Insbesondere in Opladen und Wiesdorf fand das Leverkusener Partyvolk zusammen. Das Bermudadreieck soll stets proppenvoll gewesen sein.
Peanuts, Q2, TubbsDiese Discos gab es mal in Leverkusen – strippende Astronautinnen und Bermudadreieck
Am Wiesdorfer Friedrich-Ebert-Platz führt eine Treppe hinunter in die Schattenwelt. Bereits nach diesem Satz wissen Leverkusener, von welcher Discothek die Rede ist – es ist allerdings auch die letzte verbliebene Disco Leverkusens.
Nicht immer hörte das „Shadow“, dessen Einzugsgebiet weit über die Stadtgrenze hinausgeht, auf ebendiesen Namen. In den 70ern kannte man die unterirdische Disco mit kleiner Tanzfläche als „Scotchclub“, später als „Funnys Tanzhaus“. Eine Vielzahl an Tanzlokalen konnte man direkt um die Ecke besuchen, nur wenige Autominuten entfernt warteten in Opladen weitere brandheiße Locations.
Wir berichteten bereits über einige legendäre Leverkusener Discos aus vergangenen Tagen, hier nun die Fortsetzung in der Übersicht.
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Hollywood (später Pascha) und Peanuts
Wirft man einen Blick in die Vergangenheit des Leverkusener Nachtlebens, sind neben „Doudou“, alias Moncef Douiri, ein paar Namen omnipräsent. Einer davon ist Ahmad Abtahi. Ihm und seiner Frau Bärbel gehörte die Disco „Hollywood“, später „Pascha“ genannt. Auch das „Peanuts“ gehörte dem Ehepaar.
Das Hollywood fand sich in der Humboldstraße in Opladen, das Peanuts lag gegenüber dem Verwaltungsgebäude der Stadt – ergo direkt um die Ecke. Im oberen Bereich des Peanuts war die Kneipe verortet. Ging man die Treppe runter in den Keller, konnte man auf der Tanzfläche mitsamt großem Spiegel ausgelassen feiern. Insbesondere (aber nicht nur) an Karneval soll dort die Hölle los gewesen sein.
Gestartet war das Ehepaar Abtahi im Jahr 1972 mit dem „Cottage“ (später „Cotta Nova“) an der Humboldstraße in Opladen. Schon ein halbes Jahr später eröffnete das Ehepaar ein weiteres Lokal, das „Café Coco“ an der Hauptstraße in Wiesdorf. Doch damit war noch längst nicht genug.
King's Corner (später Bierhaus) und Piccolo
1975 übernahm Abtahi das Lokal, in dem er seine Ehefrau kennengelernt hatte: das „King's Corner“ (später „Bierhaus“) an der Humboldtstraße. Darauf folgten das Speiserestaurant „Delle“, die ehemalige „City Bar“, eine Herren-Boutique, ein Antiquariat und auch ein Geschäft für Orient-Teppiche im Laufe der nächsten Jahre. Zeitweise beschäftigte das Ehepaar Abtahi rund 50 Leute.
Kurz darauf sollte Ahmad Abtahi auch Chef der früheren Discotheken „Piccolo“ und „Hollywood“ werden. Dass es Zeit ist aufzuhören und dem Nachtleben den Rücken zu kehren, bemerkte er, als die ersten jungen Gäste Grüße von ihren Eltern ausrichteten, wie er es im Gespräch mit dieser Zeitung einmal mitteilte. Schon die Eltern dieser Kinder lernten sich einst in einer von Abtahis Discos oder Kneipen kennen.
Das „Bermudadreieck“ in Opladen: Clean, Twenty-Five, Positiv und Limpio
Bei dem Opladener „Bermudadreieck“ handelte es sich um einen großen Innenhof an der Fürstenbergstraße. Dort drumherum fanden sich die Discotheken Clean und Twenty-Five, noch dazu die beiden Kneipen Positiv und Limpio. Hier fand das Partyvolk aus Leverkusen und Umgebung in dem stets proppenvollen Innenhof zusammen.
Doch nicht jeder kam rein – die vier Locations galten damals als sehr angesagt. Hin und wieder soll samstags Nino de Angelo im Porsche vorgefahren sein, was stets zu großem Aufsehen unter den Partygästen führte.
Scotchclub (später Funnys Tanzhaus) – das heutige Shadow
„Das Shadow hat ein größeres Einzugsgebiet als man denkt“ – ein Satz, den wohl jeder Leverkusener schon einmal gehört oder selbst gesagt hat. Bevor das Shadow zur letzten echten Discothek Leverkusens wurde, hörte es in den 70ern auf den Namen „Scotchclub“. Auch den „Dudelsack“ fand man direkt um die Ecke. Dort hängt heute noch ein Werbeplakat des „Bierkönig“, welcher sich im ersten Stock befand.
Sudhaus (später Eden Play und Tubbs) – das heutige Uncle Sams
Anschließend hieß der Scotchclub „Funnys Tanzhaus“, dann wurde die Nacht im heutigen Shadow zum Tag gemacht. In den Räumlichkeiten des heutigen „Uncle Sam's“, der Sportsbar am Rialto Boulevard, direkt neben City C und Shadow, fand sich das Sudhaus, auch ein Tanzlokal. Dieses hieß zwischenzeitlich „Tubbs Freizeitpalast“ und noch später „Eden Play“.
Wiesdorf war in Bezug auf Discotheken früher dicht besiedelt – direkt am Wiesdorfer Platz befand sich das „Glorys“, eine kleine Disco, die über eine Treppe im Keller gefunden werden konnte.
Disco im Forum – kurze Konkurrenz für den Lindenhof in Manfort
Als das Forum vor 54 Jahren eröffnet wurde, gehörte schnell auch eine Discothek dazu. Der damalige Forum-Gastronom Walter Zens setzte Anfang der 70er Jahre auf 150 Plätze unterhalb des Restaurants und auf eine große Tanzfläche. Als DJ stand Klaus Schmidt, alias „Smitti“, an den Reglern.
Beim Pächterwechsel 1973 wurde deutlich, dass die Discothek nicht so gut lief wie erhofft. Als Treffpunkt für junge Leute angedacht, machte sich die Stadt Leverkusen mit dem Lindenhof in Manfort selbst Konkurrenz. Die Idee, die Disco aufzugeben und im Keller, drei Kegelbahnen einzubauen, wurde nicht umgesetzt.
Allerdings gibt es seit 16 Jahren sehr erfolgreich laufende Ü30-Partys im Forum. Nachdem es kurzzeitig so ausgesehen hatte, als ob die Partys wegen einer veränderten Anwendung der Leverkusener Vergnügungssteuersatzung der Vergangenheit angehören, kam parteiübergreifend Unterstützung für Veranstalter Reinhard Lackmann. Der will die dreimal pro Jahr steigende Partyreihe im Forum nun fortsetzen.
Q2 (ehemals Tanzmühle Quettingen)
Zugang nur in Abendgarderobe, breitschultrige Türsteher, Go-Go-Girls: Dalibor Ivancic, Besitzer des „Q2“ (gesprochen „kju tu“), machte aus der vormaligen „Tanzmühle“ trotz Platz für 600 Gäste keine Großraum-Discothek. Er wollte nicht mit Kölner Discos konkurrieren, sondern eine eigene Club-Atmosphäre an der Quettinger Straße schaffen.
Im September 2000 öffnete das Q2 in Quettingen mit einer Sommer-Cocktail-Party seine Pforten. Bereits an der ehemaligen Tanzmühle war Dalibor Ivancic als Miteigentümer beteiligt. Die Tanzmühle musste schließen, Ivancic zahlte seinen Partner aus und renovierte den Laden vollständig. „Wir wollten weg vom Tanzmühlen-Image. Wir sind keine Saufbude mehr, bei uns ist es edel“, ließ er vor 22 Jahren im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger wissen.
Die Tanzfläche war rund 30 Quadratmeter groß, die Discjockeys kamen auch mal aus Kölner Clubs, die Musik orientierte sich an den damaligen Chart-Platzierungen.
Mottoabende suchte man im Q2 zumeist vergebens – verbilligte Cocktails und erotische Auftritte waren dagegen an der Tagesordnung. So etwa strippende Astronautinnen zu Silvester oder eine Men-Strip-Show zu Weihnachten – die Animationsbühne der Disco wurde intensiv genutzt.