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Markanter Altbau im Leichlinger StadtbildCafé am Stadtpark droht der Abbruch

Lesezeit 4 Minuten

Der als „Café am Stadtpark“ bekannte Altbau prägt mit dem blauen Nachbargebäude das Stadtbild.

Leichlingen – Mit Sorge blicken viele Bürgerinnen und Bürger auf das leer stehende Haus des ehemaligen „Cafés am Stadtpark“. Bei der Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres ist es überschwemmt worden, damals stand das Erdgeschoss komplett in der Wupper. Die Fleischmanufaktur Wolf, die erst wenige Wochen zuvor dort eingezogen war und gerade eröffnet hatte, musste ihre Pläne für eine hochwertige Metzgerei-Gastronomie mit Workshop-Programm beerdigen und wieder ausziehen. Sie hat inzwischen in der Brückenstraße ein neues Ladenlokal gefunden, im früheren Feinkostladen Wipperaue.

Seitdem scheint die begonnene Sanierung der Räume in der Neukirchener Straße 8, in denen einst auch das „Kulturcafé“ mit Kabarettaufführungen zu Gast war, auf halber Strecke abgebrochen worden zu sein.

Sanierung nach der Flut stockt

Plastikplanen in den großen Fenstern und Türen verbergen rundum die Rohbaustelle, in der zur Trocknung der Wasserschäden die Wände meterhoch aufgebrochen, aber bislang nicht wieder repariert worden sind. Auch die Wohnungen in den Obergeschossen stehen augenscheinlich zum Teil leer.

Beim Hochwasser im Juli ist das Gebäude, in dem gerade erst die „Fleischkultur“ eingezogen war, überflutet worden.

Es ist nicht auszuschließen, dass das markante, 112 Jahre alte Gebäude in der Altstadt-Kulisse am Stadtpark abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Mit ihm würde ein das Stadtbild prägender Anblick und eine Adresse mit langer Geschichte (siehe auch „Haus mit Tradition“) aus dem Zentrum verschwinden. Es steht nicht unter Denkmalschutz.

Keine Auskünfte

Die Stadtverwaltung will die Frage, ob im Rathaus ein Abbruchantrag oder eine Bauvoranfrage für das Eckgrundstück zur Funchalbrücke vorliegt, nicht beantworten. Auch der Eigentümer der Immobilie wollte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft über seine Absichten geben. Abbruchpläne und sogar erste Entwürfe für eine mögliche größere Neubebauung soll es aber tatsächlich geben. Die Ratsfraktionen sind darüber bereits unterrichtet worden. Der Vorgang wird von der Verwaltung bisher vertraulich behandelt und nur nichtöffentlich beraten.

Die Verschwiegenheit deutet an, dass das Projekt an dieser sensiblen Stelle als besonders heikel eingestuft wird. Und wie hinter den Kulissen zu hören ist, ist man in der Verwaltung und in der Politik nicht gerade begeistert über die Vorstellung, dass dieser ansehnliche Altbau aus dem Zentrum verschwinden soll.

Haus mit Tradition

Das als „Café am Stadtpark“ bekannte Haus in der Neukirchener Straße 8 ist 1910 erbaut worden. Seinen guten Ruf hat es als Konditorei, Eiscafé und Kaffeehaus unter dem Namen „Café Thönes“ besonders in den 1950er-Jahren erworben.

2006 hat Pächter Franz Niehues, der die Räume auch für die städtische Kleinkunst- und Kabarettreihe „Kulturcafé“ geöffnet hat, den Betrieb abgegeben. Noch im gleichen Jahr eröffnete Petra Strieker aus der Witzheldener Bäckerfamilie das Café mit Veranstaltungsraum und Terrasse neu.

2018 zog das italienische Restaurant Vita Moderna mit ins Café Strieker ein. Die Doppelnutzung mit dem Ristorante endete 2020.

2021 zog die Fleischmanufaktur Wolf in die Räume ein. Kurz nach der Eröffnung flutete das Hochwasser das Geschäft im Juli. Seitdem steht das entkernte Erdgeschoss leer. (hgb)

Während über die Verhandlungen mit dem Eigentümer nichts bekannt ist, lässt eine Beratungsvorlage für den nächsten Sitzungsturnus des Stadtrates aufhorchen. Im Umweltausschuss wird am Mittwoch, 2. Februar, erstmals über die Aufstellung eines Bebauungsplans für das „Hochwassergebiet Wupper“, so sein Titel, beraten. Er betrifft die Geländestreifen beidseits der Wupper – die Überschwemmungsbereiche am Westufer vom Staderhof übers Pastorat und Brückerfeld bis zur Opladener Straße, und im Westen vom Schulzentrum über das Pässler-Neubauprojekt auf dem Kaufpark-Gelände hinweg bis zur Paul-Klee-Schule. Der neue soll vorhandene Bebauungspläne um Vorkehrungen gegen Hochwasser und Starkregen ergänzen.

Verwaltung zieht Notbremse

Das Haus des Cafés am Stadtpark liegt mittendrin in dem Streifen. Und der Bebauungsplan könnte, wenn er am 17. Februar vom Rat beschlossen wird, einen Abbruch des Gebäudes zunächst verhindern. Denn die Verwaltung hat vorgeschlagen, das Plangebiet mit einer Veränderungssperre zu überziehen.

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Diese Notbremse des Baurechts verbietet unerwünschte bauliche Veränderungen und erlaubt es der Behörde, vorliegende und künftige Baugesuche abzulehnen oder für zwei bis drei Jahre auf Eis zu legen. Der Pässler-Neubau zwischen Neukirchener Straße und Wupper wäre davon nicht betroffen, da er längst genehmigt ist.