Mit mindestens 500 Paraden-Teilnehmern rechnen die Organisatoren in der Euskirchener Innenstadt. Großes Rahmenprogramm geplant.
500 TeilnehmerDie erste Euskirchener CSD-Parade zieht am 17. Mai durch die Innenstadt
Das dürfte eine ziemlich bunte Premiere werden: Am Freitag, 17. Mai, wird ab 15 Uhr erstmals eine CSD-Parade durch die Euskirchener Innenstadt ziehen. Initiiert wird die Demo, die in den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie integriert ist, von Winfried Kubitza-Simons. Der ist in Euskirchen auch als „Drehorgel Simon“ bekannt. Unterstützung erhält der Musiker vom Queeren Stammtisch Euskirchen und zahlreichen Freiwilligen sowie Organisationen.
„Rechtspopulistische Parteien und Organisationen gewinnen an Einfluss und schüren Vorurteile und Hass. Davon ist auch die queere Community betroffen. Daher ist es wichtig, gemeinsam für Menschenrechte einzustehen und zusammenzurücken“, sagt Kubitza-Simons. Für ihn sei der Idahobit eine Herzensangelegenheit.
Der Idahobit ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, und Transphobie
Der Idahobit? Die Buchstabenkombination stehe für „International day against homophobia, biphobia, interphobia and transphobia“, erklärt Kubitza-Simons.
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Los geht das Programm, das unter dem Motto „Zusammenrücken statt Rechtsruck. Nie wieder ist jetzt!“ steht, auf dem Klosterplatz bereits um 12 Uhr. Ab dann werden 30 Info-Stände geöffnet sein, aber es wird auch Musik- und Redebeiträge geben. Unter anderem tritt die Band „Lautstaerke“ auf. Stephan Brings hat ebenfalls seine Zusage gegeben. Der Kölsch-Rocker, der seine Wahlheimat in der Eifel hat, steht um 12.40 Uhr auf der Bühne.
Initiator Kubitza-Simons rechnet mit mehr als 1000 Besuchern auf der „Veranstaltungsmeile“ am Klosterplatz. Ursprünglich sei das Programm gar nicht so lange geplant gewesen. „Da aber immer mehr Bands und Menschen Interesse bekundet haben, haben wir es verlängert“, sagt der Euskirchener. Das Ende sei nun für etwa 21.30 Uhr geplant.
Der Demonstrationsmarsch wird der Höhepunkt des Pride Day werden
Höhepunkt des „Pride Day“ dürfte der Demonstrationsmarsch durch die Euskirchener Innenstadt werden. „Wir rechnen mit mindestens 500 Teilnehmern“, sagt der Organisator, der davon ausgeht, dass die Demo nicht von „Krawallmachern“ gestört werden wird. Bei der Polizei sei die Demo angemeldet. „Sie hat mit uns noch den Weg ein wenig geändert, weil in der Euskirchener Innenstadt ja fleißig gearbeitet wird“, sagt Kubitza-Simons. Bereits 40 Organisationen haben ihm zufolge ihre Teilnahme zugesichert. Die eine oder andere werde mit Bussen nach Euskirchen kommen, sagt der Kreisstädter.
Die etwa zwei Kilometer lange Parade führt unter anderem durchs Viehplätzchen-Viertel. Dort wird an der Gaststätte „Bei Alex“ ein kurzer Zwischenstopp gemacht. Der Grund: eine Show-Einlage durch die „Pink Poms“, Europas erste männliche Cheerleadergruppe. Zusätzlich findet am Euskirchener CSD-Tag ab 19 Uhr in der Kneipe eine kostenfreie Travestie-Show mit Charlene de Verre statt.
Blickfang während der Parade dürfte der Begegnungswagen mit der neuen Regenbogenbank sein, der eigens für die Veranstaltung zum Musik- und Moderationswagen umfunktioniert wird.
Die Veranstaltung bietet Programm für die ganze Familie
Großen Wert legt der Initiator darauf, dass die gesamte Veranstaltung ein Familientag ist. Deshalb werde es am Klosterplatz ein Kinderkarussell geben. Auch Kinderschminken und eine Popcorn-Maschine sollen für den Nachwuchs angeboten werden. An einem weiteren Stand können Buttons hergestellt werden.
Nach dem Umzug durch die Euskirchener Innenstadt geht es mit dem Programm, das von Stephan Hellweg und Fraenkie Rudolff moderiert wird, auf dem Klosterplatz weiter. Dann werden unter anderem die Bands „Manifold Sound“ (ab 16.45 Uhr) und „E-Aldi“ (ab 18.35 Uhr) auf der Bühne stehen.
Auch Landrat und Bürgermeister wollen Zeichen gegen Diskriminierung setzen
Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt sagte im Vorfeld des Christopher Street Day: „Jüngste Ereignisse zeigen leider, wie notwendig ein solcher Tag nach wie vor ist. Vielfalt ist richtig und wichtig und ganz sicher nichts, wovor man Angst haben muss.“
Auch Landrat Markus Ramers wird im Rahmen des Pride Day sprechen. Für den Kreis-Chef eine Selbstverständlichkeit. „Der Idahobit ist weltweit ein wichtiges Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Ich freue mich, dass wir auch in Euskirchen ein deutliches und buntes Zeichen setzen“, so Ramers.
„Sports-Free-Day“: Sportler können sich in einer Gruppe outen
Ebenfalls am 17. Mai findet der „Sports-Free-Day“ statt. „Dieser dient als erstes Angebot, sich als Sportler öffentlich und in einer Gruppe zu outen“, erklärt Kubitza-Simons.
Initiator der Aktion ist aber Marcus Urban, der sagt, dass sich das Angebot an Sportlerinnen und Sportler, Vereinsfunktionärinnen und -funktionäre, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sowie Trainerinnen richtet. „Es ist überhaupt kein Thema mehr, ob man homo- oder heterosexuell ist. Aber im Fußball hat sich das eben noch verhärtet. Das ist so geblieben“, sagt Marcus Urban.
Mit der Kampagne möchten er und seine Mitstreiter das Coming-out auf einer digitalen Plattform vorbereiten. Mehrere Bundesligisten haben im zufolge schon „hohe Beträge“ für Sports Free gespendet oder zugesagt. Homosexualität sei im Männerfußball noch immer oft ein Tabu, so Urban. Auf dem Klosterplatz wird die Aktion durch Jo Ecker von der Initiative „Fußballvereine gegen Rechts“ begleitet.
Die Streckenführung des CSD in Euskirchen
Um 15 Uhr soll am Freitag, 17. Mai, der CSD-Umzug durch die Euskirchener Innenstadt beginnen. Aufstellung und Start ist am Klosterplatz.
Der etwa zwei Kilometer lange Zugweg: Klosterplatz – Berliner Straße – links Hochstraße – links Wilhelmstraße (entgegen der Einbahnstraße) – Gansweide – links Am Bollwerk – Spiegelstraße – links Mittelstraße – rechts Alter Markt – geradeaus Annaturmstraße bis Annaturmplatz – links Dechant-Vogt-Straße – links Kirchstraße – rechts Bischofstraße – Viehplätzchen – links Kapellenstraße (entgegen der Einbahnstraße) – rechts Wolfsgasse – links Gartenstraße – links Entenpfuhl – Hochstraße/Berliner Straße bis Klosterplatz.
Die Organisatoren planen für die Strecke etwa eineinhalb bis zwei Stunden ein. Festwagen wie bei der CSD-Parade in Köln wird es in Euskirchen nicht geben. Ansonsten soll laut Organisatoren aber alles dabei sein, was eine Demo braucht: Plakate, Musik und bunte Outfits. (tom)
Der Aufstand 1969
In den späten 1960er-Jahren war die Situation für Homosexuelle und andere sexuelle und geschlechtliche Minderheiten in den meisten Ländern äußerst schwierig. Homosexualität wurde gesellschaftlich tabuisiert und stand meist unter Strafe. Diskriminierung, Verfolgung und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Queere Bars waren oft Ziel von Polizeirazzien.
In den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 fand in der New Yorker Bar Stonewall Inn an der Christopher Street der sogenannte Stonewall-Aufstand statt. Es kam in der Folge zu tagelangen Straßenschlachten zwischen queeren Menschen und der Polizei.
Der Christopher Street Day (CSD) ist ein Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, queeren, inter*, asexuellen, aromantischen und agender Personen (LGBTQIA+, deutsch: LSBTIQ+).
Demonstriert wird für die Rechte queerer Menschen sowie gegen rechtliche und soziale Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung. Die Bezeichnung „Christopher Street Day“ ist vor allem in Deutschland üblich. In englischsprachigen Ländern wird meist von Pride Parades gesprochen.
In Deutschland fanden 1979 in Bremen und Berlin die ersten CSD-Umzüge unter dieser Bezeichnung statt. Lange Zeit standen in Deutschland die Forderung zur Abschaffung des §175 (Strafbarkeit homosexueller Handlungen) und der Abbau von Diskriminierung im Vordergrund. Die Paraden in Deutschland finden nicht genau am historischen Datum statt. (tom)