Nach Starkregen und WupperflutDas große Aufräumen beschäftigt Leichlingen
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Leichlingen – Es sind die zwei bestimmenden Geräusche an diesem zweiten Tag nach der Katastrophennacht an der Wupper: Immer wieder die Martinshörner der Feuerwehr-Fahrzeuge, die von einem Einsatz zum nächsten fahren. Und allüberall der Motorenlärm der Pumpen, die die gefluteten Wohnungen, Keller, Geschäfte und Garagen wieder leeren sollen. Immer noch steht in vielen Häusern die braune Brühe, die umso mehr schadet, je länger sei einwirken kann. Wenn der lehmhaltige Schlamm erst einmal getrocknet ist, wird es schwierig, ihn zu entfernen.
„Bis hier hat das Wasser gestern Abend gestanden“, berichtet ein Anwohner der Brunnenstraße und hält sich die flache Hand vor die Brust. Das Notstromaggregat rattert und hält eine Pumpe auf Laufen. „Das Haus steht unter Wasser, du hast keinen Strom, Handy-Empfang funktioniert nicht – da bist du richtig abgeschnitten.“ Wie ihm ergeht es vielen Leichlingern seit der Starkregennacht und der Hochwasserwelle von der Wuppertalsperre her. Nicht wenige fragen sich, ob der Wupperverband angesichts der tagelangen Unwetterwarnungen nicht eher den Pegelstand hätte senken sollen. Vielleicht wäre es dann glimpflicher verlaufen.
Funchal-Brücke freigegeben
Die Wupper ist noch immer ein reißender Fluss. Mehrere Brücken bleiben gesperrt. Nachdem zunächst allein die Brücke Opladener Straße noch geöffnet war, gab die Stadtverwaltung Freitagmittag auch die Funchal-Brücke wieder für den Verkehr frei – allerdings erst nach genauer Prüfung und nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, also nicht für Lkw und Busse. Die Marly-Brücke mit ihren markanten Betonbögen bleibt versperrt, nicht einmal Fußgänger dürfen sie zurzeit betreten.
Der Verkehr staut sich aus allen Richtungen: Stop-and-go vom Bahnhof bis zum Feuerwehrhaus Am Wallgraben, von der Kreuzung Trompete bis zum Kreisel Germaniabad, von Witzhelden her den Berg hinab und seit die Neukirchener Straße wieder von Wasser und Schlamm befreit ist auf deren voller Länge. Und es sind nicht nur die Autokennzeichen aus der Nachbarschaft. Bilder von der reißenden Wupper in Leichlingen scheinen Katastrophentouristen zu einem Ausflug motiviert zu haben.
Die Mitarbeitenden von Feuerwehr und Rettungsdiensten beklagen sich über die Behinderung ihrer Arbeit durch Schaulustige. Die Polizei soll nun dagegen vorgehen und den Verkehr so regeln, dass nur noch Anlieger mit einem berechtigten, nachweisbaren Interesse in manche Straßen einfahren dürfen.
Straßen und Plätze werden vom Tiefbauamt auf Schäden hin untersucht, aber auch das Rathaus und andere öffentliche Gebäude sind vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden. So sind die Keller im Schulzentrum ebenso vollgelaufen wie das Technikgeschoss des Hallenbades oder das Jugendzentrum in der Balker Aue.
In großen Teilen der Stadt sind Stromversorgung und Mobilfunknetz weiterhin ausgefallen. Die Rheinenergie arbeitet mit Hochdruck und allen verfügbaren Kräften daran, wieder Strom liefern zu können, beteuert Adrian Bolz. Allerdings müssen Trafos und Stromkästen erst trocken und frei zugängig sein, ehe sie kontrolliert freigeschaltet werden können. Betroffen ist auch das Umspannwerk Balken.
Zwei neue Hotlines
Die Stadtverwaltung Leichlingen richtet ab sofort ein neues Sorgentelefon für Ratsuchende ein. Unter ☎ 02175/ 992 333 werden allgemeine Fragen zum Rathaus-Service beantwortet, vom Meldewesen über die Kfz-Zulassung bis zum Bauantrag. Unter ☎ 02175/ 992 666 werden Notfall-Meldungen entgegengenommen, wie gegenwärtig in Zusammenhang mit dem Wupperhochwasser. (riw)
Berge von Müll türmen sich an vielen Stellen auf. Der Bergische Abfallwirtschaftsverband will bei der Beseitigung helfen, verlängert kommende Woche die Öffnungszeiten seiner Wertstoffhöfe. Sperr- und Restmüll sowie Elektroschrott kann in den betroffenen Gebieten einfach an den Straßenrand gestellt werden, sollte aber nach Abfallarten sortiert sein, um den Abtransport zu erleichtern.
Stadtverwaltung und Feuerwehr werden auch am Wochenende für Fragen zur Verfügung stehen. Im Stadtpark und an der Grundschule Uferstraße steht jeweils ein Feuerwehrauto als Infopoint und ist von 9 bis 21.30 Uhr besetzt.