Ultras sorgen für StimmungMädchenfußball in Kommern boomt
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Mechernich-Kommern – War der Gegner in der ersten Runde des Verbandspokals nun Losglück oder fällt ein Gegner aus der Bundesliga eher in Kategorie Lospech? Für Sascha Wagner, Trainer der B-Juniorinnen des VfL Kommern, war diese Frage vor der Begegnung nicht zu beantworten – wie das Spiel einzuordnen sei, dagegen schon.
„Das ist der Höhepunkt der Saison“, sagte der Coach vor dem Duell gegen Bayer Leverkusen. Mehr als 100 Zuschauer waren in das Wälschbachstadion gekommen, um das letztlich einseitige Spiel zu sehen. Mit 0:7 (0:4) war der Erfolg des Bundesligisten am Ende mehr als deutlich.
Dabei hat die Jugendabteilung des VfL Kommern im Mädchenbereich eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Seit Alexander Koch vor vier Jahren das Zepter übernommen hat, ist ein regelrechter Boom eingetreten. Waren damals 13 Spielerinnen im Kader der C-Juniorinnen, so spielen mittlerweile 60 Mädchen in den verschiedenen Jugendmannschaften des Vereins.
„Unser Einzugsgebiet ist der ganze Kreis – von Hollerath über Blankenheim bis nach Euskirchen“, berichtet Wagner, der vor drei Jahren als Jugendtrainer beim VfL eingestiegen ist. Es gebe einfach wenig Mädchenmannschaften im Kreis, vielleicht noch Zülpich, aber dann werde es dünn, so Wagner. „Wenn man in einer bestimmten Klasse spielen will, kommt man an Kommern nicht vorbei“, sagt er selbstbewusst.
Bis zu den E-Junioren könnten Jungs und Mädchen zusammen in einer Mannschaft spielen, doch dann entwickeln sich die Interessen und die körperlichen Fähigkeiten zu stark auseinander. „Wir sprechen die jungen Spielerinnen aktiv an“, sagt Wagner. In seinem Team seien die besten Nachwuchsspielerinnen der Eifel aktiv.
Aktuell belegt der VfL Kommern Platz drei in der Mittelrheinliga, doch es soll mehr sein. „Platz eins ist das Ziel“, so Wagner. Ob letztlich der Aufstieg in die Regionalliga – sollte er klappen – auch wahrgenommen werde, sei noch nicht abschließend geklärt. „Da stehen dann jede Menge Fahrten an“, gab der Trainer zu bedenken.
Zukunft unsicher
Zudem ist die Zukunft bei den Erwachsenen noch nicht sicher. Eine Frauenmannschaft, die die Youngsters übernehmen könnte, gibt es in Kommern nicht mehr. „Wir haben derzeit eine Kooperation mit Wißkirchen“, so der Trainer. Da stehen nun Gespräche an, schließlich sollten die Mädchen, wenn sie die Altersgrenze überschreiten, einen Anschluss finden.
Dass die Leverkusenerinnen eine große Hürde sein würden, war im Vorfeld klar. Mit Platz zwei in der Bundesliga West/Südwest sind sie ein Spitzenteam. Und das stellten sie in Kommern von der ersten Minute an unter Beweis. Aggressiv und hungrig setzten sie die Gastgeberinnen unter Druck und ließen sie kaum zur Entfaltung kommen. So war das 1:0 in der sechsten Minute durch Indy Lindelauf die logische Folge.
Kommern wehrt sich tapfer
Doch die Heimmannschaft wehrte sich tapfer, obwohl sie permanent unter Druck stand. Ein verschossener Elfmeter der Leverkusener in der zwölften Minute und zwei Pfostentreffer machten deutlich, wie sehr die Gäste auf den Sieg drängten. Dank einer engagierten Abwehrleistung gelang es den Kommernerinnen bis kurz vor der Pause standzuhalten. Dann allerdings erzielte Leverkusen zwischen der 34. und der 40. Minute durch Paula Dziallas, Estrella Merino Gonzales und Julia Mickenhagen drei Treffer zum Pausenstand von 4:0.
Torhunger nicht gestillt
Auch nach der Pause war der Torhunger der Leverkusenerinnen nicht gestillt. Sina Frank in der 46. und Delice Boboy in der 48. Minute erhöhten auf 6:0. Doch trotz vieler Angriffe gelang es den Kommernerinnen, den Zwischenstand zu halten, bis schließlich Gonzales in der 76. Minute den Endstand von 7:0 besorgte.
Nicht nur die gut gefüllten Ränge sorgten für eine angemessene Kulisse. Für echte Pokalstimmung sorgte der Kommerner „Ultrablock“, der mit Trommeln, Sprechchören und Rauchfackeln Stadionatmosphäre produzierte.
„Der Rahmen hat gestimmt“, freute sich Trainer Wagner. Das sei ein Erlebnis, das seine Spielerinnen lange nicht vergessen. Darauf komme es an, betonte er. So eine Mannschaft komme nicht für ein Vorbereitungsspiel aufs Dorf, da sei das Ergebnis zweitrangig. „Das ist Leistungssport, bei uns ist es leistungsorientierter Breitensport“, machte er den Unterschied deutlich.