Dort staute sich das Wasser bei der Flut von 2021 bis zu 1,5 Meter hoch, besonders für das Unterdorf ist das eine Gefahr.
Sorge vor ÜberschwemmungDamm der alten Kreisbahn in Satzvey kann zum Problem werden
„Für die Ortschaft Satzvey, insbesondere deren Unterdorf, hatte das Hochwasserereignis von 2021 verheerende Folgen. Das Wasser staute sich trotz einer enorm hohen Fließgeschwindigkeit bis zu 1,50 Meter hoch in den Straßen und umliegenden Gärten sowie Häusern auf.“ Das schrieb Heinz Blindert, ein Anwohner des Lindenwegs, Anfang November in einem Brief an die Stadt Mechernich. Er hat ebenso wie seine Nachbarn im Satzveyer Unterdorf große Sorge, dass beim nächsten Starkregen wieder alles unter Wasser steht.
„Ich habe ja vergleichsweise noch Glück gehabt. Bei mir war bloß der Keller betroffen. Aber das allein hat ja schon einen enormen Schaden verursacht“, sagte Blindert im Gespräch mit dieser Zeitung. Zahlreiche andere Nachbarn von Bahnhofsweg, Lindenweg und Brochgasse hatten die braune Brühe im Juli 2021 auch im Erdgeschoss stehen.
Schon unmittelbar nach der Flutkatastrophe hatten die Satzveyer darauf hingewiesen, dass es bereits 2002 und 2016 zu erheblichen Überschwemmungen gekommen war und dass es dafür auch eine oder vielleicht sogar mehrere Ursachen gibt. Blindert, seines Zeichens pensionierter Ingenieur, hat den Damm der ehemaligen Kreisbahn als Ursache Nummer eins für den hohen Wasserstand und starken Rückstau der Wassermassen bei Starkregen ausgemacht. „Form und Lage dieses Dammes, flussabwärts gelegen unmittelbar hinter der Ortschaft angrenzend, verhinderten ein ungehindertes Abfließen des ankommenden Wassers in die Veybach-Auen und verschlimmerten die Hochwassersituation über das Übliche hinaus“, heißt es in seinem Schreiben an die Stadtverwaltung.
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Abtragung soll Hochwasserschutz verbessern
Über besagten Damm führte von 1895 bis 1965 die ehemalige Kreisbahn, die einst die Industrie- und Gewerbebetriebe in Firmenich, Satzvey, Antweiler und Arloff mit der Bahnlinie Köln-Trier verband. Die Gleise wurden abgebaut, der Damm, rund 150 Meter lang und 20 Meter breit, blieb bestehen. „Der in Flussrichtung des Veybachs linksseitig gelegene Damm muss so schnell wie irgend möglich abgetragen werden, um den Hochwasserschutz unserer Häuser deutlich zu verbessern“, appellierte Blindert an die Stadt.
Dass er bis Ende Januar noch keine Antwort auf sein Schreiben erhalten hatte, lag nach Auskunft von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick an einem internen Kommunikationsproblem der Stadtverwaltung. „Wir sind an der Sache dran“, erklärte er auf Anfrage. Schick hatte bereits Ingenieur Rudi Mießeler damit beauftragt, nach einer Lösung für das Problem mit dem Kreisbahndamm zu suchen. UWV und SPD hatten sich bereits eingeschaltet und bei den betroffenen Bürgern gemeldet. Die CDU-Fraktion hatte ebenfalls einen Antrag eingebracht, der auf die geplanten Maßnahmen zum Überschwemmungsschutz im Stadtgebiet eingeht.
„Ich habe mich vor Ort umgesehen und dabei festgestellt, dass der Einbau von 800er Rohren wohl nicht möglich ist, weil der Damm dafür nicht hoch genug ist“, erklärte Rudi Mießeler.
Kosten für Abtragung könnten höher sein, als gedacht
Er hatte auch in Erwägung gezogen, dass der Damm abgetragen werden könnte. Mit welchen Kosten diese Maßnahme verbunden sein wird, hängt ganz davon ab, aus welchem Material der Damm besteht. Es könnte laut Anlieger Blindert sein, dass dort Abraum aus dem Bergwerk oder andere kontaminierte Materialien eingebaut wurden, die im ungünstigsten Fall für teures Geld auf einer Sonderdeponie entsorgt werden müssen.
Einen erfahrenen Fachmann habe er beauftragt, ein Bodengutachten des Damms zu machen, so Mießeler. Schriftlich werde er das Gutachten voraussichtlich in dieser Woche erhalten. Doch der mündliche Vorab-Bericht mache wenig Hoffnung, dass die Option, den Damm abzutragen, realistisch ist: Es handele sich um „versauten Boden“, so Mießeler. Was das genau bedeutet, könne er erst sagen, wenn er das Gutachten gelesen habe. Jedoch sei klar, dass die Abtragung „ein Riesengeld“ kosten werde.
Einbau von Durchlässen?
Andere Möglichkeiten habe er bereits im Kopf, es habe auch ein Ortstermin mit Vertretern der Verwaltung stattgefunden, sagt Mießeler. Der Einbau mehrerer Durchlässe könnte eine Möglichkeit sein. Ob die röhren- oder kastenförmig werden, wie groß sie sein und an welchen Standorten sie eingebaut werden können, müssen die detaillierten Vermessungen zeigen. Fest steht für ihn, dass die Maßnahme schnellstmöglich angegangen wird. Er versteht die Angst der Anwohner vor erneuten Überschwemmungen – weist aber auch darauf hin, dass vernünftige Lösungen gefunden werden müssen.
Dass die Sorgen der Satzveyer bezüglich des Hochwasserschutzes berechtigt sind, bestätigte auch Bürgermeister Schick. „Wir sind ja dabei, zwischen Harzheim und Eiserfey sowie in Vussem große Regenrückhaltebecken zu bauen, die dafür sorgen werden, dass zum Beispiel der Veybach in Satzvey bei Starkregen weniger Wasser führt als bisher“, sagte Schick.
In seinem Brief hatte Heinz Blindert darauf hingewiesen, dass es vermutlich eine geraume Zeit dauern werde, bis die geplanten Bauwerke realisiert seien: „Deshalb hat die Abtragung des Damms für uns oberste Priorität.“ Er weist außerdem darauf hin, dass das Regenüberlaufbecken im Bereich der Brochgasse seiner ursprünglichen Funktion offenbar nicht mehr gerecht wird. Schon bei etwas stärkeren Regenfällen laufe das Becken über. „Dann springt der Kanaldeckel aus der Führung und das Wasser läuft in unsere Gärten“, so Blindert. Die Anlage sei vor Jahrzehnten gebaut worden und werde von zwei Kanälen gespeist, die durch die rege Bautätigkeit der vergangenen Jahre in Satzvey ein höheres Wasseraufkommen zu bewältigen haben.