Burscheid – Sein neues Buch „Verschwundene Häuser“ kann der Bergische Geschichtsverein, Abteilung Burscheid, nun bald um ein Kapitel erweitern. An der Montanusstraße steht noch ein hübsch renoviertes, altes Wohnhaus ehemaliger Bahnmitarbeiter, das nun der Abrissbirne weichen soll.
Neuer öffentlicher Platz
Der Stadtentwicklungsausschuss gab dort grünes Licht für die Zentrumserweiterung mit öffentlichem Platz, Einzelhandel und Wohnen.
Auf Grundlage des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) des Düsseldorfer Planungsbüros ASS soll ein Lebensmittelvollsortimenter mit Backshop auf bis zu 1.900 Quadratmeter Verkaufsfläche, einen Drogeriemarkt mit rund 700 Quadratmetern sowie Gastronomie und ein weiteres Ladenlokal an die Montanusstraße kommen.
Den Zuschlag erhielt das Essener Immobilienbüro Wierig, das wiederum mit dem Arnsberger Büro walenta gmbh architekten + generalplaner zusammenarbeitet. Gespräche mit Ankermietern laufen, wer es ist, verrieten Marc Wierig und Sascha Walenta noch nicht. Zunächst müssen Altlasten beseitigt und die Ferngasleitung verlegt werden.
33 Wohnungen
In den Obergeschossen sind Arztpraxen und Büros mit zusammen rund 985 Quadratmeter Nutzfläche vorgesehen. Weiterhin sollen auf den Dachflächen der Einzelhandelsräume bis zu 33 Wohnungen mit zusammen rund 1.640 Quadratmetern Wohnfläche entstehen. Die will Wierig zunächst als frei finanzierten Mietwohnungskomplex anlegen, damit alles eine Einheit bleibt und mögliche Miteigentümer nicht vertragliche Sonderansprüche stellen. Wierig war lange für Lidl und die früheren Plusmärkte unterwegs. Seiner Meinung nach wird es schwierig, wenn der Kunde nicht ebenerdig vom Parkplatz zum Einkaufszentrum kommt. Im geplanten Komplex soll eine Rollsteige von der Tiefgarage in die Läden führen.
Balkantrasse etwas verlegt
Die Balkantrasse, so Bürgermeister Stefan Caplan, werde etwas verlegt und auf vier Meter in dem Bereich verbreitert. Von dort aus sei der Komplex fußläufig oder mit dem Rad zu erreichen. „Im Untergeschoss werden rund 167 Kfz- und 82 Fahrradstellplätze für Bewohner, Nutzer und Kunden angeboten, die Zufahrt für Pkw erfolgt von der Montanusstraße aus“, erklärt die Verwaltung.
Die Anlieferung des Einzelhandels erfolge über teilweise eingehauste Ladedocks von der Montanusstraße aus. Hin zum Luchtenberg-Park ist ein Platz mit Außengastronomie vorgesehen. „Wir freuen uns wie Bolle“, betonte Ute Hentschel, Ratsfrau der Grünen und Sprecherin der Einzelhändlergemeinschaft „Wir für Burscheid.“ Man erhoffe sich eine Attraktivierung der Innenstadt. Dass das Architekturbüro die Idee einer Dachbegrünung, verbunden mit Photovoltaik und eine durchlüftete und mit dem Fahrrad zu erreichende Garage umgesetzt habe, hätte keiner besser machen können.
Kritikpunkte in Planung aufgegriffen
Sozialdemokrat Klaus Becker verriet, dass er in den Besprechungen des Entwurfs, „einer der ersten Gegner“ gewesen sei. Aber die Kritik hätten die Planer aufgegriffen, sich beweglich gezeigt. Michael Baggeler, Fraktionschef des Bündnisses für Burscheid, zeigte sich beeindruckt von der architektonischen Lösung. Auch in ökologischer Hinsicht. Der vorgesehene Platz werde wahrscheinlich einmal Burscheids neuer Mittelpunkt. Idee des IEHK war es, das Zentrum durch Ansiedlung von neuen Einzelhandelsangeboten an der Montanusstraße attraktiver zu machen. Die Innenstadtplaner von ASS äußerten zum Standort Montanusstraße vor einigen Jahren noch Bedenken: „Eine erste Wirtschaftlichkeitsbetrachtung kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des Areals auch mit einem SB-Markt wirtschaftlich nicht auskömmlich ist“, heißt es im Bericht für das IEHK 2025.
Damals schlug ASS vor, das Gelände des Netto-Markts in der Innenstadt für Wohnbau zu nutzen. Von der Andienung sei der Discounter sowieso nicht ideal. „Derzeit gibt es keinen neuen Sachstand zum Netto-Standort. Die Konzept-Ausführungen des Büros ASS haben immer noch Bestand“, so die Verwaltung.