In großen Teilen des Schleidener Stadtgebiets gibt es bei Bränden zu wenig Löschwasser. Jetzt wurde ein Konzept vorgestellt, um die Mängel abzustellen.
Tankwagen sollen helfenIn vielen Schleidener Orten gibt es nicht genug Löschwasser
Das Ergebnis war für die Politik ernüchternd: In großen Teilen des Schleidener Stadtgebiets steht bei Bränden zu wenig Löschwasser zur Verfügung. Zu dem Schluss kommt das neue Löschwasserkonzept, das Wolfgang Fuchs als Leiter der neuen Stabsstelle für Brand- und Katastrophenschutz am Donnerstagabend im Bildungs- und Sozialausschuss vorgestellt hat. Hinzu kommen weitere Defizite in einigen Bereichen. Die Mängel sollen mit einem Bündel an kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen abgestellt werden.
Zu wenig Löschwasser gibt es laut Fuchs vor allem in Herhahn, Morsbach, Vogelsang, Gemünd-Hohenfried, auf dem Büchel in Olef sowie in Scheuren, Wintzen, Broich, Kerperscheid, Oberhausen, Patersweiher und an den Aussiedlerhöfen bei Bronsfeld. Wie drängend das Thema ist, hatte ein Brand vor rund drei Wochen in der Römerstraße in Herhahn gezeigt. Dort hatten Feuerwehrleute mehr als eine Stunde lang miterleben müssen, wie sich das Feuer ausbreitete, weil die Leitungen nicht genug Löschwasser liefern konnten.
Kommune muss eine Löschwasserversorgung sicherstellen
„Die Sicherstellung einer angemessenen Löschwasserversorgung ist Aufgabe der Kommune“, betonte Fuchs zum Einstieg. Sie sei auch ein absolutes Muss bei der Ausweisung neuer Wohngebiete. In Wohngebieten müssten 48 Kubikmeter pro Stunde zur Verfügung stehen, in Gewerbegebieten 96 Kubikmeter und in Industriezonen 192 Kubikmeter.
Größere Einrichtungen wie das Krankenhaus in Schleiden oder der neue Rewe in Gemünd müssten zudem selbst Löschwasser bevorraten. Das führe aber auch zu zusätzlichen Kosten für die Investoren, sagte Fuchs. Vereinbarungen über die Nutzung dieser Vorräte im Umkreis von 300 Metern zwischen der Stadt Schleiden und den jeweiligen Eigentümern gebe es derzeit nicht.
Ein Hydrantenplan existiert nur in analoger Form
Die zugrundeliegenden Daten, insbesondere über die Verfügbarkeit von Löschwasser aus der Sammelwasserversorgung, basieren laut Verwaltung nur in Teilen auf Daten des Wasserverbands Oleftal, da sie nicht flächendeckend vorliegen. Ein Hydrantenplan existiere nur in analoger Form. Die Pläne der Feuerwehr seien zum Teil jedoch stark veraltet. Darin seien die Hydranten lediglich unter Angabe einer Adresse mit Hausnummer und teilweise zusätzlichen Hinweisen zur Position aufgeführt. Nur in Harperscheid und Herhahn sowie in Teilen von Gemünd habe die Feuerwehr selbst eine elektronische Bestandserfassung der Koordinaten durchgeführt.
„Probleme gibt es vor allem in den Höhengebieten, aber auch in der Tallage, weil eine Entnahme von Wasser aus Urft und Olef nicht das ganze Jahr über dauerhaft gewährleistet ist“, sagte Fuchs. Außerdem seien bei der Flut Entnahmestellen zerstört worden. Die Stellen seien bislang nicht gekennzeichnet und erfüllten nur in Teilen die nötigen Anforderungen. „In den Einsatzplänen der Feuerwehr finden sie sich nur in Ausnahmen wieder“, teilte die Verwaltung mit.
Entnahmestellen für Löschwasser müssen ertüchtigt werden
„Es gibt zum Teil drängende Probleme, die schnell abgestellt werden müssen“, sagte der Stabsstellenleiter. So müsse kurzfristig ein Vertrag mit dem Wasserverband Oleftal geschlossen, ein digitales Verzeichnis der Hydranten erstellt und Vereinbarungen mit Dritten über die Nutzung von Löschwasservorräten geschlossen werden. Parallel müssten die Entnahmestellen ertüchtigt, die Zuwegung und Kennzeichnung sichergestellt und die Einsatzkonzepte der Feuerwehr angepasst werden.
Doch Fuchs hatte noch weitere Forderungen: „Kurz- und mittelfristig sollten zwei Tankwagen mit einem Volumen von jeweils mindestens zehn Kubikmetern angeschafft werden.“ Der Beigeordnete Marcel Wolter sprach in dem Zusammenhang von einer „neuen Lösung für ein altes Problem“: „Das ist der einzige Weg für eine schnelle Lösung. Neue Leitungen in die Orte zu verlegen, wird viel länger dauern.“
„Wir brauchen zwei Fahrzeuge, um sicherstellen zu können, dass immer mindestens ein Tankwagen einsatzbereit ist, auch wenn der andere beispielsweise in der Werkstatt ist“, führte Fuchs aus. Durch einen Pendelverkehr der Tankwagen in Kombination mit den vorhandenen Tanklöschfahrzeugen der Feuerwehr sei ein kontinuierlicher Transport von Löschwasser zur Einsatzstelle möglich. Wichtig sei aber, dass die Fahrzeuge in möglichst geringer Entfernung zur Einsatzstelle wieder befüllt werden könnten.
Zusätzlich sollen laut Konzept Faltbehälter für die Wasser-Schnellentleerung mit einem Fassungsvermögen von mindestens 15 Kubikmetern zur Verfügung stehen, damit die Wehr mehr Zeit habe, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Schleiden und Herhahn als Standorte für die Tankwagen
„Die Tankwagen können gebraucht sein und vorher zum Beispiel als Milchwagen genutzt worden sein. Da kann man von Kosten von 100 000 Euro pro Fahrzeug ausgehen“, meinte Fuchs. So könne Geld gespart werden. Als Standorte für die Tankwagen sind Schleiden und Herhahn vorgesehen, weil dort neue Gerätehäuser gebaut werden und die Stellplätze in der Planung berücksichtigt werden könnten.
Die Feuerwehr verfügt nach Angaben der Stadt zurzeit in Dreiborn und Gemünd über zwei Tanklöschfahrzeuge mit einem Volumen von je 3000 Litern. Ein drittes Fahrzeug solle für Schleiden gekauft werden. Damit könnten die Einheiten, die zuerst vor Ort sind, unterstützt und in die Lage versetzt werden, eine Menschenrettung durchzuführen und mit der Brandbekämpfung zu beginnen. Die Alarm- und Ausrückeordnung der Feuerwehr solle so angepasst werden, dass bei Einsätzen zusätzlich zur Entnahme aus dem Trinkwassernetz immer mindestens 5000 Liter Löschwasser zur Verfügung stehen.
Löschteiche, unterirdische Zisternen und neue Leitungen
Mittelfristig, so schlug Fuchs vor, müssten zudem weitere Wasserentnahmestellen eingerichtet werden. Außerdem sei die Einrichtung von Löschbrunnen in Gebieten mit Defiziten zu prüfen und diese in ein Kataster aufzunehmen. Ferner solle über die Anlage zusätzlicher Löschteiche, unterirdischer Zisternen oder überirdischer Behälter nachgedacht werden. „Das gilt auch für den Bau neuer Leitungen“, so der Katastrophenschützer.
In den Gebieten, in den das Defizit an Löschwasser auch temporär nicht kompensiert werden könne, sollen Anwohner und die Inhaber von Gebäuden und Gewerbebetrieben informiert werden. „Im Einzelfall ist zu prüfen, ob je nach Gefährdungspotenzial weitere kompensierende Maßnahmen kurzfristig erforderlich sind“, heißt es in dem Konzept.
„Die Probleme gibt es in Höhenorten in der ganzen Eifel. Wir haben ein altes Leitungsnetz, bei dem man nicht so einfach den Druck erhöhen kann“, so Bürgermeister Ingo Pfennings. Die Einsatzlagen hätten sich in den vergangenen Jahren geändert: „Deshalb brauchen wir flexible Lösungen wie die Tankwagen.“
Wolter schlug vor, auch auf Ebene des Wasserverbands nach Lösungen zu suchen: „Andere Kommunen sind auch betroffen.“ Wolter erinnerte daran, dass bei allen Bauvorhaben in der Stadt die Löschwasserversorgung gesichert sein müsse: „Die Maßnahmen sind mit der Baugenehmigungsbehörde des Kreises abgestimmt.“ Fuchs geht davon aus, dass es fünf bis zehn Jahre dauern werde, bis die Maßnahmen umgesetzt seien und ausreichend Löschwasser überall dauerhaft verfügbar sei.