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Leichlinger gesund aus China zurückDem Corona-Virus entkommen

Lesezeit 4 Minuten

Gerd Ribbeck mit seiner chinesischen Schwiegertochter und Atemschutzmaske beim Besuch in Fuqing.

  1. Zimmerermeister Gerd Ribbeck geriet beim Familienbesuch in die Corona-Epidemie.
  2. Wie der 63-jährige Leichlinger mit Mundschutz aus China ausflog.
  3. Weder in Düsseldorf noch in Amsterdam gab es Gesundheitskontrollen.

Leichlingen – „Alle Kontrollen erfolgreich überstanden!“, meldete Gerd Ribbeck am Donnerstag nach seiner Landung am Düsseldorfer Flughafen erleichtert. Dass der Flug geklappt hat und man wohlbehalten aus dem Urlaub zurück ist, freut jeden Reisenden. Ribbeck aber besonders. Denn der Leichlinger Zimmerermeister war in China. Während seines zweiwöchigen Aufenthalts geriet er in den Strudel des Corona-Virus, und auch in seinem Wohnort gab es einen Krankheitsfall.

Straßensperren, 700 Kilometer von Wuhan entfernt

Der selbstständige Handwerksmeister war bei seiner Reise zwar nicht in Wuhan, dem von der Außenwelt abgeriegelten Epizentrum der Epidemie. Sondern im gut 700 Kilometer Luftlinie davon entfernten Fuqing an der Südostküste. Dort besuchte Ribbeck mit seinem Sohn Thomas die Familie seiner Schwiegertochter und nutzte den Aufenthalt auch für berufliche Kontakte (siehe „Internationaler Meister“).

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Aber auch er wurde dort von den Sicherheitsvorkehrungen, Straßensperren und Gesundheitskontrollen zunehmend umzingelt, so dass er bangte, ob er mit seiner Familie aus China herauskommen würde. Lufthansa, British Airways, Air France und andere haben ihre Verbindungen schließlich eingestellt.

Cathay-Flugzeuge starteten

Ribbeck flog mit mehreren Zwischenstopps mit den chinesischen Maschinen von Cathay Dragon und Cathay Pacific – und kam nach etlichen Kontrollen am Ende gut nach Hause.

Auch in seiner dörflichen Gegend am Rande von Fuqing waren an Einfallstraßen Straßensperren aus Steinblöcken an die Ortseingänge gerollt worden, um während der Neujahrs-Festwochen unkontrollierte Einreisen aus der Wuhan-Zone zu verhindern, berichtet Ribbeck. Er machte sich am Mittwoch mit dem Auto zum Flughafen in die Provinzhauptstadt Fuzhou auf, um von dort mit Umstiegen in Hongkong und Zürich nach Düsseldorf zu fliegen. „Ming Nerven... ich bin in Zürich... puhh... das waren einige Kontrollen mehr und zusätzliche Papiere ausfüllen. Alles unter Zeitdruck“, meldete er sich nach der Ankunft in der Schweiz auf Facebook.

Internationaler Meister

Gerd Ribbeck hat in China nicht nur seine Familie besucht. Der 63-jährige Zimmerermeister aus Leichlingen hat dort vor 70 Unternehmern auch über Holzhausbau referiert und mit ihnen über den Klimaschutz und nachhaltige Bauweisen und Energietechniken diskutiert, für die er sich stark einsetzt.

Auch in Afrika ist Ribbeck engagiert. Er hat über die Handwerkskammer eine Fortbildung zum Internationalen Meister absolviert und 2019 bei einer Projektarbeit in einem Ausbildungszentrum in Namibia mit Einheimischen ein Fachwerk-Holzhaus gebaut. In der Frankfurter Paulskirche bekam Ribbeck im Januar seinen Internationalen Meisterbrief überreicht. (hgb)

Das Wichtigste: Weder er noch seine Angehörigen sind erkrankt oder haben Symptome des Coronavirus. Niemand hat sie an den Grenzen in Quarantäne oder zum Arzt geschickt. Aber sie wollen in den nächsten Tagen wegen der bis zu zweiwöchigen Inkubationszeit freiwillig Kontakte meiden und das Fieberthermometer im Auge behalten. Schon bei der Fahrt aus Fuqing wurde Ribbecks Auto gestoppt und er mit einem Temperaturscanner auf Fieber getestet. Im Flughafen von Fuzhou hätten alle Menschen Schutzmasken getragen, berichtete er gestern dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In Hongkong sei die Lage hingegen deutlich entspannter gewesen.

Gerd Ribbeck in Zimmermannskluft bei seinem Holzhaus-Projekt für den Internationalen Meisterbrief in Swakopmund in Namibia.

In China und Zürich habe er auf speziellen Fragebögen Angaben zu Aufenthaltsort, Reiseroute und Gesundheitszustand machen und seine Kontaktdaten hinterlassen müssen. In Düsseldorf hingegen habe es wider Erwarten gar keine Überprüfungen oder Nachfragen mehr gegeben. Seinen Mundschutz habe er dennoch vorsichtshalber weiterhin getragen, auch auf der Fahrt zum Hauptbahnhof, im Intercity nach Siegburg und weiter nach Lohmar, wo Ribbeck seinen Zimmereibetrieb hat und wohnt. „Im Zug haben mich alle komisch angeguckt und in einem Viererabteil haben sich Leute von mir weggesetzt“, erzählte er am Nachmittag, „aber keiner hat mich gefragt, ob ich aus China komme“, wunderte er sich.

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In den nächsten Tagen will er mit seinem Sohn und dessen chinesischer Ehefrau in Leichlingen bleiben. Die beiden, so Ribbeck am Nachmittag, seien auf einer anderen Route nach Amsterdam geflogen und „auf dem letzten Drücker“ über Peking aus China herausgekommen.