Aus Angst vor erneutem Hochwasser fordern Satzveyer Bürger den Abbau des alten Kreisbahndamms. Die Politik sagt Sofortmaßnahmen zu.
ÜberschwemmungsgefahrDer alte Bahndamm in Satzvey soll durchlässiger für Wasser werden
War der Damm der ehemaligen Kreisbahntrasse zwischen Arloff und Firmenich schuld daran, dass sich bei der Überschwemmungskatastrophe im Juli 2021 in Satzvey das Wasser im Bereich Bahnhofsweg, Lindenweg und Brochgasse bis zu einer Höhe von 1,50 Metern anstaute? Für zahlreiche Satzveyer Bürger, die in dem genannten Areal wohnen, steht dies außer Frage, weswegen sie von der Mechernicher Stadtverwaltung die Abtragung des rund 150 Meter langen und 20 Meter breiten Damms fordern.
Mit großem Interesse verfolgten dann auch knapp 30 Anwohner die Diskussion in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses, in dem das Thema auf der Agenda stand. „Der Bereich vor dem alten Kreisbahndamm wäre ein tolles Regenrückhaltebecken. Leider stehen unsere Häuser darin“, begann Anwohner Malte Blindert seinen detaillierten Vortrag, in dem er den Lokalpolitikern noch einmal die aktuelle Situation verdeutlichen wollte.
Aus Sicht der Stadt löst Abtragung nicht das Problem in Satzvey
Neben der Abtragung des Damms fordern die betroffenen Satzveyer Bürger auch eine Überarbeitung der Fußgängerbrücke über den Veybach, denn die habe sich in der Vergangenheit bei Hochwasser- und Starkregenereignissen immer als Nadelöhr für die Wassermassen erwiesen.
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Eine gänzlich andere Haltung vertrat Fachbereichsleiter Mario Dittmann von der Stadtverwaltung. „Das Abtragen des Damms wird nicht die gewünschte Wirkung erzielen“, so der Tiefbauspezialist: „Denn das Gelände hinter dem Damm liegt noch einmal 20 bis 30 Zentimeter höher als der bebaute Bereich davor.“ Es werde daher auf jeden Fall zu einem Rückstau kommen, auch ohne Damm.
Abtragung des Damms würde Stadt Mechernich 600.000 Euro Kosten
Hauptgrund für die hohen Schäden beim Hochwasser 2021 sei der enorme Zulauf aus dem Oberlauf des Veybachs gewesen, so Dittmann: „Deswegen ist es wichtig, dass zum Beispiel zwischen Eiserfey und Vussem ein großes Rückhaltebecken gebaut wird.“
Dies werde positive Auswirkungen auf den Veybach-Pegel haben, die bis nach Euskirchen zu spüren seien, bestätigte auch Ingenieur Rudi Mießeler, der im Auftrag der Stadt den fraglichen Bereich rund um den Kreisbahndamm in Satzvey unter die Lupe genommen hatte.
Gegen eine komplette Abtragung des Damms sprächen auch die Kosten, rechnete Mießeler vor: Rund 600.000 Euro würden die Erdarbeiten kosten und die Deponierung der geschätzt 15.000 Tonnen Material, die vor dem Jahr 1895 beim Bau des Damms aufgeschüttet wurden, schlüge noch einmal mit einer weiteren Million Euro zu Buche.
CDU-Ratsherr Marco Kaudel, Ortsbürgermeister aus Lessenich, wollte sich nicht auf eine Kostendiskussion einlassen: „Wir können froh sein, dass 2021 niemand in Satzvey ertrunken ist. Wir sollten daher machen, was nötig ist, um eine Verbesserung der Situation für die Bürger herbeizuführen“, sagte Kaudel, der als Mitglied der Feuerwehr die Flutnacht in Satzvey hautnah miterlebt hatte.
Auch die Engstelle der Veybachbrücke soll entschärft werden
Auch Beigeordneter Thomas Hambach plädierte dafür, einen „bunten Strauß an Maßnahmen“ anzugehen, die in der Summe die Gefahren eines neuen Hochwassers reduzieren sollen. Zunächst soll daher der Durchfluss am Damm verbessert werden.
Statt neuer Rohrleitungen soll jedoch ein rechteckiges Kastenprofil in den Damm eingebaut werden, damit das Wasser schneller abfließen kann. So soll die Gefahr vermindert werden, dass sich Treibgut vor den Durchlässen sammelt und sie verstopft.
Außerdem soll eine vorhandene Verrohrung, die durch den Damm führt, geöffnet und Oberflächenwasser aus dem Bereich der betroffenen Straßen herausgehalten werden. Dafür müsse das Rückhaltebecken in der Brochgasse ertüchtigt werden. Im Zuge des Neubaus eines Radwegs über den Kreisbahndamm soll dann schließlich auch der Durchlass an der Veybachbrücke vergrößert werden, um diese notorische Engstelle zu entschärfen.
Und was sagen die Anwohner zu den Entscheidungen des Planungsausschusses? „Das ist natürlich besser als nichts, aber auch nicht mehr als ein erster Schritt“, so Malte Blindert: „Es ist wichtig, mit der Verwaltung im Gespräch zu bleiben, damit wenigstens diese Sofortmaßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt werden.“