BurscheidGeschichtsverein mit Landespreis ausgezeichnet
Burscheid – „Ich kann die Gegenwart nur gestalten, wenn die Vergangenheit eines Ortes bekannt ist“, sagte Ministerin Ina Scharrenbach auf dem Vorplatz der evangelischen Kirche am Donnerstag. Die Chefin des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen reiste in das bergische Städtchen, um den Heimat-Preis an die Burscheider Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins zu überreichen. Nachdem das Projekt „Verschwundene Häuser“ des Vereins bereits auf städtischer Ebene gewonnen hatte, würdigte nun auch die Landesregierung das Engagement der Aktion „für, in und mit Heimat“.
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In der Kategorie „Herausragende Wege der Heimatvermittlung“ ist der Geschichtsverein Sieger, nicht zuletzt wegen der regen Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen am Projekt. Die Jury traf die Entscheidung, die nicht nur eine schmucke Trophäe aus Holz und Glas, sondern auch die Auszahlung von 8000 Euro mit sich bringt, aufgrund des „vielseitigen Mix aus Aktivitäten“ mit Ausstellung und Publikation und der zahlreichen Fundstücke aus Privathaushalten.
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Lokales Engagement
„Sie gestalten das Bild von Heimat in Ihrer Stadt“, richtete Ministerin Ina Scharrenbach ihr Wort an den Verein, „wir wollen dieses lokale Engagement sichtbar machen.“ Was genau Heimat ist, definiere das Ministerium bewusst nicht.
Im Zentrum der Stadt nahm Karl Ulrich Voss, Vorsitzender des Geschichtsvereins, den Preis entgegen. „Heimat ist mehr Software als Hardware“, versuchte er in Anwesenheit des Bundestagsabgeordneten Hermann-Josef Tebroke und des stellvertretenden Landrats Uli Heimann zu vermitteln, was der Begriff für ihn bedeutet. Es sollte ihn eigentlich nur im Plural geben, denn die eine Heimat gäbe es nicht. Mit den Verwurzelungen einer Karotte vergleicht der Hobby-Historiker sie sogar, „das Beste liegt unter der Erde.“
Doch gerade im Burscheider Ortskern ist noch einiges an Geschichte sichtbar. Eine kleine Führung an den alten Häusern vorbei ließ historische Spuren aufleben. Gegenüber der Kirche zeigten Diethelm und Ina Seifarth der Ministerin ihr seit Jahrzehnten geführtes Taschen-Geschäft. Seit 1900 stehe ihr Haupthaus am Marktplatz.
Voss hatte unterhalb des Gebäudes extra ein kleines Sichtloch im Gestrüpp freigeschnitten, um dem Besuch einen Blick auf die „Mebus-Hütte“ auf der anderen Seite der Hauptstraße zu ermöglichen. Der Fachwerk-Komplex von 1860 ist nach dem Krieg zunächst zerfallen und wurde seit 2011 von der freikirchlich evangelischen Gemeinde aufwändig saniert.
Auch zur Alten Post, wo mit der Musikalischen Akademie von 1812 einst eine bedeutende kulturelle Geschichte der Musikstadt begann, führten Voss und Bürgermeister Stefan Caplan die CDU-Politikerin.
„Man hatte nicht in jeder Zeit so eine Sensibilität für Historisches“, bedauerte der Bürgermeister auf dem Weg vorbei an Umbauten, die in den vergangenen Jahrzehnten an alten Schätzen vorgenommen wurden. Nicht nur Menschen hinterließen Spuren, auch Häuser. Und geschichtslose Orte könne es somit nicht geben, reflektierte Ina Scharrenbach.
Aus 220 Kommunen wurden sieben Projekte prämiert. „Heimat lebt vom Mitmachen“, verkündete Voss – ganz im Sinne des Ministeriums.
Auch vom Heimat-Scheck der Landesregierung profitierte der Verein bereits: Er schaffte Computer an, um das Festhalten von Geschichte „unter modernen Bedingungen weiterzuführen“, so der Vereinsvorsitzende. Auf Nachfrage der Ministerin bestätigte er, dass die Digitalisierung der „Verschwundenen Häuser“ laufe. „#NRWheimatet“ lautet das Motto also nicht nur im Ministerium, sondern auch in Burscheid.