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„Schlimmer als im Juli 2021“Nach Flut und Feuer: Familie aus Dahlem steht zum dritten Mal vor dem Nichts

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Doppelgarage in Dahlem, die beim Starkregen überflutet wurde.

Kurz nach dem Starkregen: Das Anwesen von Familie Klimpel wurde überflutet durch Wasser, das von den Hängen kam.

Das Pech einer Familie, die nach 2021 nun erneut Opfer der massiven Regenmengen wurde, ist kaum zu fassen.

Noch ist es für eine Bilanz der durch die Extremregenfälle vom vergangenen Donnerstag entstandenen Schäden in der Gemeinde Dahlem zu früh. Doch zwei Objekte machen den Verantwortlichen Sorgen: die Schäden an einem Teilstück der Bahnböschung der Eifelstrecke in Dahlem und die erneute Überflutung des einzigen Verbrauchermarktes im Gemeindegebiet, ebenfalls in Dahlem.

„Die Sorge haben wir schon, ob der Markt erneut saniert wird.“ Schmidtheims Ortsbürgermeister Franz-Josef Bohnen, dessen Dahlemer Amtskollegin Marita Schramm am Montag nicht erreichbar war, spricht aus, was die Einwohner nach den Extremregenfällen beunruhigt. Nach dem Juli-Hochwasser von 2021 wurde der Netto-Markt nun erneut überflutet. Damals mussten die Bodenisolierung und der Estrich komplett erneuert werden.

Wassermassen haben die Eingangstür zum Netto-Markt in Dahlem eingedrückt.

Die Wassermassen hatten am Donnerstag die Eingangstür zum Netto-Markt eingedrückt.

Und jetzt? Vor Ort wollten sich die Mitarbeiter nicht äußern. Man warte noch auf den Sachverständigen, der die Schäden begutachte, hieß es. Bürgermeister Jan Lembach ist bis dahin jedenfalls optimistisch: „Die Regionalleitung hat uns am Freitag mitgeteilt, dass es auch aufgrund der guten Umsätze am Standort weitergehe.“ Genaueres aber wisse man noch nicht.

Betroffene in Dahlem erhalten Hilfe von Nachbarn und Kollegen

Das gilt wohl für die meisten der bislang knapp zwei Dutzend Schadensfälle in Dahlem und Schmidtheim, die bislang registriert worden sind. Silke und Sascha Klimpel, deren Haus und Grundstück direkt an den Verbrauchermarkt grenzt, gehören dazu. Auch sie warteten am Montag noch auf den Gutachter ihrer Versicherung.

Das Bild zeigt Möbel mit Wasserschäden vor einem Haus.

Das Wasser drückte sich durch die Bodenplattenfugen im Wohnzimmer hoch, so Helena Breuer, Anwohnerin in der Kölner Straße in Dahlem.

Für den Fachmann gibt es bei ihnen einiges zu sehen: Bei den Klimpels, die drei ihrer fünf Hühner per Schlauchboot retten konnten, stand der Keller 80 Zentimeter hoch unter Wasser. Die Folge: Waschmaschine, Trockner, drei Autos, ein Aufsitzmäher und Kleinmöbel sowie das Gartenhäuschen mit Hühnerstall sind zerstört oder funktionsunfähig. „Das war definitiv schlimmer als im Juli 2021“, so Silke Klimpel.

Ein Mann steht in seinem Garten in Dahlem an einem Aufsitzrasenmäher und weiteren Gegenständen, die das Hochwasser zerstört hat.

Wartet nun auf den Gutachter der Versicherung: Sascha Klimpel hat den ganzen Keller ausgeräumt.

Doch Klimpels stehen nicht alleine da – auch dank der tollen Nachbarschaft und der Kollegen und Kolleginnen der berufstätigen Eheleute. Silke Klimpel wird von einer Kollegin zur Arbeitsstelle in Kronenburg mitgenommen, Sascha Klimpel bekommt zunächst von seinem Arbeitgeber, der Gemeinde Hellenthal, ein Dienstfahrzeug ausgeliehen.

An der Bahnstrecke Köln-Trier wurde eine Böschung weggespült

Weiter ortseinwärts, wo sich am Donnerstagabend das Wasser wie ein Sturzbach bis zum tiefsten Punkt unterhalb des Vereinshauses – dort lief ebenfalls der Keller voll – ergoss, ist Helena Breuer ratlos. Eine Elementarschadenversicherung hat sie für ihr Haus nicht, in dem sich das steigende Grundwasser durch die Fugen des Wohnzimmerbodens hochdrückte. Seitdem räumt sie vors Haus, was zu Schaden kam: Polstermöbel, Tischchen. Doch auch sie beschäftigt die Frage, was aus dem Verbrauchermarkt wird, den sie bisher so gut erreichen konnte: „Ich habe kein Auto, was wird denn dann?“

Mal sind Keller vollgelaufen, mal ist der Garten zur sumpfigen Fläche geworden – und mal ist ein Teil einer ganzen Böschung heruntergespült worden, ausgerechnet unter dem Gleisbett der Eifelstrecke Köln-Trier, wenige hundert Meter vom Bahnhof Dahlem entfernt.

Flut, Feuer, Flut: Schicksalsschläge für Familie aus Kommern

Das krasseste Schicksal ereilte wohl ein Ehepaar, das seinen Namen nicht genannt haben möchte. Es handelt sich um eine aus Kommern zugezogene Familie, deren Wohnhaus dort zunächst beim Juli-Hochwasser 2021 teilweise überflutet wurde. Dann machte ein Brand das gesamte Gebäude im Dezember 2021 unbewohnbar.

Die Familie zog nach Dahlem. Hier dann das nächste Unglück, als im Souterrain des Hauses, das am Hang steht, die Küche überflutet wurde. Seitdem steht das Wohnhaus leer, die Neu-Dahlemer haben es fluchtartig verlassen und sind erneut privat untergekommen.

Von solchen Dramen ist man in Schmidtheim, das nach Dahlem am schlimmsten betroffen ist, verschont geblieben, so Ortsbürgermeister Bohnen. Auch der Neubau des Kindergartens, dessen Richtfest vor wenigen Tagen gefeiert wurde, sei nicht betroffen gewesen. Dennoch habe es auch hier vereinzelt vollgelaufene Keller gegeben. Vor allem in der Neustraße, die am Donnerstagabend einem See glich. Am Montag deutete noch der von den Wassermassen aufgerissene Graben der Oberflächenentwässerung an, welche Wassermassen sich hier vier Tage zuvor ergossen haben.

„Wir sammeln die Daten, die bei uns den ganzen Tag einlaufen“, so Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Jan Lembach. Er bewertete vor allem die abgerutschte Bahnböschung in Dahlem als kritisch: „Etwas weiter entfernt hatten wir schon 2021 ein Problem damit.“ Möglicherweise habe die Flut 2021 den Boden in dem Bereich nachhaltig aufgeweicht. Das würde weitere Arbeiten vor der Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke bedeuten.