Leerstände in Schleiden und GemündFinanzielle Förderung für Mieter von Ladenlokalen
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Schleiden – Der Einzelhandel – gerade auch in kleineren Städten und Gemeinden – hat es ohnehin nicht leicht, gegen die Konkurrenz in den Städten, auf der grünen Wiese oder im Internet zu bestehen. Immer wieder müssen Betriebe aufgeben, Ladenlokale stehen leer.
Weil die Corona-Krise zusätzlich den ein oder anderen Betrieb in die Knie gezwungen oder dafür gesorgt hat, dass Filialen zusammengelegt wurden, steigt die Zahl der Leerstände. Das gilt auch für Schleiden und Gemünd, wo es nach Schätzungen der Stadtverwaltung derzeit für rund 15 Geschäftsräume keinen Mieter gibt. Im Rahmen des Sofortprogramms des Landes NRW zur Stärkung der Innenstädte und Zentren will die Stadt nun gegensteuern und leerstehende Ladenlokale oder Gastronomiebetriebe anmieten und für bis zu zwei Jahren anderen Nutzern für eine reduzierte Miete überlassen. Über das Projekt informierte die Verwaltung jetzt den Stadtentwicklungsausschuss.
Digitalisierungsschub durch Corona
Wie viele Ladenlokale genau leer stehen, kann die Stadtverwaltung nicht sagen. „Wir bekommen nicht alle Leerstände gemeldet“, sagt Bürgermeister Ingo Pfennings. Der Einzelhandel in den Innenstädten kämpfe schon seit geraumer Zeit gegen Käuferschwund und Online-Handel. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklungen durch einen zusätzlichen Digitalisierungsschub und den expandierenden Internet-Handel noch verstärkt und dazu geführt, dass jetzt auch Geschäfte bedroht seien, die diesem Trend bislang getrotzt haben. Auch deshalb steigt die Zahl der leerstehenden Ladenlokale, was als Trading-Down-Effekt bezeichnet wird.
Schleiden und Gemünd sind, so betont die Verwaltung, von großer Bedeutung für die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Stadt. Beide seien sehr wichtig für das Image und die wirtschaftliche Lage der Stadt sowie für den Tourismus. In den beiden Zentren gebe es auch die meisten Geschäfte für die Versorgung der Bevölkerung, der Gäste und der vielen Schüler. „Deshalb haben wir auch die beiden Innenstädte bei dem Programm fest im Blick“, betont Pfennings. In Schleiden gehe es vor allem um die Bereiche Am Markt und Am Alten Rathaus, in Gemünd seien es die Dreiborner Straße, die Alte Bahnhofstraße und das Gebiet Am Plan. „Wir werden uns aber auch nicht verschließen, wenn es um Geschäftsräume in anderen Lagen in den beiden Orten geht“, unterstreicht der Bürgermeister.
Betriebe langfristing ansiedeln
Im Rahmen des Programms sollen für leerstehende und vom Leerstand bedrohte Ladenlokale in zentralen Lagen neue Nutzungen gefunden werden. Gefördert wird die Anmietung von Geschäften mit einer Fläche von bis zu 300 Quadratmeter mit bis zu 70 Prozent der Altmiete. Bei der Weitervermietung an einen anderen Nutzer darf die Altmiete wiederum um bis zu 80 Prozent reduziert werden. So können die neuen Mieter für maximal zwei Jahre unterstützt werden. Ziel ist, dass der neue Betrieb sich langfristig ansiedelt. Die Palette möglicher Nutzungen reicht von Einzelhandels- und Gastronomie-Start-ups über den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte und Lieferdiensten bis hin zu bürgerschaftlichen Nutzungen wie Repair-Cafés oder Räume für Initiativen, Bildungsangebote und Kinderbetreuung.
Um an dem Programm teilnehmen zu können, musste die Verwaltung die Zahl der Leerstände, ihre Größenverteilung sowie die zugrunde gelegte Erfolgsquote schätzen. Die Wirtschaftsförderung hat in Schleiden und Gemünd 15 Ladenlokale angesetzt. Aus den weiteren Kalkulationen ergab sich eine förderfähige Summe von knapp 156 000 Euro. Davon übernimmt das Land gut 140 000 Euro, etwa 16 000 Euro ist der städtische Anteil. „Die Vorarbeiten für die Teilnahme an dem Programm haben viel Zeit in Anspruch genommen. Das war nur möglich, weil die Verwaltung zurzeit nicht mehr ganz so stark mit den Auswirkungen der Pandemie beschäftigt ist“, betont Pfennings.
„Die Stadt ist aber nur Mittler zwischen Vermieter und Mieter und ist deshalb auf deren Mitarbeit angewiesen“, sagt der Bürgermeister. Nur gemeinsam könne man Lösungen finden. Ein Problem sei auch der Wohlstandsleerstand: „Es gibt Vermieter, die nicht unbedingt auf die Mieteinnahmen eines Objektes angewiesen sind und die der Leerstand deshalb nicht stört.“
Die Verwaltung, so der Bürgermeister, sei realistisch: „Wir glauben nicht, dass wir direkt fünf oder sechs Objekte finden, bei denen alles passt. Aber gerade in Zeiten von Corona müssen wir etwas tun gegen die Leerstände.“