Die Gemeindeprüfungsanstalt NRW hat die Stadt Zülpich für ihre Friedhöfe ausgezeichnet. Gärtner Markus Schleiermacher kann das nicht nachvollziehen.
GemeindeprüfungZülpich für Friedhofswesen ausgezeichnet – Gärtner bemängelt Pflegezustand
„Beispiel für gute kommunale Praxis“ – mit dieser Auszeichnung darf sich die Stadt Zülpich jetzt schmücken. Erhalten hat sie diese von der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) NRW ausgerechnet für das Friedhofswesen. Dabei hatten sich im vergangenen Jahr mehrere Bürger der Stadt über den Zustand und die Pflege der Zülpicher Friedhöfe beschwert.
Einer davon ist Markus Schleiermacher. Der Friedhofsgärtner pflegt nach eigenen Angaben rund 200 Gräber im gesamten Stadtgebiet Zülpich, der Großteil davon befinde sich auf dem Zülpicher Friedhof an der Römerallee. Im Sommer 2023 monierte Schleiermacher mangelnde Pflegearbeiten. Unkraut mache sich auf dem Friedhof breit und dagegen werde zu wenig getan, lautete sein Vorwurf.
Friedhofskonzept der Stadt Zülpch überzeugte Prüfer
Hat sich daran etwas geändert? „Also hier in Zülpich hat sich gar nichts getan“, sagt Schleiermacher: „Es ist eher noch schlimmer geworden.“ Wege, auf denen im vergangenen Jahr vereinzelte Disteln gestanden hätten, seien inzwischen komplett von Grün bedeckt. In den Außenorten sei die Situation „einigermaßen okay“, aber noch lange nicht gut. „Ich weiß nicht, wofür die den Preis bekommen haben“, sagt Schleiermacher.
Ausschlaggebend für die Auszeichnung des Friedhofswesens sei das 2011 in Eigenregie aufgestellte „Konzept zur Optimierung der Rahmenbedingungen im Bereich des Friedhofswesens der Stadt Zülpich“, gewesen, teilt die GPA auf Nachfrage mit.
Auch der Pflegezustand auf den Friedhöfen Bessenich, Füssenich, Juntersdorf und Zülpich sei in Augenschein genommen worden und in die Beurteilung eingeflossen. Doch die Auszeichnung gab es für das Gesamtkonzept.
In Bessenich wurde ein Teil des Friedhofs zum Spielplatz
Es sei sehr umfangreich und betrachte wichtige Aspekte wie Kostensituation, Pflegezustand, zurückgehende Auslastung oder auch die Problematik der Überhangflächen gemeinsam. Es enthalte wichtige Kennzahlen wie den „Vergleich von Sterbezahl zur Beisetzungszahl“ und gebe Handlungsempfehlungen für jeden der 22 Friedhöfe im Stadtgebiet. „Die gute Organisation und das vorhandene Friedhofskonzept erleichtern in der Praxis die Steuerung in Bezug auf die langfristige Entwicklung der Friedhofsflächen“, begründet die GPA die Auszeichnung.
Ein Beispiel hebt sie dabei besonders hervor: den Bessenicher Friedhof. Dort wurde ein nicht genutzter Friedhofsteil 2017 entwidmet und zu einem Spielplatz umgebaut. „Aus Sicht der GPA ist dieser Spielplatz ein kreatives Beispiel für eine lebendige Stadtentwicklung. Die Umwidmung schafft, neben dem Ort für Trauer, für Familien und Kinder auch einen Ort für Freude und Begegnung.“
Bürgermeister Ulf Hürtgen freute sich nach Angaben der Stadt über die Auszeichnung. „Das Lob und die Anerkennung gebühren jedoch den Kolleginnen und Kollegen der Friedhofsverwaltung, die in der Tat sehr gute Arbeit leisten“, wird er in einer Mitteilung zitiert. Die Pflege der 22 Friedhöfe stelle vor allem die Mitarbeitenden der Grünkolonne insbesondere in der Wachstumsphase vor enorme Herausforderungen.
Und nicht nur sie. Er habe inzwischen eine Aushilfskraft eingestellt, berichtet Friedhofsgärtner Schleiermacher. Sonst komme er mit dem Unkrautjäten rund um seine Gräber auf dem Zülpicher Friedhof nicht mehr hinterher.