Ausstellung in Euskirchen„Echte Körper“ ganz ohne Gruselfaktor

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Ausstellung „Echte Körper“ in Euskirchen.

Ausstellung „Echte Körper“ in Euskirchen.

Euskirchen – Sie war noch nicht mal richtig eröffnet, da waren schon die ersten Besucher da: Die Wanderausstellung „Echte Körper“ an der Thomas-Eßer-Straße/Ecke Otto-Lilienthal-Straße in Euskirchen zeigt tote Menschen und deren Organe, Gliedmaßen und Skelette – doch wer angesichts des Kontakts mit Verstorbenen auf Gruseleffekte hofft, der ist hier falsch.

Das wird schon beim Aufbau der Ausstellung in einem 1200 Quadratmeter großen Zelt deutlich, denn im Eingangsbereich erwartet die Besucher „die Physiotherapeutische Abteilung“, wie der technische Leiter von „Echte Körper“, Thomas Müller, sagt.

Anatomisch exakt wird hier der Aufbau des menschlichen Skeletts, der Arme und Beine samt Muskulatur und der inneren Organe dargestellt. Menschen aus den USA haben verfügt, dass ihre Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden sollen. Die US-Firma Corcoran Laboratories in Michigan, USA, nach eigenen Angaben führender Hersteller von echten plastinierten Exponaten, hat die Verstorbenen konserviert und als Leihgabe für die Wanderausstellung zur Verfügung gestellt.

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Durchgängig wird hier das Konzept „Von den Toten lernen“ verständlich umgesetzt, sagt Müller. Habe man in den Anfangsjahren der Ausstellung ab 2006 noch durchweg lateinische Beschreibungen für Muskeln, Sehnen, Knochen und Organe auf den Schautafeln notiert, so seien jetzt alle Begriffe auch in Deutsch zu lesen.

Aufgeteilt haben die Ausstellungsmacher die Schau in die Themenschwerpunkte Skelett, Gehirn und Nervensystem, Bewegungsapparat, Herz und Blutkreislauf, Verdauungssystem, Atemwege und Lunge, Geschlechtsorgane, Nieren und Harnwege und Sinnesorgane. Dabei wird auch daran erinnert, dass auch die Haut ein Organ ist.

Von den Toten lernen

Auch Krankheiten wie HIV/Aids oder die durch Rauchen ausgelösten Lungen- und Krebserkrankungen werden auf Schautafeln und anhand von Exponaten dargestellt. Erste Besucherin war die Rheinbacherin Stephanie Weber, die nach eigener Aussage „ein großes Interesse am Aufbau des menschlichen Körpers hat.“ Sie hat auch schon die „Körperwelten“ von Professor Gunnar von Hagen besucht und zog sofort den Vergleich: „Das hier ist irgendwie so plastikhaft und nicht ganz so anschaulich wie die Körperwelten.“

Heilpraktikerin Melanie Mennen von der Heilpraktikerschule Cardialis aus Nettersheim hat die Möglichkeit am Donnerstag genutzt, mit Kolleginnen einen Tagesausflug ins Euskirchener Ausstellungszelt zu machen. „Eigentlich wollten wir zu Ausbildungszwecken ins Anatomische Institut der Uni Köln fahren. Jetzt müssen wir nicht so weit. Und das hier sieht interessant aus“, befand Mennen als sie sich mit fünf weiteren Frauen um einen plastinierten Leichnam scharte.

Bis in die Nacht haben die Organisatoren gearbeitet, um die Ausstellung aufzubauen, denn wegen des Orkans Niklas konnten sie nicht, wie geplant, das Zelt bereits am Dienstag errichten. „Wir mussten bis 3.30 Uhr ranklotzen, damit wir pünktlich eröffnen konnten“, schilderte Technikchef Müller,, während vor dem Zelt Arbeiter noch Plakattafeln und Bauzaun-Elemente als Absperrungen um das Ausstellungsgelände errichteten.

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