Weilerswist-Lommersum – Drei Tage lang wurde am Wochenende das 975-jährige Bestehen der Ortsgemeinde Lommersum gefeiert, nicht ohne dass während der Feierlichkeiten immer wieder ein lautstarkes „Spanien Olé“ zu hören war. Bekanntlich war der Ort zwischen 1516 und 1713 nachweislich spanische Exklave zwischen den Herrschaftsbereichen des Kurfürsten von Köln und der Herren von Jülich gewesen.
Lommersum und das spanische Königreich – das war einmal eine besondere Beziehung. Und offenbar ist es auch heute noch so, wie man allein von der gelb-roten Tischdekoration im Dorfgemeinschaftshaus ableiten konnte.
Ausschließlich spanische Musik beim Festkommers
Zu Beginn des dreitägigen Jubiläums stand ein Festkommers auf dem Programm. Für die musikalische Umrahmung des Abends hatten Bettina Anders und Thomas Anneser, Dozenten an der Musikschule Swist-Erft, ausschließlich Spanisches wie etwa ein Stück aus der Oper „Carmen“ von Georgs Bizet ausgesucht. Und an der Stirnseite des Saales, direkt hinter dem Rednerpult, hing unübersehbar die spanische Nationalflagge.
Das alles hat seinen Grund, wie fast alle Festredner zum 975-jährigen Dorfbestehen betonten. Und nicht umsonst wird Lommersum bis heute als „Klein Spanien“ betitelt. Weshalb man auch Seine Exzellenz, den spanischen Generalkonsul D. Juan Sunyé, zum Festkommers eingeladen hatte. Die Idee war, ihm die Doktorarbeit eines spanischen Historikers zur Lommersum-Spanien-Connection zu überreichen. Alleine seine Exzellenz ließ absagen.
Erste urkundliche Erwähnung vor 975 Jahren
Das sollte aber die Feierlaune der angereisten Politprominenz nicht trüben. Ob Sprecher der Kreistagsfraktionen, MdB Detlef Seif, der Landtagsabgeordnete Oliver Kreiß oder Landrat Markus Ramers – sie alle wollten gratulieren.
Einem Christian von Lommundsheim sei der Ortsname unter anderem zu verdanken, der als Rechtsbeistand beurkundete, dass eine Nonne 1047 Haus und Hof dem Stift an St. Ursula in Köln verschenkte, erklärte Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst in ihrer historisch ausgerichteten Festansprache. Die Schenkungsurkunde sei die erste urkundliche Erwähnung Lommersums – ausgestellt vor 975 Jahren. Die Gemarkung selbst war nachweislich schon seit der Jungsteinzeit von Ackerbauern und Viehzüchtern besiedelt.
Gemeinschaft und Ehrenamt werden großgeschrieben
Seit dem 1. Juli 1969 wiederum ist die Dorfgemeinschaft Bodenheim, Derkum, Hausweiler, Lommersum und Ottenheim im Zuge der Kommunalreform Teil der Großgemeinde Weilerswist.
Wie Horst hatte zuvor auch Matthias Fey, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, auf das hingewiesen, was Lommersum offenbar schon immer ausgemacht hat. „Was die Welt in Lommersum zusammenhält, das sind die Gemeinschaft und das Ehrenamt“, so seine Überzeugung. Das hoben auch die nachfolgenden Redner hervor.
Nach der Flut Kampfgeist gezeigt wie ein Matador
Landrat Markus Ramers fand mit Bezug auf „Klein Spanien“ eine Metapher aus dem Stierkampf: „In Krisenzeiten zeigt sich der wahre Charakter. Nach dem Juli-Hochwasser im vergangenen Jahr haben die Lommersumer neben Zusammenhalt auch Kampfgeist gezeigt wie ein Matador.“
Die dem Dorf eigene Solidarität zeigte sich nicht zuletzt bei der Organisation des dreitägigen Festprogramms. Im eigens gegründeten Festausschuss, geleitet von Hendrik Mechernich, waren zahlreiche Vereine des Dorfes aktiv. Der Ausschuss organisierte den Festkommers, ein großes Dorffest auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz mit Live-Musik der Coverband „Männer von Flake“ sowie das Familienfestprogramm am vergangenen Sonntag.
Drei Pistolenkugeln im Wappen
Betrachte man das heutige Gemeindewappen der Dorfgemeinschaft, auf der unter anderem drei Pistolenkugeln zu sehen sind, so könne man glauben, in Lommersum habe die „Nordeifel – Mordeifel“-Reihe ihren Ursprung, scherzte Bürgermeisterin Horst.
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Denn nach wie vor sei ungeklärt, was in jener Nacht des Jahres 1666 auf Burg Derkum wirklich geschah: Damals soll der Knecht Michael Fröhlich aus Friesheim seinen adeligen Burgherrn mit eben drei Kugeln erschossen haben. Womöglich mit Billigung und Wissen der Witwe, mit der Fröhlich ein Verhältnis hatte? Der Knecht gestand unter Folter die Tat – doch wie es wirklich war, weiß bis heute niemand.