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Bauverein OpladenDeshalb leben noch Menschen in einem Opladener Abbruchhaus

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In dem haus links leben noch drei Mieter. Rechts sind die Fenster schon ausgebaut, grade waren Arbeiter da, die die Bäume zu Hackschnitzeln verarbeitet haben.

Leverkusen – Ähnliche Bilder kennt man aus Berichten, in denen es um skrupellose Hauseigentümer geht, die ein Wohnhaus entmieten wollen: Ein Doppel-Mehrfamilienhaus mit ehemals zwei mal vier Mietparteien soll abgerissen werden. Inzwischen sind fast alle Mieter ausgezogen, bis auf zwei Wohnungen stehen alle leer.

Die großen Bäume, die im Garten standen, sind zu Mulch zerschreddert worden. Tiefe Reifenspuren durchziehen den Rasen. In der leer stehenden Haushälfte fehlen bereits die Fenster, das Dach ist beschädigt. Um das Haus steht seit drei Wochen ein Bauzaun, ein Teil der Dämmplatten an den Außenwänden ist entfernt. Der Rückbau, wie man heute sagt, ist im Gange.

Es wird kalt, die Fenster stehen offen

Während die eine Haushälfte schon leer steht und bereit für den Abbruchbagger wirkt, sind in der anderen Hälfte noch zwei Wohnungen im Obergeschoss bewohnt.

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Am Haus wurde lange nichts gemacht, der Tür sieht man es an.

Aber auch dort stehen Fenster in der unteren Etage offen. Die sollen seit über einem Jahr offen stehen, seit die Mieter dieser Wohnungen auszogen.

Abbruch vorbereitet

Das Haus steht am Imbacher Weg. Die Arbeiter, die mit den Vorbereitungen zum Abbruch begonnen haben, hat der Gemeinnützige Bauverein Opladen (GBO) bestellt, der Eigentümer; der GBO-Vorstand will es entmieten und abreißen lassen. An seiner Stelle soll ein öffentlich gefördertes Zwölf-Parteien-Haus gebaut werden.

Was um sie passiere, mache ihr Angst, sagt Gabriele Nuckelt: „Ich habe Bauchschmerzen.“ Sie ist Mieterin einer der verbliebenen Wohnungen. Das Haus sei knapp 100 Jahre alt. Sie sei vor 18 Jahren eingezogen, schon damals sei es renovierungsbedürftig gewesen, sagt die 63-jährige Frau. In den letzten Jahren sei es es regelrecht vernachlässigt worden.

Farbe blättert

Nan sieht es: Farbe blättert an der Eingangstür ab, die hölzerne Treppe wurde lange nicht gestrichen und repariert, unter der Tapete bröselt die Mauer. Die Miete sei nicht hoch gewesen, im Hinblick auf den Zustand aber auch wieder nicht wirklich gering, sagt Bewohnerin Nuckelt. In der zweiten Wohnung auf ihrer Etage leben ihre zwei Söhne. Deren Vater ist tot. Die 33 und 31 Jahre alten Männer wohnen seit gut zehn Jahren am Imbacher Weg, sie gehen für die Mutter einkaufen, sie kocht für die Söhne. Die Familie möchte zusammen bleiben. Das ist wohl eine der Schwierigkeiten, die zu der Lage geführt hat.

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Das Haus soll abgebrochen werden - ein zwölf-Parteien-Miethaus ist geplant.

Es hat Versuche des GBO gegeben, den Nuckelts Ersatzwohnungen zu besorgen, aber bisher sei nichts Passendes dabei gewesen, sagt die Frau. Alle angebotenen Wohnungen seien sowieso teurer gewesen als die jetzigen am Imbacher Weg. Beim Bauverein sagte man, dass zur Zeit kaum jemand ausziehe.

Bote brachte Kündigungen

Die Entmietungen verliefen offenbar zunächst einvernehmlich, doch nun werden die Bandagen härter. Der Bauverein hat es eilig: Ein Bote überbrachte Familie Nuckelts Anfang Februar Kündigungen. Die Schreiben sind datiert auf 3. Februar, Betreff: „Kündigung des Mietverhältnisses wegen Gebäudeabriss“. Bedauerlicherweise müsse man das Mietverhältnis kündigen, steht in dem Schreiben.

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Im Nebenhaus sind die Fenster raus.

Paragraph 573 räume Kündigungsrecht ein, wenn „der Vermieter an einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung des Grundstücks gehindert und dadurch erhebliche Nachteile erleiden würde“. Das sei vorliegend der Fall, schreiben die Unterzeichner Alexander Dederichs und Meral Tosun, beide Vorstände des Bauvereins.

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Die Übergabe der Schlüssel für die Wohnungen habe fristgerecht zum 30. April 2021 zu geschehen, steht in dem Brief. Das sind weniger als drei Monate. Gerne sei man weiterhin bei der Beschaffung einer geeigneten Ersatzwohnung behilflich. Alternativ biete die GBO eine Abfindung von 2500 Euro je Wohnung an, die aber nur gezahlt werde, wenn sie bis Anfang März geräumt seien.

Drei Monate Kündigungsfrist nach 18 Jahren

GBO-Vorstand Alexander Dederichs sagt dazu, man sei flexibel und habe Wohnungen angeboten, aber die Mieter hätten sie nicht angenommen. Dass die neuen Wohnungen teurer als die alten seien, stimme, sie seien aber auch höherwertiger. Man sei bemüht, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Der GBO habe den Mietern formal kündigen müssen.

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Am Imbacher Weg soll gebaut werden. Die Bäume sind gefällt worden.

Die Frage, welche Kündigungsfrist für ein Mietverhältnis gilt, das mehr als zehn Jahre besteht, konnte Dederichs am Telefon nicht beantworten, das müsse er nachsehen. Gabriele Nuckelt weiß das auch noch nicht, aber sie fragt sich: „Sind drei Monate nicht sehr kurz?“

Eine Stunde nach unserem Anruf bei Dederichs steht wieder der Bote am Imbacher Weg mit neuen Kündigungen: Die aktualisierte Frist endet am 30. November 2021.