Gefährlicher Schlamm?Gemünder FDP-Politiker fragt Bundesregierung – Antwort ist mau
Lesezeit 4 Minuten
Kreis Euskirchen – Die Flutkatastrophe hat Fußböden, Wände, Gärten und andere Flächen mit Schlamm bedeckt. Niemand weiß, welche Giftstoffe dieser Schlamm enthält. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Markus Herbrand aus Gemünd hat die Bundesregierung gefragt, welche Erkenntnisse sie hinsichtlich der Schadstoffbelastung hat und welche Konsequenzen gezogen werden müssen. Über die Anfrage und die Antwort sprach Wolfgang Kirfel mit Herbrand.
Herr Herbrand, sind Sie persönlich auch von der Flutkatastrophe betroffen?
Ja, in meinem Elternhaus in Gemünd ist der Keller vollgelaufen. Auch das Erdgeschoss wurde überflutet und zerstört. Zum Glück waren in meinem Wohnhaus und meinem Büro, die beide ebenfalls in Gemünd liegen, nur die Kellerräume betroffen.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Katastrophennacht?
Wer diese Nacht im Schleidener Tal miterlebt hat, dem wird der beißende Gestank von Öl nicht mehr aus dem Kopf gehen. Das war unerträglich. Viele andere Betroffene haben mir das bestätigt. Einige Freunde von mir haben sich deshalb Handtücher in der Nacht vor die Nase gebunden. Darüber hinaus gab es in den Tagen danach auch viele Berichte über überflutete Kläranlagen in der Region.
Flut im Kreis Euskirchen: Welche Stoffe sind im Schlamm verborgen?
Welche Befürchtungen haben Sie?
Ich stelle mir wie viele andere Menschen die Frage, welche Stoffe sind in dem Schlamm verborgen sind und welche Auswirkungen das auf die Bewohnbarkeit von Häusern und Wohnungen har. Viele Betroffene fragen sich zum Beispiel, ob sie Fliesen oder Estrich aus ihren Häusern und Wohnungen raustemmen müssen und was mit ihrem Nutzgarten ist. Das sind Fragen von großer Bedeutung, auf die wir schnell Antworten brauchen.
Was hat das für Auswirkungen?
Ein Mitarbeiter einer Versicherung hat mir erklärt, das man beispielsweise eine behördliche Anordnung braucht, wenn man den Boden eines kontaminierten Geländes abtragen und sich die Kosten anschließend erstatten lassen will.
Was sagen Sie zu der Antwort der Bundesregierung?
Die Bundesregierung geht gar nicht auf meine Fragen ein. Sie betont, dass auch knapp drei Wochen nach der Flut die Nothilfe, die Abwehr von akuten Gesundheitsgefahren und die Wiederherstellung der Einrichtungen für die Daseinsvorsorge immer noch höchste Priorität habe.
Vor diesem Hintergrund sei nachvollziehbar, dass die für die Erhebung der Messdaten und die Ableitung von Maßnahmen zuständigen Landesbehörden noch kein vollständiges Bild von den eingetretenen Schäden und vom Ausmaß der Kontamination der betroffenen Flächen und Gebäude haben könnten. Dementsprechend lägen auch der Bundesregierung keine Informationen dazu vor. So kann man aber nicht argumentieren.
Was erwarten Sie von den Behörden?
Die müssen jetzt schnellstmöglich aktiv werden. Es geht darum, ob Gebäude noch bewohnbar sind oder ob sie wegen der Schadstoffbelastung besser abgerissen werden. Es muss auch geklärt werden, ob und inwieweit öffentliche Gebäude noch genutzt werden können. Der Schlamm mit den giftigen Stoffen hat sich ja in alle Ritzen festgesetzt. Das habe ich bei den Reinigungsarbeiten selbst feststellen müssen. Deshalb kann man jetzt nicht argumentieren, wir haben zurzeit Wichtigeres zu tun und können uns nicht um diese Fragen kümmern.
Gibt es bei Bund und Land denn genügend Fachleute?
Bund und Land könnten Fachleute aus anderen Regionen in die Eifel schicken, damit hier flächendeckend Proben genommen werden können. Das muss auch parallel zu den Aufräumarbeiten möglich sein. Fachleute, die sich um die Reparatur des Stromnetzes kümmern, sind ja nicht zugleich für die Entnahme von Proben zuständig.
Haben Sie schon Erkenntnisse hinsichtlich der Schadstoffbelastungen?
Nach meinen Informationen hat jemand an mehreren Stellen in Gemünd Proben von dem Schlamm genommen und diese in einem Labor untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind beunruhigend. Demnach ist nicht die Ölbelastung das Problem, sondern die hohe Belastung mit Bakterien und Keimen. Ich gehe davon aus, dass Versicherungen und Privatleute weitere Proben haben untersuchen lassen.
Wie haben Sie auf die Antwort der Bundesregierung reagiert?
Ich bin ja schlechte Antworten von der Bundesregierung gewohnt. Das Schreiben habe ich zurückgeschickt und gefragt, ob die Antwort ernst gemeint sei.