Flutgebiet in LeichlingenSo soll die Innenstadt vor Hochwasser geschützt werden
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Die hoch gefährdete Ortschaft Büscherhöfen (rechts von der auf dem Foto vom Juli überflutet gewesenen Neukirchener Straße mit dem abgebrannten Haus) soll auf Drängen der Politiker in den Hochwasser-Bebauungsplan einbezogen werden.
Copyright: Britta Berg
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Leichlingen – Sehr begrüßt wurde es im Ausschuss für Klimaneutralität, Umwelt und Zukunftsfragen, dass die Stadtverwaltung mit einem speziellen Bebauungsplan für die Innenstadt auf die Hochwasser-Katastrophe vom Juli 2021 reagieren will. „Wie gehen wir mit neuen Bauvorhaben im Hochwassergebiet um?“, für diese Fragestellung, erklärte Planungsamtsleiterin Mirjam Kerkhoff in der Sitzung, solle die neue Satzung Antworten in Form von Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen geben.
Die Politiker beschlossen nicht nur einstimmig, dass bei neuen Bautätigkeiten entsprechende Auflagen erlassen werden sollen. Sie wünschten sogar eine Erweiterung des von den zukünftigen Bestimmungen erfassten Bereiches. Auf jeden Fall soll auch die überflutet gewesene Ortschaft Büscherhöfen komplett in den Einzugsbereich der neuen Vorschrift einbezogen werden. Das war bisher nicht vorgesehen.
Grenzen erweitern
Planungsamtsleiterin Mirjam Kerkhoff nahm den Auftrag mit, die Grenzen des Plangebietes bis zur Sitzung des Rates, der nächste Woche abschließend über die Aufstellung des Bebauungsplanes befinden soll, weiterzuziehen. Bisher erstreckte sich der ausgewiesene Bereich beidseits der Wupper auf schmale Streifen von Schulzentrum und Staderhof im Norden bis zur Wupperbrücke Opladener Straße im Süden. Markt-, Neukirchener Straße und die L 79 Am Wallgraben waren die Grenzen. Darin enthalten sind der Parkplatz am Pastorat, das Brückerfeld, der Bauplatz auf dem Gelände des früheren Kaufparks und der Tankstelle und das Wohngebiet Wupperbogen.
Auch für künftige Tiefgaragen-Projekte (hier der vollgelaufene Auto-Keller Am Hüpplingsgraben) könnte es verschärfte Auflagen geben.
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Einigkeit herrschte unter den Fraktionen darüber, dass die Grenze im Südosten bis zur Alten Holzer Straße ausgedehnt werden soll, welche die alte Ortschaft Büscherhöfen umschließt. Der zuerst von Annette Stenzel (SPD) eingebrachte Vorschlag stieß bei Helmut Wagner (CDU) auf Unterstützung und wurde auch sofort beschlossen.
Friedrich Rohdenburg (sachkundiger Bürger der Grünen-Fraktion) hätte auch die nachweislich von Hochwasser bedrohten Ortschaften Unterberg und Kradenpuhl im Plan erwartet. Günter Weber (Ausschussmitglied für den BUND) wollte auch Stadtparks, Rathaus und den ebenfalls überflutet gewesenen Westrand von Cremers Weiden berücksichtigt wissen. Da bremste Kerkhoff die Euphorie der Politiker etwas: „Wenn es Sinn macht, weiten wir das Gebiet aus. Aber wenn es zu groß wird, wird es schwierig, das abzuarbeiten“, kündigte sie einen überarbeiteten Entwurf für die Ratssitzung an. Bestehende Gebäude und bereits genehmigte Neubauten, erklärte Kerkhoff, werden von der künftigen Vorsorgestrategie nicht betroffen.
Lehren aus der Flutkatastrophe
Die Stadtverwaltung will nicht nur mit neuen Auflagen in einem Bebauungsplan Überflutungen vorbeugen. Sie arbeitet auch an einer Verbesserung des Krisenmanagements und der Bevölkerungsinformation.
Eine Krisen-Hotline ist am Wochenende wie berichtet unter ☎ 02175 / 99 23 33 eingerichtet worden. „Hier soll knapp und leicht verständlich über Warnungen, die aktuelle Situation und weitere Ansprechstellen informiert werden“, erklärte die Verwaltung dazu. In Zeiten ohne besondere Gefahrenlage sollen dort Informationen des Wupperverbandes weitergegeben werden. Über die Webseite und die städtische Facebook-Seite hinaus sollen „mit diesem Angebot auch jene mit Sprachbarrieren oder ohne stabilen Internetzugang noch besser erreicht werden“, heißt es aus dem Rathaus. Ein Testanruf der Redaktion am Montag ergab, dass unter der Nummer noch niemand erreichbar war und es auch keine Ansagen gab.
Der Krisenstab-Raum in der Feuerwache Am Wallgraben, wo in der Flutnacht im Juli die Einsatzleitung tagte, wird aufgerüstet. Im Etat sind zusätzliche 25.000 Euro für Telefone, bessere WLAN-Anbindungen und Materialien bereitgestellt worden, um die Arbeitsfähigkeit aller Beteiligten im Ernstfall zu verbessern. (hgb)
Für die begonnene Großbaustelle auf dem Kaufpark-Gelände kommt die Idee also zu spät. Die Bauherren haben dort mit leichten Nachbesserungen ihrer längst fertigen Pläne bereits selbst auf die verschärfte Flutgefahr reagiert, ohne an ihrem Vorhaben Abstriche zu machen.
Aber für neue Projekte sollen zusätzliche bauliche und technische Festsetzungen getroffen werden, die Hochwasserschäden vermeiden oder verringern können.
Verschärfte Bestimmungen würden die geplante Wohnbebauung auf dem Pastorats-Parkplatz der evangelischen Kirchengemeinde ebenso betreffen wie die zukünftige Nutzung des Geländes der Paul-Klee-Förderschule, für welches die SPD vorgeschlagen hat, Wohnhäuser auf Stelzen zu prüfen. Und sie würden auch Überlegungen zum Abbruch des Cafés am Stadtpark betreffen, für dessen Grundstück zwischen Neukirchener Straße und Wupperbrücke Neubaupläne kursieren. Darüber wurde der Ausschuss auf Nachfrage von Helmut Wagner (CDU) nur im nichtöffentlichen Teil der Sitzung informiert.
Damit vor Inkrafttreten des B-Plans „Hochwassergebiet Wupper“ keine unerwünschten Fakten geschaffen werden, wird der Aufstellungsbeschluss mit einer Veränderungssperre verbunden. Vorliegende und künftige Baugesuche kann die Verwaltung dadurch zwei bis drei Jahre lang zurückstellen oder ablehnen.