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Politische DebatteBosbach und Potofski diskutierten in Vogelsang über AfD und Migration

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Wolfgang Bosbach im Gespräch mit Ulli Potofski.

Interessante Anekdoten aus ihren Leben erzählten Wolfgang Bosbach (l.) und Ulli Potofski bei ihrem Plausch in Vogelsang. Auch über aktuelle Probleme wurde gesprochen.

Wolfgang Bosbach und Ulli Potofski, beide Jahrgang 1952, sprachen in Vogelsang über ihr Leben und aktuelle gesellschaftliche Probleme.

Die guten Umfragewerte der AfD sorgten am Donnerstagabend auch im Panoramasaal von Vogelsang IP für Diskussionen. „Wir müssen dagegen halten“, forderte der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, der in die Eifel gekommen war, um mit dem Sportjournalisten Ulli Potofski über aktuelle Themen und Anekdoten aus dem Leben der beiden in sieben Jahrzehnten zu sprechen.

Gleich zu Beginn überraschte Potofski mit der Information, dass der Vogelsang IP-Geschäftsführer Thomas Kreyes einmal sein Chef bei RTL gewesen sei. „Er war sehr nett. Wenn ich zu ihm gegangen bin und zehn Prozent mehr Gehalt gefordert habe, hat er gesagt nimm doch gleich 20.“

Danach machte der Sportmoderator einen Schlenker zur Tagespolitik und meinte: „Umfragewerte von 20 Prozent für die AfD machen mir Sorgen.“ Ein Besucher stimmte zu: „Immer mehr Leute schwenken um.“

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Bosbach: In Sachsen könnte die AfD stärkste Partei werden

Bosbach räumte ein, dass es ihm auch keine Freude bereite, wenn die AfD höhere Werte als die SPD habe. Die Situation sei uneinheitlich. „In den neuen Ländern ergibt sich ein völlig anderes Bild als in den alten“, erklärte der CDU-Politiker. In Sachsen könne die AfD bei den nächsten Wahlen sogar stärkste Partei werden.

Im Westen teilten viele zumindest die Grundüberzeugungen einer Partei. Die Bindungen seien immer noch relativ hoch. Das zeige sich auch daran, dass der Bundeskanzler seit der Gründung der Bundesrepublik von zwei Parteien gestellt werde. „Diese Bindung gibt es so in den neuen Ländern nicht.“

Hinzu komme, dass es auch in der ehemaligen DDR rechtsextreme Tendenzen und Nationalismus gegeben habe. „Man muss den Menschen klar machen, dass sie nicht gemeinsam mit Rechtsextremen marschieren und dann sagen können, ,mit denen haben wir nichts zu tun’“, betonte Bosbach.

Viele Flüchtlinge in kurzer Zeit aufgenommen

Früher sei man bei Frust über die Regierung zur Opposition gegangen, heute zur AfD. Diesen Trend müsse man aufhalten: „Man muss die Anhänger mit dem konfrontieren, was die AfD-Politiker fordern, sagen und tun.“ Aber nicht jeder, der AfD wähle, sei rechtsradikal.

Bosbach erinnerte daran, dass die Weimarer Republik auch daran zugrunde gegangen sei, dass sich niemand für sie eingesetzt habe. Das dürfe sich nicht wiederholen. Potofski meinte: „Da hilft nur standhaft sein und Demokrat bleiben.“

Auch über das Thema Migration wurde diskutiert. „Deine Parteifreundin Angela Merkel hat einmal gesagt, ,wir schaffen das’. Haben wir es geschafft?“, fragte Potofski. Bosbach verwies darauf, dass es mit großem ehrenamtlichem Engagement gelungen sei, viele Menschen in kurzer Zeit aufzunehmen und zu versorgen. „Ohne deutliche Korrekturen bei den Flüchtlingszahlen beispielsweise durch das EU-Türkei-Abkommen wäre es aber nicht gegangen.“

Einige Kommunen haben die Grenzen der Aufnahmefähigkeit erreicht

Die Politik habe es aber nicht geschafft, die Asylverfahren zu beschleunigen und für eine schnellere Rückführung abgelehnter Bewerber zu sorgen. Letzteres wiederum sei allerdings auch nicht immer einfach.

„Wie groß ist unsere Verpflichtung Menschen in Not aufzunehmen?“, wollte der Journalist wissen. „Wenn Menschen ertrinken, muss man ihnen einen Rettungsring zuwerfen“, sprach Bosbach Klartext. Es gebe aber auch Grenzen bei der Aufnahmefähigkeit eines Landes: „Diese Grenzen haben einige Kommunen erreicht. Wenn dann Turnhallen belegt werden müssen, kippt oft die Stimmung.“

Vorschläge aus seiner Partei, das Recht auf Asyl eventuell auch mit einer Grundgesetzänderung einzuschränken, sieht er kritisch: „Viele Dinge sind ohnehin im internationalen Völkerrecht und in der Genfer Flüchtlingskonvention geregelt.“ Es müsse aber etwas geschehen, denn die Kommunen seien auch angesichts des Flüchtlingsansturms aus der Ukraine aktuell überfordert.

Kurzweilig waren auch die Anekdoten der Protagonisten, die beide 1952 geboren sind. Bosbach hatte bei der Show „Wer wird Millionär“ spätabends mehrfach die Kanzlerin als Telefonjoker angerufen, diese aber nicht erreicht. Als sie kurz danach zurückrief, konnte er nicht drangehen: „Die hat bestimmt gedacht, der spinnt.“ Amüsant war auch die Episode, wie seine Mutter bei einem Berlinbesuch mit Helmut Kohl über die Spendenaffäre sprechen wollte.

Potofski berichtete, wie er bei einem Termin in Wimbledon fast mit Lady Di ins Gespräch gekommen wäre und erinnerte an seine „Karriere“ als Sänger Ulli Mario mit dem Lied: „Ich kann an keinem Girl vorübergeh’n.“