Die Pläne für das Van-Dooren-Gebäude in Vogelsang sind weitreichend. Der Bund will sich daran beteiligen.
Elf Millionen vom BundSo sehen die Pläne für den Van-Dooren-Komplex in Vogelsang aus
Donnerstagmorgen in Berlin: Gegen 9.30 Uhr trifft der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags eine Entscheidung. Nur wenige Minuten später löst dies große Freude bei vielen Verantwortungsträgern im Kreis Euskirchen aus.
Der Bund gibt bis zu elf Millionen Euro Zuschuss für die größte Einzelmaßnahme von Vogelsang IP frei. Es geht um das Projekt „Van Dooren/Neue Mitte“, also in erster Linie um den Umbau des riesigen Van-Dooren-Komplexes. Er soll so gestaltet werden, dass er dem Anspruch der Erinnerungs- und Bildungsstätte Vogelsang gerecht wird. Pläne dafür liegen bereits vor, nun scheint auch die Frage der Finanzierung geklärt.
Landrat Markus Ramers jedenfalls spricht von einem „Meilenstein für die Weiterentwicklung und vielleicht sogar für den Abschluss der Konversion hin zu einem Bildungsstandort“. Elf Millionen Euro, so Ramers, seien „eine gewaltige Summe, die uns weiterhilft“. Auch den Planer Prof. Peter Jahnen (HJP Planer Aachen) erfreut die Nachricht: „Wir können dem Gebäude nun ein zweites Leben zuführen.“ Zudem entstehe in der Neuen Mitte nun ein wirklicher Ankunftsort für die Besucher von Vogelsang.
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Die elf Millionen Euro kommen aus dem Förderprogramm „Kulturinvest“, einem Topf für Baudenkmäler von nationaler Bedeutung. Und Vogelsang gehört zweifellos dazu, wie Thomas Kreyes, der Geschäftsführer von Vogelsang IP, sagt. Das Areal der ehemaligen „NS-Ordensburg“ sei die räumlich zweitgrößte NS-Hinterlassenschaft nach dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.
Wie der Gemünder FDP-Bundestagsabgeordnete Markus Herbrand mitteilt, handelt es sich um eine 50-prozentige Förderung des Bundes. Das heißt: Die Gesellschafter von Vogelsang IP müssen mindestens denselben Beitrag aufbringen.
Kreyes sieht darin jedoch kein Problem: „Das ist intensiv im Gesellschafterkreis von Vogelsang IP vorbesprochen worden, als wir den Antrag im Juni dieses Jahres abgegeben haben.“
Nun wird sich das 25-köpfige Gesellschaftergremium am 18. Oktober erneut damit befassen – dieses Mal aber unter Berücksichtigung der zu erwartenden Überweisung aus Berlin. Gesellschafter sind der Landschaftsverband Rheinland, die Kreise Euskirchen, Düren und Heinsberg, die Städteregion Aachen, die Stadt Schleiden und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens.
Welchen Anteil der Kreis Euskirchen als Gesellschafter aufbringen muss, kann Landrat Ramers noch nicht sagen. Das hänge auch von anstehenden Verhandlungen mit dem Land ab. „Heute sind wir erst mal froh, dass die dickste Hürde genommen worden ist“, so Ramers.
Nationalsozialisten wollen eine Art „Germania in der Eifel“ errichten
Die Förderung des Bundes ermöglicht Kreyes zufolge ein Projekt, das zwei inhaltliche Schwerpunkte haben soll: Zum einen sollen die Planungen der Nationalsozialisten zum sogenannten „Haus des Wissens“ inklusive weitergehender Entwürfe für die „NS-Ordensburg Vogelsang“ dargestellt werden. „Die Nationalsozialisten hatten ja noch viel weitreichendere Pläne. Es sollte ja eine Art ,Germania' in der Eifel entstehen“, erläutert Kreyes.
Zum anderen soll die Zeit der Nutzung durch die belgischen Streitkräfte von 1950 bis 2005, damals unter der Bezeichnung „Camp Vogelsang“, vermittelt werden. Darüber hinaus, so die Planungen, soll der Lichtpavillon „Gedächtnis der Orte – Ortsgedächtnis“ des Eifelkünstlers Ulrich Wagner von Bonn aus nach Vogelsang kommen.
Das Gebäudeinnere des Van-Dooren-Komplexes werde auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die Grundmauern außen bleiben jedoch erhalten – aus Gründen des Denkmalschutzes.
Das Gebäude, die Nordseite ist 118 Meter lang und es hat eine Bruttogeschossfläche von 18799 Quadratmetern, erlaube es, in weiteren Abschnitten moderne Flächen zum Beispiel für die Verwaltung des Nationalparks Eifel, in dessen Mitte Vogelsang liegt, einzurichten, sagt Kreyes. Letztlich sei das aber die Entscheidung des Landes NRW.
Politiker: Gerade in diesen Zeiten ist eine Erinnerungsstätte wichtig
Damit spricht Kreyes ein heißes Eisen an. Denn die Nationalparkverwaltung kann sich mit einem Einzug in das Gebäude nicht so recht anfreunden. „Das ist natürlich ein grober Klotz, der nicht schön anzusehen ist“, zeigt Kreyes dafür Verständnis. Im jetzigen Zustand falle es in der Tat schwer, sich darin eine arbeitsfreundliche Büroatmosphäre vorzustellen.
„Man muss sich das aber in einer komplett anderen und modernen Form vorstellen“, verweist der Geschäftsführer auf die Pläne von Prof. Jahnen. Willkommen seien die Mitarbeiter des Nationalparks Eifel allemal, stellte Kreyes klar: „Der Nationalpark Eifel ist schließlich unser engster Partner.“
Von der Nationalparkverwaltung und vom Landesumweltministerium waren bis Donnerstagabend keine Stellungnahmen zu erhalten. Verzögerungen wegen der ausstehenden Entscheidung erwartet Kreyes nicht: „Der kulturelle Teil, für den die Förderung freigegeben wurde, kann unabhängig davon realisiert werden.“
Herbrand, Andres und Nietan warben in den Berliner Ampel-Fraktionen
In Berlin warben die Ampel-Abgeordneten aus der Region seit längerem bei den „Haushältern“ in ihren jeweiligen Fraktionen für das Projekt. Herbrand hatte eigens Besuche nach Vogelsang organisiert. „Das ist eine Supersache – auch für die Menschen, die dort arbeiten, die manchmal nicht wissen, wie es weitergeht“, sagte er nach dem Votum des Ausschusses.
„Wir haben ja eine eher rechtsextreme Partei, die sehr stark polarisiert. Umso wichtiger ist es, dass es Orte gibt, an denen sich Jugendliche und Erwachsene ansehen können, wohin das führt, wenn man andere Menschen ausgrenzt“, so Herbrand weiter. Er stellte ausdrücklich die Mitwirkung der beiden SPD-Abgeordneten Dagmar Andres (Kreis Euskirchen/Rhein-Erft) und Dietmar Nietan (Kreis Düren) heraus.
Andres wies auf aktuelle Studienergebnisse zur Verbreitung rassistischen und faschistischen Gedankenguts in der Bevölkerung hin. Die machten deutlich, „wie wichtig solche Stätten der Aufarbeitung der NS-Diktatur und des Gedenkens an die Opfer des Dritten Reichs sind“. Und Nietan erklärte: „Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, dass mit der Bundesförderung nun der nächste große Schritt mit der Sanierung des ehemaligen belgischen Gebäudekomplexes ,Van Dooren' zur ,Neuen Mitte' der Gesamtanlage erfolgen kann.“
Riesenkomplex im Zentrum der Erinnerungsstätte Vogelsang
Van Dooren gilt als der wichtigste Nachkriegsbau in Vogelsang. 1951 wurde das Gebäude vom belgischen Militär, das von 1950 bis 2005 auf dem Gelände der ehemaligen „NS-Ordensburg“ einen Truppenübungsplatz betrieb, errichtet.
Ursprünglich hatten die Nationalsozialisten an der Stelle das „Haus des Wissens“ errichten wollen. Es sollte nach den Plänen des Vogelsang-Architekten Clemens Klotz als ideologisches Zentrum gebaut werden. Diese Maßnahme kam 1939 über die Gründungsarbeiten nicht hinaus.
In der Zeit des Camp Vogelsang wurde das Van-Dooren-Gebäude durchgängig bis 2005 zur Unterbringung von Soldaten, als Offizierskasino und für Bürozwecke genutzt. „Seit dem Jahr 2006 findet das Erdgeschoss teilweise als Lager Verwendung, ansonsten steht das Gebäude leer“, heißt es einer Veröffentlichung von Vogelsang IP.
Mit zwei Leitentscheidungen hat das Land NRW festgelegt, dass Vogelsang zu einer Stätte der politischen Bildung und der Erinnerung werden soll. Zu diesem Zweck wurde Vogelsang IP (Internationaler Platz) ins Leben gerufen.