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Rote Zahlen nach 30 JahrenTrockenheit und Borkenkäfer setzen Dahlemer Gemeindewald zu

Lesezeit 5 Minuten

Trotzdem gab es Lob für Gemeindeförster Ditmar Krumpen, hier im Wald an der Dahlemer Binz. „Der Gemeindewald in Dahlem ist in gutem Zustand“, heißt es vonseiten des Landesbetriebs Wald und Holz im jüngsten Wirtschaftsbericht.

Dahlem – Erstmals seit 1991, dem Sturmjahr mit Vivian und Wiebke, ist die Holzwirtschaft im rund 3000 Hektar großen Gemeindewald von Dahlem wieder in die roten Zahlen gerutscht. Ein Minus von rund 300 000 Euro legt der Landesbetrieb Wald und Holz bei der Planung des Wirtschaftsergebnisses für 2021 zugrunde. Dennoch gab es viel Lob für Dahlems Gemeindeförster Ditmar Krumpen.

Thomas Maur, stellvertretender Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde, hat den Überblick über seinen Dienstbezirk. Und so fasste er sein Urteil über die Bewirtschaftung des Dahlemer Gemeindewaldes schlicht in einem Satz zusammen: „Der Waldzustand ist weiterhin gut.“ Vor allem der schnelle und umfassende Schadholz-Einschlag und Abtransport aus dem Wald zahle sich aus, damit zusammenhängend die Investitionen in den Wegebau im Gemeindegrün, den im Auftrag eine Fachfirma übernimmt.

Gegen die Dauerbelastung ist der Förster machtlos

Dennoch: Gegen eine seit nun drei Jahren anhaltende Dauerbelastung für den Wald durch Trockenheit, Stürme, vor allen Digen aber einen historisch großen Borkenkäferbefall, der vor allem die Fichte – den Eifeler Brotbaum – und Douglasien betrifft, ist natürlich auch Gemeindeförster Ditmar Krumpen machtlos. Da kann er den von ihm und einem Waldarbeiter beaufsichtigten Gemeindewald so gut pflegen und pflegen lassen, wie er will.

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Für Krumpen war das Lob aus berufenem Munde dennoch eine Wohltat – passend zum 30-jährgen Dienstjubiläum von Dahlems Gemeindeförster, der dort am 1. Januar 1990 seine Dienststelle angetreten hat.

Die Zahlen in der Planung des Landesbetriebs für den Dahlemer Gemeindeforst sind ansonsten auch ernüchternd genug, wie Maur in der jüngsten Sitzung des Forstausschusses erläuterte. Bei den Ausgaben geht die Dienststelle in Nettersheim demnach von 747815 Euro aus, denen Einnahmen von 447587 Euro gegenüberstehen, davon sind rund 120000 Euro Jagdpachteinnahmen. Unterm Strich aber steht ein Minus von 300 228 Euro. Das ist das erste negative Wirtschaftsergebnis seit 29 Jahren, als die Stürme Vivian und Wiebke auch im Dahlemer Wald für große Schäden sorgten.

Auch Zülpich hat Baumschäden

Rund um den Zülpicher Wassersportsee und im Bereich des Neffelsees hat es nach Angaben von Michael Holzwarth, Leiter des Forstbezirks Hardtburg, im vergangenen Jahr erhebliche Schädigungen im Baumbestand gegeben. Etwa 100 Bäume seien abgestorben oder hätten kurz davor gestanden. Im Rahmen der Verkehrssicherung seien die geschädigten Bäume fachgerecht und schonend entnommen worden, berichtete Holzwarth in der jüngsten Sitzung des Strukturausschusses im Zülpicher Forum. Kosten in Höhe von 10 000 Euro seien dafür angefallen.

Auch im Kiefernwald bei Bürvenich sei es aufgrund der Witterungsextreme in diesem Jahr zu einer größeren Ansammlung von Schadholz gekommen, so der Forstexperte.

Da es sich um Naturschutzgebiet handele, sei das Holz während der Vegetationszeit nicht aufgearbeitet worden. „Der Absatz von Kiefernholz gestaltet sich im Moment besonders schwierig, da der Markt aufgrund der hohen Schadholzmenge im Bereich der Fichte gesättigt ist“, so Holzwarth. Die Aufbereitung des Schadholzes ist derzeit fürs kommende Jahr geplant. Allerdings könne es auch sein, dass das Holz liegengelassen wird. Einen entsprechenden Antrag stellten die Grünen im Ausschuss, da durch den Einsatz von schwerem Gerät der Boden unnötig verdichtet werde. Es soll nun geprüft werden, ob die Aufbereitung tatsächlich nötig ist und was sie kosten würde.

Für das kommende Wirtschaftsjahr sei kein regulärer Holzeinschlag im Zülpicher Stadtwald geplant. Aus Gründen der Verkehrssicherung wurden laut Holzwarth aber 20 000 Euro für mögliche sogenannte Sanitärhiebe eingeplant.

Für eventuelle Nachbesserungen der Eichenkultur im Zülpicher Stadtwald seien zudem 1000 Euro eingeplant worden. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsprämie, die Waldeigentümer beantragen können, stehen laut Holzwarth der Stadt Zülpich 8272 Euro zur Verfügung. Ein Antrag sei bereits gestellt worden.

Nach dem dritten Jahr mit Borkenkäferbefall werden so aus 6168 Festmetern Holzeinschlag nur noch 237130 Euro an Einnahmen erwartet. Die 1918 Festmeter Buchenholz mögen da noch gute Preise erzielen. Doch für 4250 Festmeter Kalamitäts-Einschlag in Fichten und Douglasien ist das nicht der Fall. „Da ist der Holzpreis aktuell auf 25 Euro gefallen, in normalen Zeiten liegt er bei um die 100 Euro“, so Bürgermeister Jan Lembach.

Dass es andernorts noch wesentlich schlechter aussieht, sei, so Lembach, nur darauf zurückzuführen, dass die Dahlemer Wälder 50 bis 80 Meter höher liegen als die der Nachbargemeinden. Der Borkenkäfer hat in der Masse den Sprung bis auf über 600 Meter Höhe zum Beispiel an der Dahlemer Binz offenbar noch nicht geschafft.

Bund unterstützt die Kommunen finanziell

Um den Waldbesitzern in dieser Situation finanziell zu helfen, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Sonderförderung in Höhe von 500 Millionen Euro freigegeben. Maximal 200000 Euro, über drei Jahre verteilt, sind die Höchstförderung für einen Antragsteller. Die Gemeinde Dahlem ist dabei.

Welche Empfehlungen gibt der Fachmann vom Landesbetrieb nun für die nahe Zukunft? Thomas Maur glaubt, dass der „Wirtschaftsschwerpunkt in der Betriebsklasse Fichte“ dennoch beibehalten werden soll – welche Alternative wären für den Eifeler Brotbaum auch denkbar? „Störflächen“, ob durch Käferbefall oder Windwurf entstanden, sollen erst ab 0,2 Hektar aufgeforstet werden. Darüber hinaus sind allerdings der Aufbau und die Förderung klimastabiler Mischbestände aus Laub- und Nadelholz die Prämisse. Maur unterstützt die Investitionen der Gemeinde in Wegebau, Wegepflege und die Wegeinstandhaltung, wie es bisher Praxis ist: „Wer da investiert, wie es die Gemeinde Dahlem tut, hat ganz klar Wettbewerbsvorteile.“

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Und er appelliert, den Wilddruck weiter konsequent zu reduzieren. Da ist die Gemeinde bei ihren sieben Pachtrevieren im Plan: Von 193 Stück Rotwild, die im noch laufenden Abschussjahr 2019/20 aus dem Bestand entnommen werden sollen, haben die Jäger bisher schon 187 erlegt.