Euskirchen – Ein Großteil der Straßeninfrastruktur des Landes NRW, die durch das Hochwasser vor einem Jahr zerstört wurde, ist wiederhergestellt. Doch nicht überall sind die Baufirmen schon abgezogen, etwa an der Kölner Straße in Euskirchen, wo die Heitkamp-Unternehmensgruppe die Erftbrücke erneuert.
Am Mittwoch machte sich der neue Landesminister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen), ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten. Er lobte die Bilanz des Landesbetriebs Straßen NRW, der in seinem Zuständigkeitsbereich 15 Brücken komplett ersetzen müsse. In neun Fällen sei dies bereits geschehen, an drei Brücken werde gearbeitet, bei drei weiteren stehe der Baubeginn bevor.
Großbaustelle mit Besonderheiten
Euskirchen erhalte an der Kölner Straße „ein Brückenbauwerk, das alle künftigen Hochwässer aushält“, sagte Krischer unter Berufung auf den Landesbetrieb, für den die Technische Direktorin Petra Beckefeld zuvor die Besonderheiten der Großbaustelle erläutert hatte.
Die eng verzahnte Arbeitsweise zwischen den Beteiligten sei eher untypisch, sagte sie. Die Landesregierung habe es mit erheblichen Erleichterungen im Vergabeverfahren ermöglicht, das Bauvorhaben unbürokratisch und schnell in Angriff zu nehmen. Dass das Projekt sich in die Länge zieht, hängt mit den Bedingungen zusammen.
Die Arbeiten, die im April begannen, gehen in zwei Phasen über die Bühne – nach Beckefelds Worten eine „Sonderlösung“ . Das Bauunternehmen Heitkamp erneuert derzeit die nördliche Fahrbahnseite. Der Verkehr wird über den südlichen Brückenteil geführt. Im zweiten Abschnitt wird umgekehrt verfahren.
In zwei Bauabschnitte geteilt
Die erste Bauphase soll vor dem Start der Zuckerrübenkampagne im Herbst beendet sein. So können die Transporter, die Rüben zu Pfeifer & Langen an der Bonner Straße bringen, ungestört die Erft überqueren. Nach der Kampagne geht es Anfang 2023 mit den Arbeiten weiter.
Die Brücke unterscheidet sich auch in der Bauweise von herkömmlichen Exemplaren. Heitkamp setzt auf Fertigbauteile und im Bereich der Widerlager auf einen Erdunterbau mit Kunststoff-Geogittern. Dies gilt als umweltfreundlich, da für das Fundament weniger Beton hergestellt werden muss.
Stadt wollte mehr Mitspracherecht
Aus dem Gesamtprojekt lasse sich ableiten, „was wir in Zukunft besser machen können“, sagte Krischer. Ob denn auch die Stadt Euskirchen zufrieden sei, wollte der Minister von Sacha Reichelt (parteilos) wissen.
Der Bürgermeister erklärte, er sei froh, dass es mit dem Brückenbau schnell vorangehe, sagte aber auch, dass er sich mehr Mitspracherecht beim Baustellenmanagement gewünscht hätte. Die Verwaltung erhalte immer wieder Beschwerden wegen der Verkehrsführung.
Bei einer schnellen Planung komme die Abstimmung zwischen den Behörden manchmal zu kurz, erwiderte Krischer. Dem Wunsch Reichelts, Genehmigungsverfahren im Allgemeinen zu beschleunigen, schloss er sich an. „Brauchen wir wirklich jede Behörde?“, hatte der Bürgermeister gefragt.
Beim Hochwasserschutz ist „noch viel zu tun“
Was die Verbesserung des Hochwasserschutzes anbelangt, räumte Krischer ein, dass „noch viel zu tun“ sei. Das Land wolle diesen Schutz „weiter intensivieren und ausbauen“, schrieb sein Ministerium dazu in einer Pressemitteilung.
Die Bilder vom 14. und 15. Juli 2021 gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, hatte Krischer eingangs gesagt. Er erinnerte an die Menschen, die ihre Existenz oder sogar ihr Leben verloren hätten. Auch in Euskirchen sei nach der Flut „längst noch nicht Normalität eingekehrt“.