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Großbrand: Kein Vorsatz, aber Leichtsinn mit Zigarette?

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Essen – Der verheerende Großbrand in einem Wohnkomplex in Essen mit einem zweistelligen Millionenschaden ist wahrscheinlich nicht absichtlich gelegt worden. Nach umfangreichen Befragungen von Zeugen und Anwohnern ergäben sich keine Anzeichen für eine vorsätzliche Brandstiftung, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Möglicherweise sei das Feuer aber durch Fahrlässigkeit entstanden.

„Durch die Vielzahl von Zeugenaussagen gibt es Hinweise auf einen möglichen Entstehungspunkt des Feuers. In diesem Zusammenhang wurden zwei Bewohner der infrage kommenden Wohnung zum Sachverhalt befragt”, hieß es in der Mitteilung. Nähere Angaben machten die Ermittler nicht. Die Ermittlungen würden auch auf der Basis noch ausstehender Brandgutachten fortgesetzt.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird gegen zwei Bewohner wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung ermittelt. Einer der beiden soll auf dem Balkon der gemeinsamen Wohnung geraucht und eine Zigarette nicht richtig ausgemacht haben. Dadurch soll ein Holzregal in Brand geraten sein.

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Bei dem Feuer am 21. Februar hatten 128 Menschen ihre Wohnungen und vielfach ihr komplettes Eigentum verloren. Nur durch den tatkräftigen Einsatz der Feuerwehr, von Nachbarn und durch viel Glück konnten Todesopfer vermieden werden. Der Wohnkomplex mit einer Tiefgarage muss abgerissen werden. Den Schaden schätzt der Eigentümer, die Wohnungsgesellschaft Vivawest, auf eine zweistellige Millionensumme.

206 Menschen seien aus dem Wohnkomplex und angrenzenden Häusern in Sicherheit gebracht worden, heißt es in einem Bericht von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) für eine Bauausschusssitzung des Landtags an diesem Freitag (18.3.). Dabei soll auch geklärt werden, ob der erst Ende 2015 fertiggestellte Wohnkomplex den Bauvorschriften etwa zu schwer entflammbarem Material für die Balkonverkleidungen entsprochen hat.

Bei dem Feuer hatte der viereinhalbstöckige Wohnkomplex in sehr kurzer Zeit komplett in Flammen gestanden. Nach Darstellung der Feuerwehr hatte sich das Feuer über die Fassade und die Balkone ausgebreitet. Vivawest betonte später in einer Mitteilung, dass die Dämmung mit nicht brennbarer Mineralwolle ausgeführt worden sei.

Nach dem Brand hatten zahlreiche Essener für die Opfer Geld gespendet. Bis zum Mittwoch seien 723.000 Euro zusammengekommen, berichtete eine Stadtsprecherin. Das Geld werde über eine Härtefallkommission verteilt. Vivawest hatte nach dem Brand den betroffenen Mietern eine kostenlose Hotelunterbringung ermöglicht und schnell Ersatzquartiere angeboten.

© dpa-infocom, dpa:220316-99-540188/3 (dpa)