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Interview mit Jan-Marco Montag„Ich trage alle drei Kölner Klubs im Herzen“

Lesezeit 4 Minuten
Montag Ende

Jan-Marco Montag beendet seine aktive Karriere.

Herr Montag, am Samstag sagen Sie nach gut zwei Jahrzehnten Profi-Hockey „Tschö“. Wie viel Wehmut löst Ihr Abschiedsspiel in Ihnen aus?

Wehmut ist das falsche Wort. Ich habe in 22 Jahren nur zwei Spiele auf dem Feld verpasst – und dafür bin ich dankbar. Mit 38 ist es okay, wenn der Körper anfängt zu streiken. Ich wollte das Ende nicht künstlich hinauszögern. Man muss wissen, wann Schluss ist.

Seit 2015 haben Sie Blau-Weiß Köln als Spielertrainer angeführt. Warum haben Sie den Schläger nicht beiseitegelegt und sich nur auf den Trainerjob konzentriert?

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Montag und Wess

Jan-Marco Montag mit Timo Wess nach dem Europapokalsieg mit Rot-Weiss Köln 2013.

Zum einen stecke ich nicht gerne in der passiven Zuschauerrolle, zum anderen weiß ich das Team in guten Händen. Mit Yannick Dehoff wurde ein toller Nachfolger gefunden. Er ist 14 Jahre jünger und versprüht die Energie, die ich am Ende nicht mehr ganz aufbringen konnte.

Woran lag das?

Mein Job als Geschäftsführer einer Kölner Firma und neuerdings zwei Kinder haben mich stark eingespannt. Am Ende bin ich auf dem Zahnfleisch gegangen, denn ein Team in der 2. Feldhockey-Bundesliga lässt sich auch nicht im Vorbeigehen trainieren.

Sie haben in Köln für drei Hockeyklubs gespielt. Welchem fühlen Sie sich am meisten verbunden?

Ich trage alle drei im Herzen und sehe mich in erster Linie als Kölner Hockeyspieler. Bei Schwarz-Weiß bin ich groß geworden, mit Rot-Weiß habe ich meine größten Erfolge gefeiert und bei keinem Verein war ich im Herren-Bereich länger als bei Blau-Weiß.

Montag Olympiagold

Jubel nach dem Gewinn der Goldmedaille 2008 in Peking.

Bleiben Sie letzterem Klub erhalten?

Das ist gut möglich, vielleicht irgendwann in beratender Funktion. Jetzt widme ich mich aber erst mal der Familie und dem Unternehmen. Ich will auch abseits des Hockeyplatzes Erfolgsgeschichten schreiben.

Apropos Erfolge: Welcher Titel war Ihr größter?

Der WM-Sieg 2006 im Stadion meines damaligen Klubs Gladbacher HTC war quasi nicht zu toppen, doch zwei Jahre später folgte Olympia in Peking.

Als Ersatzmann waren Sie dort lange Zeit außen vor. Was ist dann passiert?

Oliver Korn fiel aus und ich wurde im Halbfinale ins kalte Wasser geworfen. Ich hatte mich auf einem menschenleeren Parkplatz warmgemacht, ehe die letzten Zweifel an meiner Akkreditierung beseitigt waren und ich endlich ins Stadion durfte. Zwei Spiele später war ich Olympiasieger. Die Hymne auf dem Podest zu hören, war einzigartig.

Montag WM 2006

Große Emotionen nach dem WM-Sieg 2006.

Welche nationalen Erfolge bleiben besonders hängen?

Die Deutsche Meisterschaft mit Rot-Weiss 2013, weil ich als Kapitän mit meinem Cousin Daniel und meinen besten Kumpels Christoph und Stefan Menke zusammenspielen durfte. Unvergessen bleibt auch der Sieg mit Blau-Weiß im ersten Heimspiel nach dem Aufstieg in die 1. Hallen-Bundesliga 2019 gegen Rot-Weiss. Das 7:4 haben wir gefeiert wie eine Meisterschaft. Aber auch Rückschläge haben mich geprägt.

Welche speziell?

Die Nicht-Nominierung für die Olympischen Spiele 2012 war meine größte Niederlage. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass es wichtigere Dinge gibt als den Sport.

Wie sehr wurmt Sie noch die Niederlage 2015 in der TV-Show „Schlag den Raab“?

Das war schon bitter. Nachdem ich im 14. Spiel beim Promi-Raten verloren hatte, war der Traum von der Million geplatzt. Aber wer weiß, ob ich mit dem Geld meine Frau kennengelernt hätte. Heute bin ich glücklich, auch ohne siebenstellige Summe auf dem Konto. Wie sagt man so schön: Et kütt wie et kütt.

Ihre Frau und beiden Kinder werden am Samstag dabei sein – wer noch aus Ihrer Familie?

Meine Cousins Daniel und Patrick, die das Event auf die Beine gestellt haben. Mein Vater Joachim (66, Anm. d. Red.) und Onkel Hans (70, Anm. d. Red.) spielen sogar mit. Sie haben 1978 gemeinsam den EM-Titel geholt. Auch meine Mutter Jaqueline und meine Schwestern dürfen nicht fehlen. Sie haben mich all die Jahre zu den Hockeyplätzen quer durch die Republik gefahren; ohne sie gäbe es kein Abschiedsspiel.