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Alte Programmhefte und FahrpläneBurscheider Archivalien vor der Ahr-Flut gerettet

Lesezeit 3 Minuten

Stadtarchivar Sascha Kempf (links) mit Rolf Stöcker bei der Übergabe der Geschichts-Dokumente.

Burscheid – Wenn man von Glück im Unglück reden kann, dann in diesem Fall: Nur durch Zufall ist ein Stück Burscheider Stadtgeschichte vor dem Hochwasser gerettet und für das städtische Archiv bewahrt worden. Die historischen Dokumente, besonders aus dem Leben der Musikstadt, wären fast in der Flut untergegangen – und zwar bei der Überschwemmung in Bad Neuenahr. Burscheider Archivmaterial an der Ahr? Die Geschichte von der Rettung der Unterlagen führt in den Keller von Rolf Stöcker.

Bis zum Beginn seines Rentnerdaseins hat Stöcker in Burscheid gelebt und ist dann 1998 nach Bad Neuenahr gezogen, um sich dort zur Ruhe zu setzen. Mitgenommen hat der Musiker beim Umzug an die Ahr eine Sammlung von Unterlagen aus dem Vereinsleben und der Geschichte seiner Heimatstadt, die schon sein Vater zusammengetragen hatte. Rolf Stöcker bewahrte sie mehr als 45 Jahre lang sorgsam auf und hatte schon länger vor, sie dem Stadtarchiv zu vermachen. Bereits 2020 hatte er deswegen Kontakt mit Bürgermeister Stefan Caplan und Stadtarchivar Sascha Kempf aufgenommen. Doch die mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verbunden Einschränkungen hatten eine Übergabe bisher verhindert.

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Nun aber kehrte Rolf Stöcker für zwei Wochen in seine alte Heimat zurück, um Freunde zu besuchen. Die Gelegenheit nutzte er, um die Archivalien endlich dem Stadtarchiv zu übergeben. Rolf Stöckers Haus ist bei der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr ebenfalls nass geworden und zurzeit unbewohnbar. „Alle im Keller aufbewahrten Unterlagen sind von den Wassermassen fortgespült worden“, berichtete er bei seinem Besuch im Rathaus. Nur der Schatz, den schon sein Vater gehütet hat, ist unversehrt geblieben. „Da er die Unterlagen schon seit längerer Zeit an die Stadt übergeben wollte, hatte er sie aus dem Aufbewahrungsort im Keller in seine Wohnung geholt“, freuten sich Archivar Kempf und Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss über die glückliche Rettung der Dokumente.

Noten und Balkanexpress

Unter den Unterlagen befinden sich verschiedene Programmhefte von Musikveranstaltungen aus den 1940er-Jahren vom MGV Dürscheid, dem Wiehbacher Echo, dem Gesangsverein Heddinghofen, dem Volkschor Burscheid sowie einige Liederbücher. Sogar handgeschriebene Notenblätter befinden sich zwischen den Konzertprogrammen. Rolf Stöcker selbst war elf Jahre als Kassenwart der Kaltenherberger Heimatfreunde aktiv und engagierte sich für den Erhalt des Burscheider Kulturguts. Auch der Fahrplan des Burscheider Schienenbusses, bei dessen letzter Fahrt auf dem heutigen Panorama-Radweg Balkantrasse Stöcker dabei war, ist Teil der Sammlung.

Seinen Aufenthalt in der alten Heimat nutzte Stöcker auch, um die Probe „seines“ Orchestervereins zu besuchen. „Die Musik hat unser Leben mitgestaltet, mein Leben und das meiner Familie“, sagte er bei der Übergabe seiner Spende.

Musikalische Familie

Sowohl sein Vater als auch seine Mutter waren musikalisch in Burscheid sehr aktiv. „Das war unser Unterhaltungsprogramm damals“, erinnert sich der 85-Jährige. Seine Eltern bezahlten ihm Geigenunterricht, anschließend lernte er Klarinette bei Willi Hoffmann – vielen bekannt als Autor der Burscheider Musikantenspäße – und letztlich auch Saxophon. Er spielte in verschiedenen Burscheider Orchestern, wie dem Orchesterverein Hilgen (OVH) und der Musicalischen Academie.

Seine Wohnung in Bad Neuenahr ist bis zum Ende der Aufräumarbeiten nicht bewohnbar. „Das Elend der Menschen, Zerstörungen die man kaum beschreiben kann – ich weiß noch nicht, wie es jetzt weitergehen soll, wenn ich demnächst nach Bad Neuenahr zurückkehre“, gestand er bekümmert. Trotz dieses Schicksalsschlags sei es für ihn eine Erleichterung, dass nun ein Teil seiner Familien- und der Burscheider Stadtgeschichte sicher im Archiv aufbewahrt werde. So könnten auch andere Burscheider daran teilhaben.