Zülpich – „Die Experten von Fiege waren ein wenig überrascht, dass wir das so in einem Tag hinbekommen haben“, sagt Volkmar Schultz-Igast, Referent Krisenmanagement beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), Landesverband Nordrhein. Er ist gleichzeitig Leiter des Logistikzentrums, das die Landesverbände Nordrhein und Rheinland-Pfalz des DRK innerhalb von nur einem Tag in Zülpich auf die Beine gestellt haben.
Auf der Größe eines recht üppigen Fußballfelds, genau sind es 10 650 Quadratmeter, werden seit vergangenem Donnerstag im Logistikzentrum des Unternehmen Fiege unzählige Hilfsgüter für die Flutopfer in der gesamten Region gelagert. „Wir rechnen mit insgesamt 75 000 betroffenen Menschen – im Bereich Landkreis Ahrweiler, im Kreis Euskirchen und der Städteregion Aachen“, erklärt Schultz-Igast. Den Kontakt hat Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen in Zusammenarbeit mit dem Kreis hergestellt.
Schnelles Handeln der Verwaltung
Dank des guten Drahts des Zülpicher Verwaltungschef zum Eigentümer des Logistikzentrums war die Tinte unter den Formalitäten schnell getrocknet. „Wir haben einen Vertrag mit Fiege bis Ende des Jahres abgeschlossen. Wir bleiben so lange, wie man uns benötigt“, sagt Schultz-Igast, der unter anderem auch beim Elbe-Hochwasser 2002 als Logistiker im Einsatz war.
Dass die Mitarbeiter des DRK wissen, was sie tun, erkennt man auf den ersten Blick – auch wenn dieser durchaus von den unzähligen Pappkartons verstellt sein kann. Die Lagerhalle ist in Sektoren unterteilt. In jedem wird etwas anderes gelagert – oder gelagert und gleichzeitig sortiert. Während die Getränke für die Betroffenen und die Helfer im Bereich A alle feinsäuberlich aufgereiht sind, herrscht im Bereich der Kleiderspenden noch Chaos.
Überblick über Sachspenden
„Leider sind ein Drittel der Kleidungsstücke, die wir gespendet bekommen haben, unbrauchbar. Die kann man auch keinem Flutopfer mehr anbieten. Da haben Menschen leider Spenden mit Ausmisten verwechselt“, so der Chef des Logistikzentrums. Um einen Überblick über die zahlreichen Sachspenden zu erhalten, wird sortiert, sortiert und noch mal sortiert. Das erledigen vor allem eine Vielzahl von freiwilligen Helferinnen und Helfern, die keiner Hilfsorganisation angehören, sondern beispielsweise ihre Überstunden abbauen, indem sie sich in Zülpich engagieren.
Eine davon ist Janine Reichelt aus Bonn. Die Einzelhandelskauffrau gehört zu einer Handvoll Bonner, die über mehrere Tage in der Römerstadt Kleiderspenden sortiert haben. „Ich möchte einfach helfen. Ich kann nicht viel tun, aber in dieser Form helfen, kann ich“, sagt die 28-Jährige. „Die Stimmung ist richtig gut. Und alle packen mit an, keiner ist sich für eine Aufgabe zu schade. Unfassbar!“, lobt ein DRK-Mitarbeiter den Tross aus Bonn, der vom Roten Kreuz tagtäglich aus der Bundesstadt nach Zülpich und wieder zurückgefahren wird.
Freifläche inmitten der Spenden
Doch warum ist inmitten der ganzen Spenden eine recht große Freifläche? „Die benötigen wir auch zum Sortieren. Wir erwarten noch eine Großspende eines namhaften Elektroherstellers“, sagt Schultz-Igast. Die Anlieferung zahlreicher Güter aus den bisher durch den Kreis Euskirchen betriebenen Sammelstellen ist abgeschlossen. „Wir werden nun die koordinierte und an dem Maß der Not orientierte Bereitstellung benötigter Güter – von Waschmaschinen über Möbel bis hin zu Hygienebedarf – zunächst sicherstellen“, erklärt Hartmut Krabs-Höhler, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Nordrhein.
Dass in der Lagerhalle derzeit keine Regale stehen, kommt dem DRK zugute. So könne man derzeit wesentlich besser die Spenden sortieren und ordnen. Sobald die Sortierarbeiten abgeschlossen sind, geht das Logistikzentrum des DRK endgültig ans Netz. Wichtig zu wissen, so Schultz-Igast, sei, dass keine Einzelpersonen nach Zülpich kommen können. „Die Kommunen sollen die Dinge abfragen, die benötigt werden. Sie müssen die Bedürftigkeit feststellen. Wir stellen die benötigten Dinge, beispielsweise Waschmaschinen, dann für die Kommunen zusammen“, erklärt Krabs-Höhler. Für die Eifel hat sich das DRK zusätzlich das Netzwerk „Eifel für Eifel“ um Jochen Weitz ins Boot geholt (siehe „Eifeler Netzwerk“).
Menschen froh über jede Lieferung
Dass man in Zülpich auf Spenden sitzenbleibe, glaubt der Krisenmanager nicht. „Wir sind für die gesamte Region zuständig. Und die Infrastruktur ist noch sehr unterschiedlich“, sagt er. In Euskirchen könne man zwar beispielsweise wieder in den Supermarkt gehen, um sich mit Lebensmittel zu versorgen. Davon sei man aber im Ahrtal noch weit entfernt. Die Menschen dort seien sehr froh, über jede Lebensmittellieferung.
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Und eine Fünf-Minuten-Terrine sei schließlich auch für die zahlreichen Helfer schnell zubereitet. Heißes Wasser könne man mithilfe von Generatoren ja erzeugen. Groß sei derzeit auch die Nachfrage nach Putzmitteln und Co. Die Lieferung von 50 000 Müllsäcken sei innerhalb von 24 Stunden auf ein Fünftel des Bestands geschrumpft.