Nach dem Tod eines Metallhändlers steht ein Grundstück in Schlebusch leer
Investoren planen einen großen Neubau, der aber die Sicht auf eine Kirche verstellt
Nachbarn und Anwohner wollen den Denkmalschutz wahren
Es gibt noch keine Baugenehmigung, geschweige denn, dass ein Abbruchantrag im Bauamt läge. Dennoch läuft die Werbung für exklusive Neubauwohnungen schon seit Monaten. Auf seiner Homepage zeigt der Investor ein Bild, das in Schlebusch deutlichen Widerspruch gegen das Projekt hervorruft. Der hat offenbar schon gewirkt.
Es geht um das gut 300 Quadratmeter große Grundstück, auf dem jahrzehntelang ein Alteisen-Händler sein Kleingewerbe betrieben hat. Die Schmuddelbude war Dorfgespräch, denn der seltsame Schrottbetrieb passte so gar nicht in die ansonsten eher schicke Umgebung. Oft als Schandfleck bezeichnet, steht der ehemalige Kleinbetrieb gleich gegenüber der hübschen Villa Wuppermann, und die wohlgestaltete evangelische Kirche Auf dem Blauen Berg thront quasi genau darüber.
Plötzlicher Tod des Schrotthändlers
Dieser Kontrast tat vielen im Auge weh. Die Beschwerden, die auch unsere Redaktion regelmäßig erreichten, sind ungezählt.
Nach dem plötzlichen Tod des Schrotthändlers blieb es kurz ruhig. Dann zeigte ein Werbebanner an, wer sich des Grundstücks angenommen hat: Die Schlebuscher Immobilien-Familie Müller mit ihrer Firma HKM.
Kommt es so, wie auf der digitalen Skizze, planen die Investoren auf dem kleinen Grundstück einen auf den ersten Blick sehr großen Baukörper. In einem etwa 15 Meter langen, zweistöckigen Mietshaus plus Penthouse sollen der Werbung nach bis Ende 2019 Wohnungen mit drei und vier Zimmern, altengerecht in hochwertiger Ausstattung, gebaut werden. Störten sich die Leute früher am Schrott-Haus unterhalb der Kirche, wäre vom Denkmal Auf dem Blauen Berg nach diesen Plänen nicht mehr viel zu sehen.
Der Buchhändler Manfred Gottschalk kennt die neue Architektenskizze. Seine Buchhandlung liegt fast genau gegenüber; er hat eine klare Meinung: „Wenn die Sicht auf die Kirche gestört wird, das fände ich schrecklich“. Die Geschichte des Grundstücks war offenbar nie ganz einfach: Gottschalk erinnert sich an eine illegal betriebene Kneipe im illegal errichteten Anbau des Hauses.
Herzstück der Gemeinde
So ähnlich, wie Gottschalk, sehen das offenbar auch einige Gemeindeglieder, berichtet Pfarrer Jürgen Dreyer, zu dessen Gemeinde der Blaue Berg gehört: „Ich habe schon ein paar sehr verärgerte Anrufe erhalten.“ Er nennt die kleine Kirche das Herzstück seiner Gemeinde.
Dreyer wirkt allerdings fast gelassen, denn im Denkmalschutz zählen Sichtbarkeit und Sichtachsen. Ebenso würde es beim Bau sehr spannend, denn es ist geplant, einen Teil des Hangs abzubaggern. Dreyer befürchtet Risse oder gar schlimmeres in der zweitältesten evangelischen Kirche der Stadt.
Er glaubt nicht, dass Müller, den er nach eigenem Bekunden als seriösen Bauinvestor schätzt, das Haus, so wie geplant, neben dem Denkmal bauen kann. Außerdem gibt der Pfarrer zu bedenken: „Wer will schon, dass direkt am Schlafzimmerfenster eine Glocke läutet? Kann man sowas vermieten?“
Streit noch nicht im Bauamt angekommen
Auch die Gemeinde hatte sich nach dem Tod des Metallhändlers um das Grundstück bemüht. „Aber“, sagt er, „man kann als Gemeinde nicht einfach über 100 000 Euro ausgeben für ein Grundstück – nur um es nach dem Abbruch brach liegen zu lassen“. Dreyer setzt alle Hoffnungen in die Denkmalschutzbehörde.
Auch wenn die Wogen in Schlebusch schon hoch gehen, im Bauamt der Stadt Leverkusen sei die Sache noch nicht angekommen, sagt eine Stadtsprecherin. Offenbar war die Pressestelle aber nur schlecht informiert, denn laut Investor Klaus Müller habe es mehrere Treffen mit dem Amt für Denkmalschutz gegeben. Demnach soll der ursprüngliche Entwurf verkleinert werden, damit die Kirche nicht ganz aus dem Straßenbild verschwindet. Und er sagt: Die Wohnungen seien in Windeseile verkauft gewesen.