Einmal die Stunde fährt der grellgelbe Bürgerbus für 15 Minuten durch Burscheid, die meiste Zeit wartet er auf Fahrgäste. Das möchte der Verein ändern.
Mobilität in BurscheidDer Bürgerbus sucht Fahrgäste
„Bürger fahren für Bürger“ lautet der Leitspruch des Burscheider Bürgerbusses. Momentan sieht es jedoch eher nach „Bürger würden gerne für Bürger fahren“ aus, denn nur noch wenige Burscheider nehmen das Angebot in Anspruch. Während man auf vielen Linienbussen groß die Leuchtschrift „Fahrer gesucht“ lesen kann, sucht der Bürgerbus Fahrgäste.
Nur noch einmal in der Stunde fährt der Kleinbus mittlerweile durch Burscheid. Die Fahrt dauert insgesamt eine Viertelstunde. Die restliche Dreiviertelstunde warten Bus und Fahrer nahe des ehemaligen Burscheider Busbahnhofs. Eine sinnlose Beschäftigung, wie der Vorsitzende des Burscheider Bürgerbusvereins, Hans Scheurlen, findet.
„Früher war das anders, wir sind ungefähr dreimal mehr gefahren und hatten 1,5-mal mehr Fahrgäste“, berichtet Scheurlen. In den vergangenen rund zehn Jahren nahm die Anzahl der Fahrgäste ab und der Bus musste die Fahrten reduzieren, um Leerfahrten zu verhindern.
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Scheurlen sieht als Grund für die schrumpfende Anzahl an Fahrgästen den demografischen Wandel in der Gesellschaft. Immer mehr Menschen würden auch im hohen Alter noch selbstständig Auto fahren. „Hauptgrund wird sein, dass das Auto bequemer ist, ich kann es benutzen, wann ich möchte und muss nicht auf eine Linie warten.“ Außerdem mache Autofahren vielen Leuten Spaß, sagt Scheurlen und: „Das private Auto ist des Deutschen liebstes Kind, denn da hat man die größte Flexibilität.“
Dieses Problem hätten aber viele Bürgerbusvereine. „Der Witzheldener Bürgerbus musste bereits wegen zu weniger Fahrgäste und auch Fahrer aufgeben“, erzählt Hans Scheurlen. Das will der Burscheider Verein unbedingt verhindern und so organisierte er schon einige Aktionen, um auf den Bus aufmerksam zu machen. „Wir haben Umfragen gestartet, Zettel in Briefkästen verteilt, das war aber sehr enttäuschend, wir haben nur zwei Antworten erhalten“, sagt Scheurlen. 2019 bot der Bürgerbus eine neue Strecke über den Hammerweg an, „damit die Leute raus ins Grüne kommen“. Auch diese Idee fand keinen Zuspruch.
Burscheid: Vieles spricht für den Bürgerbus
Der Bürgerbusverein plante, häufiger andere Strecken durch Burscheid zu fahren, um neue Gäste anzusprechen und den gelben Bus sichbarer zu machen. Hier habe es allerdings das Problem gegeben, dass die Bezirksregierung erstmal jede Strecke, die der Bus fährt, genehmigen müsse und so verwarf der Verein die Idee wieder. „Wir wollten dann gerne über die Burbachstraße fahren, weil dort einkommensschwächere Menschen wohnen, für die es ohne eigenen Wagen schwierig ist, aus dem Tal rauszukommen“, berichtet Scheurlen. „Dabei gab es jedoch Probleme mit dem ÖPNV, denn die Linie nach Solingen fährt diese Route und das wollte man uns nicht so einfach überlassen.“
Der Bürgerbus soll auch Bewohner aus abgelegenen Ortsteilen, die der übergeordnete ÖPNV nicht anfährt, zu möglichst günstigen Preisen in den Ortskern bringen. Eine Fahrt mit dem Bürgerbus kostet nämlich nur 1,50 Euro. Außerdem kann man auch einen Neuner-Block Fahrkarten für 10 Euro kaufen. Die Beförderung mit dem Bürgerbus sei zudem sehr persönlich, der „familiäre Betrieb“ sei ein Alleinstellungsmerkmal, sagt Scheurlen.
„Es wird besonders auf die Einschränkungen gerade älterer Fahrgäste Rücksicht genommen, wie zum Beispiel durch Hilfe beim Ein- und Aussteigen in den Bus, besonders wenn ein Rollator befördert werden muss. Alle Fahrerinnen und Fahrer sind ehrenamtlich unterwegs und werden in regelmäßigen Abständen auf ihre Fahrtauglichkeit hin untersucht – anders als im ‚normalen‘ Leben“, so der Vorsitzende des Bürgerbusvereins.
Burscheider Bürgerbusverein freut sich auch über Fahrer
Der Kleinbusbetrieb freut sich auch immer wieder über neue Fahrerinnen und Fahrer. „Wir haben zwar keine akute Not, aber es ist ein ständiges Kommen und Gehen und wir wollen uns früh genug um neue Fahrer bemühen“, sagt Scheurlen. Momentan sind 28 Fahrerinnen und Fahrer im Team, der Aufwand ist dementsprechend gering. Man müsse zweimal im Monat fünf Stunden Zeit aufbringen, das sei zumutbar. „Alle Fahrer sind versichert, die Kosten zum Erwerb des Personenbeförderungsscheins übernimmt der Verein, man bringt nur seine Zeit ein“, so Scheurlen.
Von der ehrenamtlichen Tätigkeit bekomme man auch etwas zurück. Der Vorsitzende des „Burscheider Bürgerbusverein e.V.“ findet: „Man hat das Gefühl eines sinnvollen Tuns, man lernt die Leute kennen und ist dicht an den Menschen dran, anders als wenn ich einen großen Bus von der Wupsi oder RVK fahre.“
Den persönlichen Kontakt schätzen auch die Fahrgäste im Bürgerbus. „Alle Fahrer sind so hilfsbereit und helfen mir mit meinem Rollator “, sagt ein Fahrgast, der den Bus zweimal in der Woche nutzt. Sie bleibe fitter, wenn sie das Angebot in Anspruch nehme, denn insgesamt vier Kilometer zu laufen, erschöpfe sie. „Ich bin von Herzen dankbar, dass es dieses Angebot gibt“, sagt die Seniorin.
Route beginnt am alten Busbahnhof
Die Route des Bürgerbusses startet nahe dem ehemaligen Busbahnhof, in der Burscheider Montanusstraße. Anschließend fährt er dann über die Höhestraße und hält auch am Liesendahler Weg, am Mühlenfeld, in der Nähe des Sportplatzes. Von dort aus geht es weiter über die Pastor-Löh-Straße, am Marktplatz und am Goetze Werk entlang. Die Haltestelle „In der Dellen“ fährt der Bus nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch als Bedarfshaltestelle, an. An Bedarfshaltestellen stoppt der Bus nur auf Wunsch der Fahrgäste, vorab per Bus-Telefon (0172/6443333). Anrufe müssen eine halbe Stunde vor Abholung erfolgen. Zu den Bedarfshaltestellen zählen unter anderem der „Obi“-Baumarkt, „Lidl“ oder das Burscheider Hallenbad. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Burscheider Bürgerbusvereins.
https://linie249.de