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Sommer in der EifelEndlich ist See- und Freibad-Wetter – Hier ist es richtig idyllisch

Lesezeit 6 Minuten
An einem schönen Sommertag sind viele Badegäste am Sandstrand des Zülpicher Wassersportsees.

Dicht gefüllt war der Badestrand des Zülpicher Seeparks. Am Sandstrand fühlt sich das an wie Urlaub.

Endlich ist See- und Freibadwetter im Kreis Euskirchen. Jedoch: Gänse können das Badevergnügen mancherorts trüben.

Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad geht der Kreis baden. Am Dienstag schon, am Mittwoch soll's auch bestes Badewetter geben – jedenfalls für den Teil der Bevölkerung, der Zeit und Lust hat. Zwischen Freilinger und Zülpicher See und dem Naturerlebnisbad Einruhr sind die Badestrände in der Regel ab dem Mittag pickepackevoll.

Nur hier, am kleinen Stausee des Birbachs am Waldrand oberhalb von Jünkerath an der oberen Kyll, wenige Kilometer von Dahlem entfernt, ist es nicht so voll wie ansonsten an den Badeseen und in Freibädern. Ruhig ziehen wenige Wasserfreunde ihre Bahnen, spielen Kinder mit einer Luftmatratze.

Vier Schwimmer sind im kleinen Stausee Birbach oberhalb von Jünkerath am Waldrand.

Ein Ruhe-Tipp: Der kleine Stausee Birbach oberhalb von Jünkerath am Waldrand ist nicht der größte seiner Art und hat keine Gastronomie, ist dafür aber doppelt idyllisch.

Der Bauhof hat einen schmalen, schattigen Wiesenflecken zur Liegewiese freigemäht. Das Angebot hier ist kostenlos und rund um die Uhr geöffnet. Allein Aktive des Angelsportvereins ASV Jünkerath 1972, der oberhalb des Badeteils des Stausees sein Revier hat, sehen das Ganze dennoch eher skeptisch. Ansonsten gilt: Idylle pur! Dass es keine Gastronomie gibt, stört überhaupt nicht.

Urlauber genießen die Idylle und die See-Bar am Freilinger See

„Die Luft. Wie gut die hier ist!“ Kerstin aus Köln, die mit ihrer Familie auf dem nahen Gelände des Eifel-Camps unweit des Freilinger Sees im Zelturlaub ist, bereut die Entscheidung für den Eifelurlaub mit See und viel Natur drumherum keine Sekunde. Das Quartett genießt vor allen Dingen das Baden im See, dessen Wasserqualität dank des Weilerbachs, der den 1976 gebauten Stausee durchfließt, ohnehin meist gut ist. Doch auch mit weiteren Dingen kann die Eifel bei ihr punkten: „Ich kann am Morgen einfach so meine Runde auf dem Jogging-Parcours drehen.“

Zahlreiche Badegäste sind im und am Freilinger See bei Blankenheim.

Schon seit den Corona-Jahren ist der Freilinger See auch bei Gästen aus dem Köln-Bonner Raum beliebt. Der Stausee wird vom Weilerbach durchflossen, was der Wasserqualität gut tut.

Gastronom Setin Ergogan steht an seiner See-Bar am Freilinger See. Er trägt einen Strohhut und reckt einen Daumen in die Höhe.

Seine See-Bar will Gastronom Setin Ergogan am Freilinger See ausbauen. Mit einer Tanzfläche zum Beispiel, dann können hier auch Hochzeitsfeiern stattfinden.

Auch das ist eine Idylle. Von der wiederum Cetin Erdogan, Gastronom der 2019 eröffneten See-Bar jedoch naturgemäß nicht ganz so viel hält. Es sei denn, sie ist mit viel Publikum verbunden. Erdogan, munter und geschäftstüchtig von Natur aus, plant auch in diesem Jahr Neues: Er werde die Überdachung des Außenbereichs der Bar erneuern mit Schiebeelementen, in die Mitte komme ein Brennholzofen, dann auch eine Tanzfläche – kurz: „Sie können dann auch hier Ihre Hochzeit feiern!“ Natürlich will er das alles bei laufendem Betrieb schaffen.

Er und die Gemeinde Blankenheim als Grundstückseigentümerin des Freilinger Sees haben schon seit den Corona-Jahren festgestellt, dass vermehrt Badegäste aus dem Köln-Bonner Raum und aus Aachen anreisen: Es war damals die günstige und geöffnete Badeseealternative, als andernorts die Seen geschlossen waren. Dazu kommen infolge der Flutkatastrophe von 2021 bis heute Urlauber, die eigentlich zum Kronenburger See wollen. Doch der ist aufgrund der bei der Flut entstandenen Schäden nach wie vor für den Badebetrieb gesperrt.

Am Sandstrand am Zülpicher See werden die Gänse in Schach gehalten

Mittlerweile habe sich der Corona-Effekt allerdings gelegt, sagt Jan Blatzheim, Sprecher der Seepark Zülpich gGmbH. Zudem habe die Stadt Köln in diesem Jahr am Fühlinger See zwei neue Badestellen eröffnet. Auch er ist froh, dass der Sommer jetzt endlich seinem Namen alle Ehre macht. Die ersten Monate der aktuellen Saison seien sehr wechselhaft gewesen – eben wie das Wetter: „Bisher hatten wir in dieser Saison noch keine drei Wochen am Stück schönes Wetter.“

Hat er da Probleme, das nötige Personal für den Badebetrieb zu halten? „Gott sei Dank nicht“, so Blatzheim: „Für die Schwimm- und Badeaufsicht haben wir zwei Festangestellte, zudem werden wir von Ehrenamtlichen und dem ASB unterstützt.“

Eine Familie mit zwei Kindern sitzt in einem blau-weiß gestreiften Strandkorb am Zülpicher See.

Stefan, Maria und die Kinder Matilda und Clara aus Rheinbach-Hilberath sind zum ersten Mal am Badestrand des Zülpicher Seeparks und genießen die Zeit im Strandkorb.

Anderes macht ihm mehr Sorgen: Eingeflogenes. Nil- und Kanadagänse sind invasive Arten, die auch den Zülpicher Bade- und Wassersportsee längst als ideales Habitat entdeckt haben. Doch zu viel Gans ist zu viel Kot und beeinträchtigt die Wasserqualität. Gänsekot kann den Badespaß mehr trüben, als es ein Gesundheitsamt erlauben würde – wenn man dem nicht vorbeugt. Mit Bejagungen und Schutznetzen am Uferbereich hat man die Gefahr bisher im Zaun gehalten. Wenn eine Gänsemutter mitsamt Nachwuchs des Wegs watschelt, finden das zwar Kinder süß, aber für Blatzheim und das Seepark-Team ist es kein ungetrübter Anblick.

Stefan, Maria und die Kinder Matilda und Clara stört das nicht. Die Familie aus Rheinbach-Hilberath hat den Zülpicher Badesee im Internet entdeckt und ist zum ersten Mal hier. Der Strandkorb ist zum Glück noch frei gewesen, das Quartett wirkt zufrieden. Kinderbadestrand, jede Menge Spielgeräte, etwa ein veritables Piratenschiff, und mehr als 40 Palmen – was will man mehr?

„Baden wie früher“ ist im schönen Rosenbad in Gemünd möglich

So viele Attraktionen hat der Verein Bürgerbad Gemünd, der seit Jahrzehnten das 1936 erbaute Rosenbad oberhalb des Kurviertels an der Olef betreibt, nicht zu bieten. „Hier ist eben alles so, wie es früher war“, sagt der zweite Vorsitzende Matthias Müller. Und genau so wollen es auch die Freibadgäste haben.

Etwa die gut gelaunte „Badeenten“-Clique aus Gemünd und Hergarten. Sie kommen so gut wie täglich ins Rosenbad, das nach den Rosenrabatten benannt ist. Man dreht seine Runden im 50-Meter-Becken, das Bademeister Thomas Engelmayer auch das Olympia-Becken nennt. Der Grund: Unter dem Drei-Meter-Turm prangen die fünf Ringe. Eine Reminiszenz ans Erbauungsjahr 1936, als in Deutschland auch Olympische Sommerspiele stattfanden.

Einige Frauen und Männer haben ein Picknick im Rosenbad in Gemünd aufgebaut und genießen das Freibad-Wetter.

Bademeister Thomas Engelmyayer (hinten links) und Matthias Müller vom Bürgerbad-Verein, der das Rosenbad in Gemünd betreibt, sind bei der Badeenten-Clique, die es sich nach den Frühsport-Bahnen im 50-Meter-Becken gut gehen lässt.

Bademeister Thomas Engelmayer steht im Gemünder Rosenbad am Drei-Meter-Turm und zeigt auf die olympischen Ringe und die Zahl 1936, die auf das Erbauungsjahr hinweisen.

Bademeister Thomas Engelmayer steht im Gemünder Rosenbad am Drei-Meter-Turm. Er ist verziert mit den Ziffern des Erbauungsjahres 1936 und den olympischen Ringen.

Doch nur nostalgisch ist man natürlich nicht: Für die Kinder gibt es ein Planschbecken, ein paar muskelaufbaufördernde Geräte für die Älteren. „Die Jugendlichen kommen am Nachmittag, trainieren und zeigen die große Salto-Show vom Dreier“, sagt Matthias Müller schmunzelnd.

Doch auch im Rosenbad war die diesjährige Sommersaison bisher ein wirtschaftliches Risiko, weil „einfach schlecht“, so Müller. Er weiß, dass Freibadgäste nicht unbedingt die Spontanurlauber sind. „Sie brauchen meistens zwei, drei Tage schönes Wetter, bis sie kommen“, so seine Erfahrung, die etwa Jan Blatzheim am Zülpicher See teilt. Auch in Gemünd setzt man nun auf die Vorhersage mindestens für die zweite Sommerferienhälfte, nach der das Wetter nicht schlecht sein soll.

Wegen Gänsekots mussten in Einruhr Kinderbecken geschlossen werden

Ein klassisches Familienbad wie das Rosenbad ist auch das Erlebnisfreibad Dieffenbachtal in Schleiden, das Elmar Scholzen betreibt. Allerdings waren hier die Flutschäden 2021 noch größer als im Bad olefaufwärts. Hier war die Technik zerstört, zum Glück nicht die Becken, so Schwimmbadtechniker Michael Förster.

Sanierungsmaßnahmen stehen auch für Dominik Irlenbusch vom Betreiberverein Naturerlebnisbad Einruhr mittelfristig an. Das kleine Bad ist vom Oleftal gesehen das nächsterreichbare der vier Freibäder am Rursee. Die Idylle des Schwimmerbeckens im abgegrenzten Seebereich mit Blick auf die Waldkulisse ist der des Birbachstausees durchaus vergleichbar.

Im Schleidener Erlebnisbad Dieffenbachtal, das über eine Wasserrutsche verfügt, sind zahlreiche Menschen.

Auch im Schleidener Erlebnisbad Dieffenbachtal sind die Wasserbecken von den Freibadfreunden schon um die Mittagszeit gut gefüllt.

Drei Männer sitzen am Steg des Naturerlebnisbads Einruhr am Rursee.

Dominik Irlenbusch, Vorsitzender des Betreibervereins Naturerlebnisbad Einruhr, musste die beiden Kinderbecken sperren: Der Kot von Nil- und Kanadagänsen hatte die Wasserqualität deutlich belastet. Er sitzt er mit Michael Ruckpaul (links) und René Ehrlich, Ehrenamtler der DLRG Herzogenrath, am Steg des Seebeckens und harrt der Dinge.

Doch leider ist hier auch so wenig Badepublikum auf den Liegewiesen. Grund ist das Wildgänseproblem, das auch Jan Blatzheim kennt – hier nur mit Konsequenzen: Die Gemeinde Simmerath hat vor einer Woche das Kinderplanschbecken und das Nichtschwimmerbecken sperren lassen. „Das sind Einnahmeverluste von um die 70 Prozent“, so Irlenbuschs Befürchtung. Nun ist der Betreiberverein in Abstimmung mit der Unteren Jagdbehörde auf der Suche nach der besten Bejagungsmethode.

Und deshalb haben Irlenbusch wie die beiden ehrenamtlichen DLRGler aus Herzogenrath, Michael Ruckpaul und René Ehrlich, viel Zeit mit Blick auf das Freischwimmerbecken. „Holzsplitter im Fuß, Zeckenbisse, Insektenstiche“, das komme vor. Badeunfälle dagegen bislang glücklicherweise nicht – möglicherweise auch mangels Badegästen.

Sommer 2024: Das könnte noch werden. 2023 waren es im September an die 30 Grad, sagt Jan Blatzheim. Da hatten sie schon das herbstliche Kürbisschnitzen im Programm – gleichzeitig bevölkerten an die 2000 Badegäste die „Zülpicher Riviera“.