Rösrath – Zwischen 2010 und 2017 stieg die Einwohnerzahl Rösraths von 27 500 auf rund 29 000 Bürger, stellte der Sozialbericht des Rheinisch-Bergischen Kreises im Vorjahr fest. Inzwischen bewegt Rösrath sich quasi unaufhaltsam auf die Marke von 30 000 Einwohnern zu. Das bedeutet eine immer größere Verdichtung in der Bebauung, das kann jeder Rösrather in seiner Umgebung feststellen.
Für die Verantwortlichen in Kommunalpolitik und Stadtverwaltung bedeutet das Wachstum eine große Herausforderung. Sie müssen dafür sorgen, dass die Stadt trotz aller Veränderung ein attraktiver Ort bleibt, an dem die Bürger gerne leben.
Wohnraum gegen Lebensraum
Durch die große Nachfrage nach Wohnraum in der Region um Köln entsteht ein Spannungsfeld: Die städtischen Planer müssen eine Balance finden zwischen den Erwartungen der Bürger, die ein Dach über dem Kopf suchen, und dem Ziel, den Charakter Rösraths als grüner Ort zum Wohnen zu erhalten.
Der zuständige Dezernent Christoph Herrmann berichtete unlängst von den Anforderungen, die von allen Seiten auf die Stadt Rösrath zukommen: Der Deutsche Mieterbund fordere zu verstärktem Wohnungsbau auf, die Bauwirtschaft berichte von „riesiger“ Nachfrage. Auch die Stadt Köln dränge die Nachbarn, einen Teil des Wohnungsbedarfs zu decken, den sie selbst nicht bewältigen könne. Auf der anderen Seite stehe der Wunsch von Anwohnern und Bürgerinitiativen, das bisherige Bild Rösraths zu erhalten.
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Ein Beispiel für die widerstreitenden Interessen ist das geplante Baugebiet am Kirchweg in Forsbach. Dort strebte die Stadt zunächst an, auf der bestehende Freifläche 74 Wohnungen zu schaffen – in Einfamilien- und Doppelhäusern. Eine Bürgerinitiative machte dagegen mobil, Grundstücksbesitzer stellten sich quer und verweigerten die Bebauung ihres Eigentums.
Damit fehlten der Stadt Schlüsselgrundstücke für die ursprünglich anvisierte Planung, in der Folge verkleinerte sie das vorgesehene Neubaugebiet: Inzwischen strebt sie nur noch circa neue 15 Häuser und damit eine Teilbebauung der Freifläche an. Die von Anwohnern und der Bürgerinitiative Fors-Park befürchteten Verkehrsprobleme in den umliegenden Straßen dürften damit viel weniger gravierend sein. Trotzdem bleiben die Kritiker des Projekts aktiv.
Baugebiet künftig ausweiten?
So sorgten die Politiker im Planungsausschuss vor kurzem für ätzende Kommentare der Initiative Fors-Park, weil sie die Möglichkeit offen halten wollten, das Baugebiet künftig vielleicht doch auszuweiten. Bürgermeister Marcus Mombauer rät indessen zur Gelassenheit. Im Interview mit dieser Zeitung zum Start ins Jahr 2019 stellte er fest: „Bei Baugebieten gibt es unterschiedliche Interessen, das ist ganz normal. Wichtig ist, dass sie im Blickfeld von Politik und Stadtverwaltung bleiben.“
Der Konflikt um das Baugebiet am Kirchweg zeigt jedenfalls wie unter einem Brennglas, wie die gegensätzlichen Interessen liegen. Ein Tauziehen gibt es auch um das anvisierte Neubaugebiet „Altvolberger Wiese“ in Forsbach, wo die Stadt 48 Einfamilien- und Doppelhäuser anstrebt. Der zuständige Planungsausschuss hat ein Bebauungsplan-Verfahren in Gang gesetzt. Weniger umstritten sind dagegen andere große Flächen für neue Wohnhäuser.
So sind in Venauen 75 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und 14 Doppelhaushälften anvisiert, auf dem Gelände der früheren Firma Pefa (Im Frankenfeld) circa 56 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Mit den genannten Projekten sind Hunderte neue Einwohner für Rösrath zu erwarten.
Weitere Wohnungen werden wohl kommen
Doch steigt die Einwohnerzahl der Stadt auch ohne neue Baugebiete. Laut Stadtverwaltung sind seit 2015 jährlich 100 bis 200 neue Wohnungen im Stadtgebiet entstanden, die Verdichtung schreitet fort. Die Neubauten der letzten Jahre waren nach dem Baurecht zu genehmigen. Und diese Entwicklung geht weiter. Neben der Anforderung, eine attraktive Umgebung für die Bürger Rösraths zu erhalten, stellt sich auch die dringende Frage nach der nötigen Infrastruktur für die wachsende Stadt. Vor diesem Hintergrund sind Verwaltung und Politik durchaus bestrebt, die Situation für Radverkehr und öffentliche Verkehrsmittel zu verbessern.
Radstreifen sind in den letzten Jahren auf wichtigen Straßen entstanden, Pendlerparkplätze stehen auf der Agenda. Ein wichtiges Vorhaben sind die Mobil-stationen, zunächst ist der Bahnhof Rösrath an der Reihe, später soll der Bahnhof Hoffnungsthal folgen. Am Bahnhof Rösrath sollen eine Info-Stele, ein Pedelecverleih mit zehn Pedelecs, ein Stellplatz für Carsharing mit einem Elektroauto, 20 Fahrradboxen, sowie eine Fahrradabstellanlage mit 50 „Bike & Ride-Plätzen“ entstehen. Federführend für das Projekt ist der Rheinisch-Bergische Kreis, mit dabei sind die Stadt sowie die Verkehrsunternehmen Wupsi und Regionalverkehr Köln (RVK).
Noch dringender als Verkehrsfragen scheinen Investitionen in Kitas und Schulen (siehe Kasten). Zu den Herausforderungen für die städtischen Planer gehört auch, zentral gelegenen Wohnraum für betagte Bürger zu schaffen. Die Stadt hat diesen Bedarf seit einigen Jahren erkannt. Projekte wie der Lindenhof oder das Wohnhaus auf dem früheren Post-Gelände in der Bahnhofstraße zeigen, dass sich Investoren für solche Projekte gewinnen lassen.
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