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„Schlagfertigkeits-Queen“ Nicole Staudinger ärgert sich über Bürokratie

Lesezeit 4 Minuten
Nicole Staudinger steht im Innenhof ihres Vierkanthofs.

In ihrer idyllischen Hofanlage veranstaltet Nicole Staudinger Seminare, Lesungen und andere Veranstaltungen.

Zweimal hat Nicole Staudinger vergeblich Mittel vom Denkmalschutz beantragt. Auf eine Begründung für die Absage musste sie lange warten.

„Ob ich 2025 noch einmal einen Antrag stelle, muss ich mir noch überlegen“, erklärt Nicole Staudinger, die als „Schlagfertigkeits-Queen“ bekannt wurde. Die Schriftstellerin, Sprecherin und Trainerin bewohnt in Nierfeld einen alten Hof und hatte zweimal vergeblich beim Denkmalschutz einen Zuschuss für Sanierungsmaßnahmen beantragt. Viel mehr als die Absage ärgert sie aber die Begleitumstände: „Unterlagen waren kurzzeitig verschwunden, tauchten dann wieder auf. Eine Begründung für die Absage habe ich erst bekommen, als diese Zeitung angefragt hat.“ Ein Sprecher des Heimatministeriums NRW teilte mit, dass Staudingers Antrag „angesichts der Anzahl von prüffähigen Anträgen“ im Landes-Denkmalförderprogramm 2024 nicht berücksichtigt werden konnte.

Die Schriftstellerin hatte den historischen Vierkanthof aus dem Jahr 1712 vor sieben Jahren gekauft. Dort lebt sie aktuell mit ihrer Mutter und den beiden Söhnen. „Die Anlage war kernsaniert und in einem guten Zustand. Doch wie an allen Gebäuden stehen jetzt einige Sanierungsmaßnahmen an“, berichtet die Autorin. Unter anderem sei geplant, das Fachwerk zu überarbeiten und Feuchtigkeitsschäden zu beseitigen. Wegen Ausblühungen habe sie eine Wand schon mehrfach in relativ kurzer Zeit streichen müssen.

Verschwundene Unterlagen tauchten plötzlich wieder auf

„In Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und dem Landschaftsverband Rheinland wurde ein umfassender und sehr detaillierter Sanierungskatalog erarbeitet. Die Kosten summieren sich auf 180.000 Euro.“ Das Gutachten habe sie rund 2000 Euro gekostet. In stundenlanger Arbeit habe sie den Förderantrag fertiggestellt und beim Land eingereicht. „Mir wurde dann mitgeteilt, dass mein Antrag 2023 nicht berücksichtigt werden konnte. Ich solle es 2024 noch einmal probieren.“

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Ein Schild mit der Aufschrift Erbaut 1712, Renoviert 1981.

Mehr als 300 Jahre hat der historische Vierkanthof in Nierfeld auf dem Buckel. Erbaut hat ihn Jupp Scheurer.

Das Bild zeigtFeuchtigkeitsschäden an einer Wand.

Der Putz platzt ab. Die Feuchtigkeitsschäden an einer Wand zeigen, dass es Sanierungsbedarf gibt.

Das habe sie dann auch getan: „Plötzlich hieß es aber, dass Unterlagen von der Unteren Denkmalbehörde fehlen würden. Die habe ich dann noch einmal besorgt“, sagt die Autorin. Mehrfach habe sie versucht, noch offene Fragen telefonisch mit der Bezirksregierung Köln zu klären. „Wenn ich dann endlich jemanden erreicht hatte, wurde mir gesagt, man habe keine Zeit für Telefonate. Ich solle die Unterlagen einfach einreichen.“

Kurz vor der Ablauf der Antragsfrist habe sie nachgefragt, ob alle Unterlagen da seien. Daraufhin habe man ihr geantwortet, dass nichts angekommen sei. „Später entschuldigte sich dann eine Mitarbeiterin und erklärte, man habe noch einmal nachgesehen und die Unterlagen gefunden. Ich solle mir aber keine Hoffnungen auf einen Zuschuss machen.“ Die Frau habe aus ihrer Sicht fadenscheinige Gründe aufgezählt, warum man den Antrag nicht annehmen könne.

Nicole Staudinger organisiert zahlreiche Veranstaltungen auf dem Hof

Im Januar habe sie dann eine kurze Absage ohne Begründung erhalten. „Ich habe daraufhin Land und Bund angeschrieben, weil ich wissen wollte, warum ich eine Absage bekommen habe und welche Projekte gefördert wurden. Niemand hat darauf geantwortet“, erzählt die Trainerin. Erst als die Redaktion bei der Bezirksregierung nachgefragt habe, habe auch sie per Mail eine Antwort bekommen.

„Wir nutzen den Hof nicht nur privat, sondern auch beruflich. Ich gebe hier Seminare, hier finden Dreharbeiten, Lesungen und andere Events statt“, betont Staudinger. Auch einen Weihnachts- und einen Flohmarkt habe sie veranstaltet. Die Anlage solle immer wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Deshalb sei es ihr ein großes Anliegen, den Hof in Schuss zu halten. „Von daher hätte ich mich über einen Zuschuss von ein paar tausend Euro gefreut.“ Eine Anfrage für Dreharbeiten für einen Märchenfilm habe sie aber wegen der sichtbaren Schäden leider ablehnen müssen.

Jeder Antrag wird auf seine Förderfähigkeit geprüft

„Das Land Nordrhein-Westfalen beteiligt sich unbeschadet bestehender Verpflichtungen in Höhe der jeweils im Landeshaushalt ausgewiesenen Finanzmittel an Maßnahmen des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, insbesondere an solchen Maßnahmen, die der Instandsetzung, Erhaltung, Sicherung und Freilegung von Denkmälern dienen“, teilt ein Sprecher des Heimatministeriums auf Anfrage mit. Die Höhe der Beteiligung richte sich nach der Bedeutung und der Dringlichkeit des Falls.

Die Bezirksregierungen würden unter Beteiligung der Denkmalfachämter des Landschaftsverbands das Denkmalförderprogramm vorbereiten. Jeder Antrag werde auf seine Förderfähigkeit hin überprüft. Sofern ein Antrag als nicht „prüffähig“ eingestuft werde, würden beim Antragsteller Unterlagen nachgefordert. In einem weiteren Schritt erfolge dann eine Prüfung beziehungsweise Abstimmung im Hinblick auf die Bedeutung und Dringlichkeit des Falles.

Aus Sicht der Bezirksregierung Köln als Obere Denkmalbehörde und des Denkmalfachamtes des Landschaftsverbandes Rheinland habe es 2024 so viele unaufschiebbare Maßnahmen an denkmalgeschützten Objekten gegeben, dass der Antrag von Staudinger nicht berücksichtigt werden konnte.