner abnehmen, wenn wir uns in einigen Jahren mit langwierigen Planungsverfahren aus der Verantwortung ziehen“, sagt er. Auch in Mechernich gibt es bereits in konkretes Vorhaben. So soll der Mühlensee bei Kommern trockengelegt werden und künftig als Regenrückhaltebecken für den Bleibach fungieren.

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„Wir müssen Zeichen setzen. Es gibt eine hohe Erwartungshaltung in der Bevölkerung“, sagte Sabine Preiser-Marian, Bürgermeisterin von Bad Münstereifel.