Eigentlich sollte am kommenden Freitag die 16. Leverkusener Kunstnacht stattfinden -gestern aber kam die Absage wegen der Pandemie.
Die Reaktionen der Beteiligten schwanken zwischen Wut, Verständnis und Enttäuschung.
Einige Veranstalter ziehen ihr Programm dennoch durch - darunter auch Bayer die eigene Auktion im Erholungshaus.
Leverkusen – Leverkusener Kunstnacht – das bedeutet für die Besucher, einen Abend lang reichlich unterwegs zu sein, um möglichst viele Ateliers und Galerien der Stadt zu besuchen und kennenzulernen. Und so sollte es auch in diesem Jahr sein. Trotz der Corona-Pandemie. Am Ende aber behielt das Virus doch die Oberhand: Am späten Montagnachmittag informierte Kulturdezernent Marc Adomat, dass die Kunstnacht abgesagt werde.
Bedauern der Absage
Darauf hätten sich die Mitglieder des städtischen Krisenstabs gemeinsam mit Mitarbeitern des Gesundheitsamtes angesichts eines Sieben-Tage-Inzidenzwertes über 35 geeinigt. „Ich bedauere diesen Schritt sehr“, erklärt Marc Adomat. Die Absage falle nicht leicht angesichts des großen Engagements der Künstlerinnen und Künstler. „Trotzdem ist diese Entscheidung die einzig richtige. Sicherheit geht hier vor.“
Die Reaktionen auf die Absage – sie fallen unterschiedlich aus. Kein Wunder bei 45 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, Kunstgemeinschaften und sonstigen Veranstaltern. Katharina Meierjohann vom Künstlerbunker in Opladen etwa sagt: „Natürlich ist das kurzfristig und sehr enttäuschend für uns.“ Schließlich habe sich die Gemeinschaft der an der Karlstraße wirkenden Kreativen lange auf die Ausstellung zur Kunstnacht vorbereitet. Schon der Titel der Schau sei ja vielsagend: „214 Tage“. Er bezieht sich auf jene Zeit, die aufgrund der Corona-Krise seit der bislang letzten Ausstellung in der traditionsreichen Galerie vergangen sind. Sprich: Es wäre mal wieder an der Zeit gewesen.
Immerhin: „Es ist die richtige Entscheidung.“ Es habe keinen Sinn, eine Kunstnacht durchzuziehen, wenn die Menschen ein schlechtes Gefühl dabei hätten. Und: „Wir werden die Ausstellung einfach in der kommenden Woche hier halten. Jeder kann sie sich dann nach Absprache oder zu unseren täglichen Öffnungszeiten anschauen.“ So sei die Arbeit der Beteiligten nicht umsonst gewesen.
Weniger Verständnis für die Absage hegt dagegen Uwe Pöschke. Er ist Mitglied des Vereins zur Förderung künstlerischer Bildmedien (VFkB), dem ehemaligen Bayer-Fotoclub. Pöschke und seine Kolleginnen und Kollegen wollten in den vereinseigenen Räumen an der Düsseldorfer Straße in Opladen persönliche Fotoserien zeigen. Uwe Pöschke sagt: „Das ist ein schwerer Schlag für die Kultur-Szene in Leverkusen. Wir hatten die Ausstellung vorbereitet – mit einem bis ins Detail ausgearbeiteten Hygienekonzept.“ Viel Engagement, viel Herzblut und auch viel Geld, dass bereits in die Vorbereitungen und den Druck der Bilder geflossen sei – „alles für die Katz“.
Wut und Kritik
„Ich bin gerade wirklich wütend. Und es fällt mir im Moment schwer, die Entscheidung der Stadt gut zu finden“, kritisiert der Fotokünstler und benennt deutlich jene, die seiner Ansicht nach die Schuld für diese Absage tragen: „ Ich will nach all den Gedanken, Plänen und Ideen, die sich meine Foto-Freundinnen und -Freunde im Club gemacht haben, nicht für die unvernünftigen Privat-Feierer bestraft werden. Das ist nicht fair und das ist auch nicht richtig.“ Die Ausstellung des VFkB soll trotzdem am Freitag starten. Ab 18 Uhr. Und als „Outdoor“-Schau und „Soft-Opening“, was bedeutet: Als inoffizielle Eröffnung, bei der der Besucherandrang im Vergleich zu einer öffentlichen Vernissage geringer ausfällt .
Gleichfalls aus der Not eine Tugend machen die Verantwortlichen der Bayer-Kultur, die zur Kunstnacht eine Versteigerung von Bildern aus der eigenen Sammlung angesetzt hatten. Kulturchef Thomas Helfrich gibt zwar zu: „Im ersten Moment der Absage hatte ich kurz Schnappatmung.“ Indes: Die Auktion im Erholungshaus solle nun trotzdem stattfinden, denn: „Wir haben ja generell ein Sicherheitskonzept für alle unsere Veranstaltungen.“ Und zu diesen gehöre letztlich auch die Auktion, die nun eben losgelöst von der Kunstnacht durchgezogen soll.
Bilder unterm Hammer
Um 19 Uhr am Freitag, 9. Oktober, geht es also los. Dann kommen jene Werke unter den Hammer, die Kuratorin Andrea Peters aus dem hauseigenen Depot aussortiert hat und die nun eine neue Bleibe finden sollen. Vor einem Jahr wurden schon einmal Bilder versteigert – damals im Baykomm. Am Ende hatten 37 000 Euro auf er Habenseite gestanden, die in die Sammlung Bayers flossen und die die zahlreiche Besucher der damaligen Auktion geboten und gezahlt hatten – unter anderem für Original-Drucke Picassos, Chagalls und Dalis – oder für Bilder, die die Leverkusener Künstlerhelden Kurt und Peter Lorenz einst erstellt hatten.
Ob diese erkleckliche Summe noch einmal zusammenkommt, vermag natürlich noch niemand zu sagen. Aber an großen Namen fehlt es der Werkliste auch dieses Mal nicht: Picasso, Chagall und Dalí sind erneut vertreten. Insgesamt 53 Arbeiten, die einzeln oder als Serie verkauft werden – etwa im Falle der Tuschezeichnungen, die der Karikaturist Walter Hanel 1993 für das Saisonheft der Bayer-Kultur entworfen hatte.
Platz für neue Ankäufe
Nach Aussage von Andrea Peters handelt es sich bei den aus dem Depot entnommenen Arbeiten meist um Dubletten, die abgegeben werden, um Platz für neue Ankäufe zu schaffen. Die Anfangspreise, zwei- bis vierstellig, setzte sie nach eingehender Recherche im Internet und bei Auktionshäusern. Und wer sie als Expertin kennt, der weiß, dass auch über die Klassiker hinaus nur Bilder unter den Hammer kommen, die gewissen Kunstansprüchen genügen.
Wer mitbieten will, kann sich die Bilder noch bis Freitag täglich zwischen 11 und 16 Uhr im Erholungshaus anschauen. Eine Anmeldung zur Auktion ist erforderlich unter ☎ 0214/ 304 12 83. Weitere Informationen gibt es im Internet.