Nach fast zweijähriger Zwangspause wächst die Vorfreude auf die Wiedereröffnung der Gaststätte im Kommerner Ortskern von Tag zu Tag.
Nach fast zweijähriger Gastro-PauseDer Stollen in Kommern öffnet wieder seine Türen
693 Tage: Genau 21 Monate, nachdem Michael Schepers am Abend des 14. Juli mit den Füßen im Wasser noch knobelte, öffnet der Stollen in Kommern am 14. April wieder seine Türen. Die sind neu. Wie so ziemlich alles in der Gaststätte, der Kneipe und dem Hotel im Kommerner Ortskern. „Es ist der Stollen 2.0“, sagt Betreiber Schepers und legt sein Handy auf den Tresen. Das Smartphone beginnt sich zu laden.
Ein Handy, das sich auf dem Tresen einer Kneipe lädt. Dort, wo eigentlich miteinander gesprochen wird, der Moment genossen werden soll – mal weit weg von der digitalen Welt. Es zeigt den Weg, den Schepers in Kommern geht und in den vergangenen 21 Monaten gegangen ist. So sei auch darüber diskutiert worden, ob die alten Balken denn noch zeitgemäß seien.
Laut Schepers sind sie es – und vor allem seien sie charakteristisch, namensgebend. Doch es sind nicht mehr überall die Balken, die in den 1960er-Jahren verbaut worden sind. Die Wandbalken sind der Flut und dem kontaminierten Wasser zum Opfer gefallen. Die an der Decke mussten aufwendig gereinigt werden und wurden dann wieder verbaut – in einer neuen Decke.
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Corona-Pandemie veranlasst Sanierungs-Stopp
Der Grund: Sie wieder so zu verbauen wie vor dem 14. Juli sei aus Sicherheits- und Brandschutzgründen nicht möglich gewesen, sagt Schepers. Ansonsten hat nur der Whisky-Schrank in der hinteren Ecke der Gaststätte das Hochwasser unversehrt überstanden.
Eigentlich wollten Michael Schepers und seine Frau Sabrina möglichst schnell nach der Flut wiedereröffnen. Schließlich waren die Jahre zuvor auch schwierig. Stichwort: Corona-Pandemie. Doch dann veranlasste die Versicherung einen Schnell-Sanierungs-Stopp.
Proben hatten ergeben, dass das Wasser, das am Abend des 14. Juli durch die Gaststätte geflossen ist, verseucht war. Also wurde die Gaststätte komplett auf Links gedreht. „Es war ein absoluter Rohbau. Hier war nichts mehr drin“, sagt Michael Schepers.
Wäre der Besitzer nicht versichert gewesen, hätten die Schepers wohl aufgegeben, zumal der Keller des Gebäudes auch beim Starkregen 2016 schon unter Wasser gestanden hatte.
So wurden die Ärmel hochgekrempelt, sich gegenseitig Mut gemacht und losgelegt. „Wir hätten total gerne mit Handwerkern aus der Region gearbeitet. Weil wir aber ursprünglich möglichst schnell wieder aufmachen wollten, hatten viele aus Kapazitätsgründen abgewunken“, sagt der Betreiber.
Lagerräume und Toiletten in neuem Anbau untergebracht
Nun steht die Wiedereröffnung an. Die Tränen, die nach der Flut geflossen sind, sind getrocknet. Fließen soll nun nur noch das Bier aus der neuen Zapfanlage an der neuen Theke. Die ist größer geworden als vor der Flut. Von dort aus blickt man auf ein überdimensionales Bild aus dem Mechernicher Bergwerk, das der Gaststätte einst ihren Namen gab. Schepers: „Wir haben extra ein Fotoshooting gemacht.“
„Wir haben das verändert, was wir verändern konnten und wollten. Der Platz ermöglicht ein besseres Arbeiten“, erklärt der Stollen-Chef. Zudem habe der Eigentümer des Gebäudes noch zusätzliches Geld in die Hand genommen und einen Anbau realisiert. Dort sind Lagerräume und die Toiletten untergebracht, die bisher im Keller waren. „Je später der Abend, desto eher wurde der Gang zur Toilette zur Gefahrenquelle“, berichtet Schepers.
Vorfreude auf die Wiedereröffnung steigt
Wer am 14. April oder in den Tagen danach den Stollen betritt, wird aber zunächst keine Speisen serviert bekommen. Am 14. April wird es ein Soft-Opening geben. Der Grund: In der Küche wird noch fleißig gewerkelt. Erst am 23. April wird es dann auch wieder etwas zu essen geben.
„Die Vorfreude auf die Wiedereröffnung steigt von Tag zu Tag. Das merken wir auch bei den Kommernern, die immer wieder einen Blick durch die Fenster riskieren“, sagt Schepers: „Für uns ist das hier unser Wohnzimmer. Wir hängen am Ort und am Stollen.“
Ruhetag
Dass die Gaststätte Stollen in Kommern weiterhin elementarversichert ist, lässt sich die Versicherung laut Betreiber Michael Schepers gut bezahlen. Der Versicherungsbeitrag habe sich verdoppelt. Die Summe wird auf die Pacht umgelegt. Hinzu kommen weitere Preistreiber.
„Natürlich merken wir die gestiegenen Energie- und Personalkosten. Für den Mindestlohn arbeitet keiner mehr im Stollen.“ Entsprechend werden laut Schepers auch die Bierpreise steigen. Kostete das 0,2er-Kölsch im Sommer 2021 noch 1,90 Euro, werden für den Strich auf dem Deckel nun 2,20 Euro fällig.
„Was man früher für ein Steak bezahlt hat, bezahlt man nun für ein Schnitzel“, sagt Schepers, der künftig verstärkt in der Küche des Stollen stehen wird. Der Grund: Es fehlt ein Koch. Eine Dauerlösung soll das aber nicht sein. „Da bekommt man zu wenig vom Treiben und dem Tagesgeschäft in der Kneipe mit“, erklärt Schepers, der historische Bilder der Kneipe sucht, um sie im Stollen aufzuhängen.
Eine Neuerung wird es zudem geben. Der Dienstag ist künftig Ruhetag. „Wir brauchen den Tag einfach, um die offenen Baustellen abzuarbeiten. Zudem ist der Mitarbeiter-Pool zwar gut gefüllt, aber nicht so, dass wir einen Sieben-Tage-Betrieb gestemmt bekommen“, so Schepers.