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ElektrifizierungWie die Arbeiten auf den Eifelbahnstrecken im Kreis Euskirchen weitergehen

Lesezeit 5 Minuten
Ein roter Vareo-Triebwagen der Bahn fährt zwischen Euskirchen und Köln.

Aktuell fährt die Bahn, aus Köln kommend, nur bis Euskirchen. Im Mai wird es auch in diesem Bereich zu Sperrungen kommen.

Die Deutsche Bahn will ab den Herbstferien wieder bis nach Bad Münstereifel fahren – Strom soll aber erst Ende 2028 fließen.

Die Bahn kommt – mal mehr, mal weniger pünktlich, manchmal auch gar nicht. Seit der Flut, dem Wiederaufbau und der begonnenen Elektrifizierung werden Bahnkunden – vor allem Pendler – immer wieder auf eine Geduldsprobe gestellt. Daran wird sich auch in diesem Jahr nicht viel ändern. Das ist spätestens seit der Sondersitzung des Mobilitätsausschusses des Kreises klar.

Erfttalbahn: Abgerutschter Hang muss bei Bad Münstereifel gesichert werden

Die Strecke zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel soll im Herbst wieder befahren werden – deutlich später als angedacht. Aktuell sorgt ein Hang, der auf einer Länge von 140 Metern gesichert werden muss, für weitere Verzögerungen. „Der Hang wird durch eine Stützwand gesichert“, erklärte Dennis Rien, Leiter für den S-Bahn-Ausbau im Bereich Köln und für den Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe: „Wir planen, von April bis zu den Herbstferien die Wand zu installieren und abnehmen zu lassen, so dass der Fahrbetrieb ab den Herbstferien wieder aufgenommen werden kann.“

Der Oberbau, also Gleise und Bahnübergänge, seien in Gänze wieder hergestellt, berichtete er. Die Streckenkunde mit den künftigen Triebwagenführern sei ebenfalls schon durchgeführt worden. „Der Baufortschritt liegt bei 90 Prozent. Die Anlage muss noch komplett geprüft und abgenommen werden – inklusive Verkehrsschau für die Bahnübergänge“, so Rien.

Diebstahlschutz: Der Fahrdraht wird erst im Jahr 2028 gespannt

Bei der Elektrifizierung sei man ebenfalls schon recht weit. Die Oberleitungsmasten stehen bereits zum größten Teil. Was aber noch fehlt: der Fahrdraht. Der sei nämlich aus Kupfer und werde gerne gestohlen, wenn kein Betrieb auf der Strecke stattfinde, sagte Rien: „Wenn wir ihn heute aufhängen, wäre er in spätestens einem Monat wieder weg.“

Das Bild zeigt Signaltechnik und Bahnübergänge in Bad Münstereifel.

Im Zuge des Wiederaufbaus hat die Bahn auch die Signaltechnik und Bahnübergänge modernisiert – wie hier in Bad Münstereifel.

Der Strom für die Erfttalbahn komme aus Richtung Köln und muss erst bis Euskirchen verlegt sein, bevor man ihn auf den Streckenast in Richtung Bad Münstereifel legen kann. Das wird aber wahrscheinlich erst Ende 2028 der Fall sein, so der Bahnexperte. Entsprechend gehe man in diesem Jahr zunächst mit Dieselfahrzeugen in den Betrieb.

Eifelstrecke: Bahn will ab Juni wieder zwischen Kall und Nettersheim fahren

Der Lückenschluss zwischen Kall und Nettersheim ist vollzogen. Vieles sei hochwasserresilient ertüchtigt worden. In zwei Abschnitten sei eine „massive Bohrpfahlwand“ entstanden, beispielsweise am Haltepunkt Urft. Der Bahnsteig dort müsse noch fertiggestellt werden. Das eine oder andere Projekt stehe noch an – inklusive der noch ausstehenden Abnahmen. Dennoch sei man zuversichtlich, dass man zum 15. Juni dieses Jahres den Bahnbetrieb zwischen Kall und Nettersheim wieder aufnehmen könne.

Bei der Elektrifizierung der Eifelstrecke hinke man – im Vergleich zur Erfttalbahn – jedoch hinterher, so der Projektleiter. Das liege vor allem daran, dass „wir Schwierigkeiten haben, die entsprechenden Bauunternehmen zu finden“. In manchen Abschnitten sei dies gelungen. Dort seien die Arbeiten schon recht weit fortgeschritten. Im Bereich von Euskirchen in Richtung Köln sehe das ganz anders aus. Für diesen Bereich habe man noch keine Firma finden können. Daher sei der Abschnitt nun ein drittes Mal ausgeschrieben worden.

Für die Elektrifizierung des Kaller Tunnels ist weitere Sperrung nötig

Die Elektrifizierung des bestehenden Tunnels aus dem 19. Jahrhundert sei möglich, aber aufwendig, so Rien. „Wir mussten nachweisen, dass sich der vorhandene Tunnelquerschnitt überhaupt zur Elektrifizierung eignet“, so der Experte. Das sei eine sehr detailreiche Planung gewesen. Die Arbeiten für den 472 Meter langen Tunnel seien bisher ebenfalls noch nicht vergeben. „Deshalb werden die Arbeiten dort auch nicht während der aktuellen Sperrung stattfinden“, führte Rien auf. Es müsse also eine weitere Sperrung geben. Die werde aber sicher nicht fünf Monate dauern – so wie die jetzige. „Es wird deutlich kürzer“, versicherte der Projektleiter.

Auch zwischen Euskirchen und Köln wird die Strecke erneut gesperrt

Auf der Strecke zwischen Euskirchen und Kall werde es auch nach dem 15. Juni zu Streckensperrungen kommen, kündigte Rien an: „Die wird den Pendler nicht treffen, weil wir explizit aufs Wochenende gehen werden.“ Wann und in welcher Form Strecken im kommenden Jahr betroffen sein werden, stehe noch nicht fest, weil man das auch mit den Bauunternehmen absprechen müsse. Fest steht aber, dass es auf der Strecke zwischen Köln und Euskirchen und Euskirchen in Richtung Domstadt zu Einschränkungen kommen wird. So werde Anfang Mai für knapp zwei Wochen der Abschnitt zwischen Euskirchen und Hürth-Kalscheuren gesperrt.

„Wir haben Baufirmen gefunden, die vom Gleis aus arbeiten“, sagte Rien. Entsprechend müsse sichergestellt sein, dass die Materialversorgung gewährleistet sei. Auch bei den Baufirmen gebe es Ingenieur- und Arbeitermangel. „Alleine deshalb haben wir keine Baufirma finden können, die bereit war, auch in Nachtschichten zu arbeiten“, erklärte Rien. Zudem müsse man auch Rücksicht auf die Anwohner nehmen – beispielsweise bei den Rammrohrarbeiten.

Schließung von Bahnübergängen könnte noch zum Politikum werden

Rund alle 60 Meter werde ein Rammrohr in die Erde gerammt, um die Leitungsmaste zu gründen. Bevor man das aber machen könne, müsse mithilfe einer Sonde geschaut werden, ob keine Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in dem Bereich noch im Erdreich liegen. „Ich habe immer wieder Arbeiten an der Linie, die zur Verzögerung führen“, so der Bahnsprecher.

Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer der Go.Rheinland GmbH, führte aus: „Sollte es zu Staus kommen, weil nach der Elektrifizierung Bahnübergänge häufiger geschlossen sind, werden wir uns mit den Kommunen zusammensetzen und Lösungen finden.“ Man habe sich entschieden, beim Wiederaufbau auch die Bahnübergänge zu modernisieren. Eine dauerhafte Schließung eines Bahnübergangs sei durchaus ein Politikum. Man denke da an den Landwirt, der schon immer über diesen Übergang gefahren sei, um sein Feld bewirtschaften zu können. „Da werden dann viele Gespräche geführt“, so Reinkober.


Petition: Wasserstoff statt Strom auf den Bahnstrecken in der Region

Die Interessengemeinschaft Grüner Wasserstoff – Eifel (IG-H2-Eifel) hat eine Petition beim Landtag NRW eingereicht. Die Initiatoren der Interessengemeinschaft sprechen sich dafür aus, bei der Elektrifizierung auf mit Wasserstoff betriebene Züge zu setzen und nicht auf Oberleitungszüge. Ihrer Meinung nach seien die H2-Züge effizienter und umweltfreundlicher. Laut IG sind die Planungen auf den Strecken Euskirchen – Bad Münstereifel und Euskirchen – Trier „Musterbeispiele für gravierende Fehleinschätzungen“, für die letztlich der Steuerzahler aufkomme.

In der Petition fordert die IG unter anderem, „dass umgehend alle Arbeiten und Planungen im Zusammenhang mit der Oberleitungs-Elektrifizierung der Eifelstrecken einzustellen sind“. Zudem sollen der IG zufolge die Dieseltriebzüge durch Wasserstoff-Züge ersetzt und in den Ausbau der Strecken investiert werden.