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Kriminalitätsstatistik wegen homophober Taten auf Prüfstand

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Düsseldorf – Homophobe und queerfeindliche Straftaten sollen in der Kriminalitätsstatistik in Nordrhein-Westfalen künftig besser ausgewiesen werden. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte im Landtagsinnenausschuss am Donnerstag eine entsprechende Prüfung an. Der Ausschuss behandelte den Tod eines 25-jährigen Transmannes in Münster, der von einem mutmaßlich queerfeindlichen 20-Jährigen niedergeschlagen wurde und starb.

„Ich möchte den Angehörigen des jungen Mannes, der mit seinem Handeln viel Zivilcourage bewiesen hat, mein herzliches Beileid aussprechen”, sagte Reul. „Sein Mut hat ihn letztlich das Leben gekostet.”

Seit 2017 seien 18 solcher Straftaten in NRW registriert worden. Bei acht dieser Taten seien 13 Verdächtige ermittelt worden. Er würde das Dunkelfeld künftig besser gerne ausleuchten und mehr über die Täter wissen: „Was sind das eigentlich für Menschen, die andere wegen ihrer sexuellen Orientierung angreifen?”, fragte Reul.

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Ein Staatsanwalt berichtete, dass es sich bei dem festgenommenen Verdächtigen um einen abgelehnten Asylbewerber aus Russland handelt. Er sei Boxsportler und habe den Ermittlungen zufolge vor der Tat Frauen beim Christopher Street Day (CSD) homophob beleidigt, woraufhin der 25-Jährige eingeschritten sei.

Der 20-Jährige habe ihm daraufhin einen so schweren Fausthieb verpasst, dass das Opfer auf dem Boden aufschlug, sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zuzog und einige Tage später starb. Der 20-Jährige sitzt wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft.

Die SPD nannte den Bericht von Minister Reul „ernüchternd”. So habe der Minister keine Angaben zum Polizeiaufgebot beim CSD in Münster machen können. „Wir fordern Innenminister Reul auf, dass er endlich eine Dunkelfeldstudie zu Straftaten gegen queere Menschen in Auftrag gibt”, sagte die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Christina Kampmann.

Nur so werde es gelingen, queere Hasskriminalität präziser zu erfassen und zu verhindern. Außerdem brauche die queere Community Kontaktbeamte als feste Ansprechpartner bei der Polizei. Als queer bezeichnen sich nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Beim Opfer handelt es sich um einen Transmann. Transmenschen sind Personen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. Die Tat hatte bundesweit für Bestürzung gesorgt.

© dpa-infocom, dpa:220908-99-680326/5 (dpa)