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Bistum AachenEifeler schalten sich mit Brief an den Vatikan in Reform-Debatte ein

Lesezeit 4 Minuten
Drei Mitglieder des Regionalteams stehen in der Basilika Steinfeld und halten einen Brief in der Hand, den sie an den Vatikan schicken.

Einen Brief an das Dikasterium hat das Regionalteam Eifel verfasst, um auf die Dringlichkeit der Reformen hinzuweisen.

Die Strukturreform im Bistum Aachen wird heftig debattiert. Zahlreiche Briefe unterschiedlicher Stoßrichtung werden nach Rom geschickt.

Gut gefüllt mit Schreiben aus dem Bistum Aachen dürfte derzeit der Briefkasten des Dikasteriums für den Klerus in Rom sein. Denn diese vatikanische Zentralbehörde der Katholischen Kirche ist in den vergangenen Wochen immer wieder Adressat von Schreiben gewesen, die sich mit der Strukturreform im Bistum befassen.

Auf die Protestbriefe, die unter anderem die Eilendorfer Initiative „Kirche bleibt hier“ verfasst und medial verbreitet hat, antwortet nun das Regionalteam Eifel mit einem genau entgegengesetzten Protestbrief. Man protestiert gegen die Protestierer und will den Reformkurs des Aachener Bischofs Dr. Helmut Dieser unterstützen.

Eifeler wollen mit ihrem Brief den Bischof und die Reform unterstützen

„Wir haben den Eindruck, dass die kritischen Stimmen zum Erneuerungsprozess im Bistum Aachen oftmals sehr laut geäußert und berücksichtigt werden, während die anderen nicht gehört werden“, ist in dem Brief zu lesen, der der Redaktion vorliegt. Wenn die Reform nicht schnell umgesetzt werde, bestehe die Gefahr, dass die Kirche noch mehr Menschen verliere. Deshalb solle der Bischof unterstützt und seine Autorität nicht infrage gestellt werden.

Alle rufen nach Veränderungen, aber wehe, wenn man fängt an.
Wieslaw Kaczor, Regionalvikar

Neben Regionalvikar Wieslaw Kaczor unterzeichneten Pastoralreferent Georg Nilles und als Vertreter der Ehrenamtler Erwin Dederichs. „Wir sind nicht einverstanden damit, dass wenige Leute die Arbeit und die Prozesse, die nun über Jahre laufen, behindern“, so Kaczor. Deshalb habe er einen Gegenbrief nach Rom geschickt.

Seit Diesers Silvesterpredigt 2017 läuft die Strukturreform, die den Titel „Heute bei Dir“ trägt. Neuerungen wie Pastorale Räume, Pfarreien, der Wegfall der Kirchengemeinden, die nun in die Tat umgesetzt werden sollen, haben viele verunsichert, so Kaczor. Doch es sei wie immer: „Alle rufen nach Veränderungen, aber wehe, wenn man fängt an“, beschreibt es Kaczor.

Erstaunen über einige Formulierungen der Aachener Initiative

Nilles geht einen Schritt weiter. Die Initiative aus Eilendorf umfasse vor allem die Kirchenvorstände, die bei der Strukturreform in der momentan geplanten Art an Einfluss verlieren. „Es geht um Besitzstandsdenken. Sie empfinden das als Entmachtung“, sagt Nilles. Im Augenblick hänge alles in der Luft, dabei sei doch seit 2018 alles hinreichend diskutiert worden. Und es seien über Jahre hinweg Konsultationen gelaufen: „Ich staune dann auch über die Formulierung in einem Protestbrief, der Papst möge Bischof Dieser zur pastoralen Vernunft bringen.“

Es geht um Besitzstandsdenken. Sie empfinden das als Entmachtung.
Georg Nilles, Patoralreferent

Vor allem aus der Aachener Region kämen die Proteste gegen die Reform, so Nilles. In der Eifel gebe es in vier von sechs GdG keine Probleme. Andernorts gebe es Kontakte zur sehr gut vernetzten Initiative „Kirche bleibt hier“, erläutert Dederichs. Dort gebe es Unfrieden. Allerdings seien die Kirchenvorstände entgegen der in den Briefen angeführten Kritik in die Beratungen und Entscheidungen einbezogen worden und haben nach seinen Informationen nicht widersprochen, betont Nilles.

Die Notwendigkeit einer Reform sei unbestritten: „Bei den Hauptamtlichen, nicht nur bei den Priestern, sondern auch den Pastoralreferenten, kommen immer weniger nach, dafür gibt es aber viele Kirchenaustritte.“ Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, sinke auch bei den Vereinen. „Irgendetwas müssen wir tun, es ist ein Dilemma“, sagt er.

Eifeler sehen die Gefahr, dass engagierte Katholiken hinschmeißen

Auf die Protestbriefe aus dem Raum Aachen habe es eine Antwort an den Bischof gegeben, deren Inhalt nicht veröffentlicht sei, sagen die Mitglieder des Pastoralteams. Auffällig sei, dass mittlerweile die Bildung der Pastoralen Räume vom 1. Juli 2024 auf den 1. Januar 2025 verschoben sei. „Die Kritik belastet den Bischof sehr, er hat viel Herzblut in die Reform gesteckt“, so Kaczor.

„Es liegt mir am Herzen, dass die Reform schnell über die Bühne geht“, so der Regionalvikar weiter. Die Gefahr bestehe, dass die Leute, die sich für den Prozess engagiert hätten, irgendwann hinschmeißen. „Wenn das weiter so vor sich hin dümpelt, verlieren wir auch die Hauptamtler“, sagt Nilles. Denn diese wollten ihre Kräfte nicht auf Strukturen, sondern auf Seelsorge konzentrieren.

Weder mit dem Bischof noch mit den anderen Regionalteams haben die Eifeler ihren Brief abgesprochen. „Wir wollten nicht durch das ganze Bistum gehen, aber mit dem Schreiben eine Anregung auch für andere geben, die sich anschließen können“, so Kaczor. Am Wochenende finde eine Klausurtagung der Regionalteams statt, bei der der Brief vorgestellt werden solle.

Dass sie sich der Kritik aussetzen, Sprachrohr des Bischofs zu sein, ist den dreien bewusst. Doch es handele sich allein um ihre Initiative. „Wir sind zwar vom Bischof beauftragt, aber wir drei, ein Pfarrer, ein Hauptamtlicher und ein Ehrenamtler, kommen alle aus der Praxis vor Ort“, so Nilles.