Der Dauerkrisenmodus und immer weitere Aufgaben werden im Kreis Euskirchen als Gründe für steigende Zahl an Krankheitstagen genannt.
Große SorgenCorona, Flut und die Folgen für die Rathaus-Beschäftigten im Kreis Euskirchen

Der Stress hat zugenommen, die Krankmeldungen auch, verlautet aus den Verwaltungen.
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Seit Corona haben die Krankheitstage nicht nur, aber auch in den Verwaltungen zugenommen. Dass zudem die Flutkatastrophe eine Rolle spielen dürfte, untermauern die Zahlen aus den besonders betroffenen Kommunen im Kreis.
So verzeichnen die Städte Bad Münstereifel und Schleiden, in denen das Starkregenereignis vom Juli 2021 besonders verheerende Schäden angerichtet hatte, hohe Zahlen an Krankheitstagen, die erst langsam wieder abnahmen.
Bad Münstereifel: 3913 Krankheitstage im vergangenen Jahr
In der Stadtverwaltung der Kurstadt waren laut Personalbericht im vergangenen Jahr 3913 Krankheitstage zu verzeichnen, das sind 17,9 Tage pro Beschäftigten. 2022 waren es sogar 5353 Krankheitstage, 26,6 pro Beschäftigten.
Die Zahl ging also wieder zurück – mit zeitlichem Abstand zu den Ereignissen. Denn nicht wenige Beschäftigte in den Verwaltungen, die tagsüber beruflich mit den Schäden in ihrer Kommune sowie Anträgen und Anfragen der Betroffenen zu tun hatten, waren nach Feierabend mit den Flutschäden an der eigenen Wohnstätte beschäftigt. Ein weiterer Stressfaktor in Bad Münstereifel dürfte das Spardiktat des Haushaltssicherungskonzepts sein. Das bedeutet: mehr Arbeit und mehr Frust durch schmerzhafte Einsparungen, die vollzogen und erklärt werden müssen.
In Schleiden sieht's ähnlich aus: Von 2021 auf 2022 stiegen die Krankheitsfälle von 196 auf 304, wie Bürgermeister Ingo Pfennings mitteilt. 2024 waren es 296. Im Jahr 2024 lag die Zahl der durchschnittlichen Krankheitstage je Mitarbeiter der Verwaltung und den Schulsekretariaten bei 19,9, bei den Mitarbeitern des Bauhofes bei 18,1.
Brandserie, Coronapandemie, Hochwasserkatastrophe sowie der gesellschaftliche Wandel und immer neue Aufgaben aus Berlin und Düsseldorf führen dazu, dass die Verwaltung der Stadt Schleiden seit 2018 nicht zur Ruhe kommt
„Brandserie, Coronapandemie, Hochwasserkatastrophe sowie der gesellschaftliche Wandel und immer neue Aufgaben aus Berlin und Düsseldorf führen dazu, dass die Verwaltung der Stadt Schleiden seit 2018 nicht zur Ruhe kommt“, so Pfennings: „Die daraus resultierenden körperlichen und seelischen Verletzungen haben, sicher auch in Kombination mit der generellen und katastrophenbezogenen Arbeitsüberlastung, zu Krankheitsausfällen geführt.“
Wenn Stellen nur verzögert wieder besetzt werden könnten, verlautet aus der Kreispressestelle, gleichzeitig aber Dokumentationspflichten und andere Anforderungen hochgefahren würden, müsse der oder die Einzelne mehr schultern: „Der Dauerkrisenmodus der vergangenen Jahre – Corona, Flut, Ukrainekrieg – kommt noch on top.“
Dahlem: größerer Krankenstand seit der Corona-Pandemie
In Dahlem stellt Bürgermeister Jan Lembach eine Zunahme des Krankenstandes mit und seit Corona fest. Dabei sei aber keineswegs ein Zusammenhang mit der eigentlichen Tätigkeit festzustellen, es spiegele nur den bundesweiten deutschlandweiten Trend ab.
Für Aufsehen sorgte kürzlich der SPD-Kreisvorsitzende und Bad Münstereifeler Stadtratsabgeordnete Thilo Waasem, als er von einer großen Fluktuation im Rathaus sprach. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin berichtet, dass die Fluktuation 2024 bei 12,3 Prozent lag – und damit im Rahmen liege. Als gesund gelte eine Quote zwischen acht und 12 Prozent. Weilerswist hatte im Vorjahr eine Abgangsquote von 11,5 Prozent, vier der elf Beschäftigten wechselten den Arbeitgeber.
Ein gewisser Austausch ist ja auch erwünscht – und das nicht nur, weil man altgedienten Mitarbeitern den Ruhestand gönnt. Eine Senkung des Alterschnitts ist durchaus willkommen. Und der kommt automatisch mit der steigenden Zahl an Mitarbeitern. „Dadurch sinkt das Durchschnittsalter“, so Alexander Eskes (Weilerswist).
In Mechernich haben 16 Mitarbeitende 2024 die Verwaltung verlassen, was laut Ralf Claßen, zuständig für Personalfragen, neun Prozent ausmacht. Vier davon seien woanders fündig geworden. Beim Kreis gab es 98 Abgänge (6,98 Prozent), zehn davon in den Ruhestand, 23 Mitarbeiter davon haben gekündigt, fünf wurde gekündigt.