„Lass es uns hier tun – sofort!“ Vorigen Juni überfiel ein offenbar nicht zurechnungsfähiger Mann eine Frau. Jetzt wird ihm der Prozess gemacht.
Sexualtäter vor Gericht22-jährige Frau im Leichlinger Stadtpark überfallen und belästigt
Ist es sinnvoll, einen 25 Jahre alten, offenbar an Schizophrenie leidenden Mann, der die meiste Zeit seines Lebens in Deutschland verbracht hat, nach Brasilien abzuschieben, das Land seiner Geburt? „Ja“, sagt derzeit das Verwaltungsgericht. Aber was sagt das Kölner Landgericht? Die Antwort wird die 13. Große Strafkammer spätestens nach sechs Verhandlungstagen geben. Die werden – das war in der ersten Runde am Dienstagnachmittag schon zu sehen – anstrengend für alle Beteiligten: Der junge Mann wurde zwischendurch aggressiv, schlug auf den Tisch, fing sich dann wieder. Seine Erklärung: „Das kommt von der Schizophrenie, die ich habe.“
Die Krankheit wäre auch eine Erklärung für den Überfall auf eine 22 Jahre alte Frau im Leichlinger Stadtpark unweit der Bücherei am 13. Juni vorigen Jahres. Laut Anklage, die auf Zeugenaussagen unmittelbar nach der Tat fußt, zog der junge Mann der Langenfelderin Hose und Unterhose herunter, berührte sie von hinten unsittlich und versuchte, sie hinter eine Hecke zu zerren. Dabei soll er gerufen haben: „Lass es uns hier tun – sofort!“ Nur weil die Frau sich wehrte, Zeugen eingriffen und die Polizei alarmierten, sei nicht mehr passiert.
Anmache, aber keine versuchte Vergewaltigung
„Das ist auf jeden Fall ’ne falsche Aussage“, befand der Beschuldigte vor Gericht. Die Frau sei ihm schon im Bus aufgefallen, er sei dann in Leichlingen mit ausgestiegen und habe sie im Stadtpark „angemacht“. Jedoch habe er sie nur an der Hüfte angefasst. Alles andere stimme nicht.
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Am Tag davor war der Mann schon einmal der Leichlinger Polizei aufgefallen: Eine Streife wurde nachmittags zu einem Haus in Herscheid gerufen. Dort hatte der Brasilianer um Essen gebeten, war dann offenbar derart aggressiv geworden, dass seine Gastgeber die Polizei alarmierten. Die Beamten wurden auch alles andere als freundlich empfangen. Laut Anklage versuchte der junge Mann, den Beamten gegen den Kopf zu treten. Das misslang zwar, reichte aber für ein Strafverfahren.
Zwei Tage davor soll er in Solingen junge Männer mit einer Machete verfolgt haben, in zwei weiteren Fällen wiederum ging es um sexuelle Belästigung. In der Anklageschrift ist das so zusammengefasst: „Er ist für die Allgemeinheit gefährlich.“
17-Jährige leidet noch heute unter der Attacke
Wie sich das Ende April in Langenfeld und nicht viel später in Solingen zeigte, beschrieben Opfer, Zeugen und Polizisten am Mittwoch. Ein 17 Jahre altes Mädchen ist bis heute tief verstört von der Attacke des Mannes. Sie war am frühen Nachmittag auf dem Heimweg von der Schule in der Langenfelder Lindenstraße unterwegs, hatte Kopfhörer auf. Plötzlich habe sie jemand von hinten umfasst und gestreichelt. „Ich habe mich voll erschrocken“, berichtete sie unter Tränen. Nachdem sie sich umgedreht hatte, habe der Fremde von ihr abgelassen, sei aber in der Nähe geblieben. Daraufhin habe sie einen Passanten um Hilfe gebeten, auch die Polizei wurde alarmiert.
Die Beamten hatten dann einige Mühe, den Täter zu bändigen. Nach kurzer Verfolgung sei er mit Handfesseln in den Streifenwagen verfrachtet worden, erinnerte sich ein Polizist. Plötzlich habe er versucht, auf den Fahrersitz zu kommen, dann habe er ihn in die Hand gebissen. Auch im Polizeigewahrsam habe der junge Mann keine Ruhe gegeben, „obwohl die Lage aussichtslos war“, so der Kommissar. Einer Kollegin habe er einen Kopfstoß versetzt.
Dass der Mann Probleme hatte, ahnten die Polizisten: Kaum eine halbe Stunde vor der Attacke auf das Mädchen hatten sie ihn vom Gelände der Langenfelder Klinik geleitet. Er galt als nicht mehr behandlungsbedürftig, wollte aber nicht gehen. Was – wie sich später zeigte – verständlich war: Der Beschuldigte hatte schon im vorigen Frühjahr keine feste Bleibe mehr.
Weniger erschüttert als die 17 Jahre alte Langenfelderin zeigten sich am Mittwoch zwei junge Frauen aus Solingen. Sie hatten am 9. Juni, kurz nach Mitternacht, eine Begegnung mit dem Beschuldigten. Erst habe er sie verfolgt. Und als sie Platz machen wollten, habe er mit den Worten „Guckt mal, was ich für Euch habe: Wollt Ihr blasen?“ sein Glied hervorgeholt. Die Frauen, heute 19 und 26 Jahre alt, ergriffen die Flucht und wurden verfolgt. Unterwegs griff er der Jüngeren noch an den Po.
Nur, weil sie unterwegs schon die Polizei anriefen und diese dann die Pächterin einer nahen Tankstelle anwies, die Tür zu öffnen, kamen die jungen Frauen in Sicherheit. Ihr Verfolger habe dann am Nachtschalter der Tankstelle eine Portion Pommes frites bestellt. Geld hatte er nicht. Als dann die Polizeistreife zur Tankstelle kam, sei er noch ruhig geblieben. Erst später habe er versucht, zu türmen. Ziemlich seltsam fanden das die jungen Frauen. Im Licht der Krankheit ist es das wohl weniger.