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Hochwasserschutz verbessernMinister informiert sich in Gemünd über Pegelmessstellen

Lesezeit 4 Minuten
Drei Männer stehen auf einem Metallsteg, der als Zugang für das Pegelhäuschen in Gemünd an der Urft dient.

Über einen besseren Hochwasserschutz sprachen (v.l.) Ingo Pfennings, Roland Funke und Oliver Krischer am Pegel in Gemünd.

Die Flut hat auch zahlreiche Messpegel an den Flüssen zerstört. NRW-Umweltminister Oliver Krischer informierte sich in Gemünd an der Urft über die Sanierung und den Ausbau des Pegelmessnetzes.

„Wir müssen Lehren aus der Katastrophe ziehen“, betonte NRW-Umweltminister Oliver Krischer am Mittwochnachmittag bei seinem Besuch in Gemünd. Der Minister informierte sich über die Sanierung der zerstörten Pegel und den geplanten Ausbau des Pegelmessnetzes. Ziel der Landesregierung, so Krischer, sei es, ein modernes, ausfallsicheres Pegelnetz mit einer ausreichenden Zahl von Messstellen auch an den mittleren und kleinen Gewässern in NRW zu installieren, um die Bevölkerung frühzeitig informieren und sie so schützen zu können.

Im Juli 2021 hatten extreme Niederschläge mit örtlichen Starkregenereignissen zur Hochwasserkatastrophe in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen geführt. 49 Todesopfer und Schäden in Milliardenhöhe waren zu beklagen. „Man hat die Bilder der Katastrophe immer noch vor Augen. Da ich in Schleiden zur Schule gegangen bin, war das Ereignis auch für mich sehr prägend“, sagte Krischer.

Ein Miniboot mit technischen Apparaten fährt auf der Urft.

Mit einem Miniboot wird der Durchfluss an einer bestimmten Stelle gemessen.

„21 gewässerkundliche Pegel und 16 Hochwassermeldepegel wurden dabei zerstört“, berichtete Roland Funke, Leiter Hydrologie beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv). Insgesamt gebe es im Land 300 Pegelmessstellen.

Daten werden in Gemünd doppelt erfasst

Alle Meldepegel seien bereits kurz nach dem Hochwasser wieder instandgesetzt worden und stünden wieder für die Hochwasserwarnung zur Verfügung, so Funke. Von der Messstelle in Gemünd sei nach der Katastrophe jedoch nur der Rohbau übrig geblieben. Der Steg sei weggespült worden, werde aber auch nicht mehr benötigt. Schon fünf Tage nach der Flut habe man eine Notlösung realisieren können, um wieder Daten erfassen zum können. Mittelfristig sollen die Pegelstandorte hochwasser- und klimaresilient ausgebaut werden.

Aktuell werden die Daten laut Funke am Pegel Gemünd mit einer Drucksonde und einem Schwimmer doppelt erfasst und auf unterschiedlichen Wegen weitergeleitet. Auf der Pegellatte sind die drei Wasserstände 2 Meter, 2,15 Meter und 2,65 Meter besonders gekennzeichnet. „Bei den Pegeln wird jeweils Alarm ausgelöst“, erklärte der Leiter der Hydrologie beim Lanuv. Bei 2,65 Meter würden bereits Grundstücke in der Nachbarschaft der Urft überschwemmt.

Minister Oliver Krischer drängt auf Datenerfassung in Echtzeit

„Um das Pegelsystem zu optimieren, ist eine Echtzeitdatenerfassung nötig“, betonte der Minister. Außerdem müssten mehr und mehr auch die Oberläufe der Gewässer betrachtet werden. Die Landesregierung habe sich auf ein Zehn-Punkte-Programm zum Hochwasserschutz verständigt. Im Nachtragshaushalt 2022 seien 31 weitere Stellen für den Hochwasserschutz beim Lanuv eingerichtet worden. Wichtig sei auch, dass eine einheitliche Kommunikationsebene geschaffen werde, auf die alle zuständigen Stellen zugreifen könnten.

Auch ein Miniboot, das per Fernsteuerung manövriert wird und mit dem der Durchfluss gemessen wird, bekam Krischer vorgeführt. Dafür muss das Boot an einer bestimmten Stelle mehrfach über das Gewässer fahren. „Das Boot kostet rund 40.000 Euro“, sagte Funke. Je mehr Daten man zur Verfügung habe, desto konkreter seien die Vorhersagen.

Irritationen im Schleidener Rathaus und im Euskirchener Kreishaus

Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings betonte, dass der Hochwasserschutz interkommunal angegangen werden müsse: „Jede Maßnahme, die an den Oberläufen von Urft und Olef realisiert wird, hat Einfluss auf Gemünd.“ Pfennings war zu dem Ortstermin mit dem Minister gekommen, obwohl er ebenso wie Landrat Markus Ramers im Vorfeld nicht über den Besuch informiert worden war. Das hatte für Unverständnis im Kreishaus und im Schleidener Rathaus gesorgt.

„Pegelmessungen sind ein wichtiges und emotionales Thema für die Bevölkerung. Deshalb wäre es nett gewesen, wenn man uns zumindest den Termin mitgeteilt hätte“, sagte der Bürgermeister. Das Pegelnetz sei zwar ein Projekt des Landes: „Aber es wäre trotzdem schön gewesen, wenn man davon nicht erst aus der Zeitung erfährt.“ Er werde darüber mit dem Minister sprechen.

Landrat Markus Ramers fordert besseres Frühwarnsystem

„Wir brauchen dringend ein besseres Frühwarnsystem im Hochwasserschutz. So wie man am Rhein ein drohendes Hochwasser recht präzise vorhersagen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen kann, so müssen wir entsprechende Prognose- und Warnsysteme auch für kleinere Gewässer wie Erft, Urft und Olef entwickeln“, teilte Landrat Ramers auf Anfrage mit.

Dem Kreis sei leider bisher nicht bekannt, wie weit das Land in diesem zentralen Punkt des Hochwasserschutzes gekommen und wie der Stand der Planungen sei. „Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert gewesen, wenn man die Wasserverbände, die Städte und Gemeinden sowie den Kreis Euskirchen beim heutigen Termin eingebunden hätte. Zumal die berechtigten Fragen aus der Bevölkerung regelmäßig bei uns auflaufen“, kritisierte Ramers.

„Der Termin sei bewusst für Pressevertreter gewesen“, sagte dazu Krischer. In der kommenden Woche gebe es ein Treffen mit dem Landrat und den Bürgermeistern aus dem Kreis Euskirchen.