Emil Vogt, seit 2015 Vorsitzender des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, ist am vergangenen Wochenende gestorben.
NachrufLeverkusener Emil Vogt modernisierte katholisches Schützenleben

Emil Vogt am Eingang des Friedenberger Hofs, seit Jahrzehnten Sitz des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften.
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Emil Vogt, Bundesschützenmeister und damit Vorsitzender des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS), ist am vergangenen Wochenende in Opladen gestorben. Vogt hat in seiner zehnjährigen Amtszeit entscheidend dazu beigetragen, den BHDS als einen zwar den Traditionen verbundenen, gleichwohl aber modernen Schützenverband zu positionieren.
Ein entscheidendes Ereignis in diesem Zusammenhang geschah 2015. Vogt war gerade seit ein paar Monaten Bundesschützenmeister, da küsste der frisch gekürte Düsseldorfer-Bilker Schützenkönig Udo Figge seinen Ehepartner. Sehr zum Missfallen des damaligen Kölner Stadtdechanten Robert Kleine allerdings, der Bundespräses und als solcher Mitglied des Präsidiums des BHDS war. Kleine fand den Kuss des schwulen Paares „nicht besonders gut“, weil er eine Diskussion unnötig zuspitze, wie er damals dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte. Der Zusammenschluss der katholischen Schützenbrüder steckte damals mitten in einer Grundsatzdiskussion, mit dem Ziel, sich gesellschaftlich zu öffnen und sich ein zeitgemäßes Profil zu geben.
Vogt ließ sich nicht von Ziel abbringen
Und von diesem Ziel ließ sich Vogt aber auch durch Kleines Haltung nicht abbringen. Die Frage, ob es auch homosexuelle Schützenkönige geben könne, stellte sich aus seiner Sicht gar nicht, wie er klarmachte: „Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich“, befand Vogt kurz und knapp. Vogt stand damit für eine gesellschaftspolitische Öffnung seines katholischen Verbandes, zu der der Emissär des Kölner Erzbischofs damals offenbar noch nicht bereit war.
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Im Nachruf des BHDS für Emil Vogt liest sich das so: „Sein Name steht für die Öffnung des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Er schaffte, was lange nicht gelungen war und zu Kontroversen geführt hatte. Der öffentliche Streit um einen homosexuellen Schützenkönig war für ihn Anlass, eine Wertediskussion zu führen und den katholischen Schützenbund liberal zu positionieren. Dabei gelang es ihm, trotz der Grenzen des Kirchenrechts für seinen katholischen Verband Grundsätze zu verankern, die auch die Integration von Nichtchristen möglich macht und die Übernahme von Ämtern von der Frage der sexuellen Identität löst.“
Sein Name steht für die Öffnung des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschafen.
Der Leverkusener Vogt war 1973 als Jugendlicher der Schützenbruderschaft in Porz-Eil beigetreten. Schon seit 2005 war er stellvertretender Bundesschützenmeister. Vogt öffnete den BHDS mit 250.000 Schützen in 1200 Verbänden nicht nur gesellschaftspolitisch, er grenzte die Schützen auch klar gegen Rechtsextreme ab. Er machte Versuche der AfD vor der Bundestagswahl 2021 öffentlich, die Schützen durch Großspenden zu vereinnahmen und zu unterwandern und sorgte mit für einen Unvereinbarkeitsbeschluss. Wer Mitglied in einer dem BDHS angehörenden Bruderschaft ist, darf nicht zugleich AfD-Mitglied sein.
Bei allem politischen Engagement im BHDS mit seinen 250.000 Schützen in 1200 Verbänden vergaß Vogt nie seine Wurzeln in Leverkusen. Im September 2024, zum Geschichtsfest, öffnete Vogt den Sitz des BDHS, den Friedenberger Hof in Opladen, für Besucherinnen und Besucher. „Wir wollen den Besucherinnen und Besuchern einerseits das Gebäude vorstellen. Andererseits wollen wir ihnen aber auch Gegenstände, die für die Geschichte unseres Bundes wichtig sind, wie Fahnen und Standarten, präsentieren“, erläuterte Vogt damals.
Jetzt ist er nach langer Krankheit im Alter von 69 Jahren gestorben. Seinen Abschied aus dem Amt hatte er bereits angekündigt. Die Bundesvertreterversammlung des BHDS tagte am vergangenen Wochenende. Doch die Wahl seines Nachfolgers Robert Hoppe (63) aus Grevenbroich, bislang Diözesanbundesmeister des Diözesanverbandes Köln, erlebte er nicht mehr.