Ein in letzter Minute genehmigtes Fanfest zieht hunderte Fans nach Wiesdorf. Der entscheidende Unterschied zur identischen Situation im Vorjahr: In diesem Jahr gelingt der Finaleinzug gegen die AS Rom.
Europa LeagueVatertag, Fanfest, ungeschlagen: Leverkusen feiert den Finaleinzug
Katja und Gido legen einen flotten Tanz auf den Rathausvorplatz. Beide strahlen über das ganze Gesicht. „Was für ein Tag: Tolles Wetter, ein fröhliches Fest, was will man mehr?“, sagt Gido. Natürlich wollen beide noch einiges mehr, nämlich den Einzug von Bayer 04 Leverkusen in das Finale der Europa League.
Aber da sind die beiden Fans dieses Mal relativ entspannt: „Das gibt ein 2:0“, tippt Katja. „Oder vielleicht auch ein Unentschieden, das würde ja auch reichen.“ Für den Finaleinzug, nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel gegen die AS Rom, und für den Erhalt der Serie an ungeschlagenen Spielen. „Verlieren ist keine Option“, sagt Gido. Und dann tanzen beide weiter zum Takt, der aus den Boxen schallt. Es ist ein Tag zum Tanzen, keine Frage.
Es ist wieder Vatertag, wieder scheint die Sonne, wieder steht ein Halbfinal-Rückspiel gegen die AS Rom an. Und wieder hat die Fanvereinigung Nordkurve zu diesem Anlass ein Fanfest organisiert, dieses Mal tatsächlich auf dem Rathausvorplatz. So sollte es an gleicher Stelle schon vor einem Jahr passieren. Da allerdings hatte die Polizei widersprochen, weil auch die italienischen Fans hier ihren Treffpunkt angemeldet hatten. Die Nordkurve wich nach Opladen aus – und der Ärger darüber hatte sich ob des gelungenen Fests schnell gelegt.
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Last-Minute-Genehmigung
Auch dieses Mal war es nicht ganz einfach. Trotz zwei Wochen Vorlaufzeit kam die endgültige Genehmigung erst am Mittwochnachmittag, erzählen Mitglieder der Nordkurve von der Bühne – und bedanken sich bei Oberbürgermeister Uwe Richrath, dass er seinen Beamten dafür etwas eingeheizt habe. Das sei aber gar nicht nötig gewesen, sagt Richrath: „Wir haben auch viele Fans in der Verwaltung, die das gerne möglich machen.“ Aber man müsse eben auch immer aufpassen, dass nichts passieren kann, die Loveparade-Katastrophe steckt noch immer mahnend in den Köpfen.
„Es war eine Punktlandung, aber ich freue mich, dass Bayer Leverkusen als Familienclub das heute hier feiern kann“, sagt der Oberbürgermeister. Mit der Nordkurve sei er spätestens seit der großartigen Hilfe während der Flutkatastrophe freundschaftlich verbunden: „Was ihr da geleistet habt, werden wir Euch nie vergessen.“ Fernando Carro verspricht unterdessen, schon an der Mannschaft für die kommende Saison zu arbeiten: „Nach oben kommen ist bekanntlich leichter, als dort zu bleiben.“ Das aber sei das Ziel, keine Frage. Und auch Daniela Frühling, Leiterin des Fanprojekts, ist begeistert: „Das war echt ein Kraftakt, aber was die Nordkurve hier wieder auf die Beine gestellt hat, ist toll.“
Wichtiger Bestandteil eines Bayer-04-Familienfestes: Natürlich Maskottchen Brian the Lion. Um Fotos mit dem gelben Maskottchen bemühen sich an diesem Nachmittag Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Mattes (10) und Felix (7) kennen den Löwen schon lange. „Wir sind Bayer 04 Fans und gehen auch gerne ins Stadion“, sagt Mattes. Anpfiff um 21 Uhr ist aber zu spät für die Kinder – da geht Papa heute alleine ins Stadion. „Vielleicht dürfen sie die erste Halbzeit im Fernsehen sehen“, sagt der zwinkernd.
Leverkusen ist Meister und Köln steigt ab
Das neue Lieblingslied der Bayer Fans scheint eine Umdichtung zum Monty-Phython-Klassiker „Always Look on the Bright Side of Life“ zu sein. Der Text lautet: Leverkusen ist Meister – und Köln steigt ab. Das wird mehrfach angestimmt, während Richrath und Carro auf der Bühne stehen. „Das haben die jetzt bis zum Müngersdorfer Stadion gehört“, sagt der Oberbürgermeister. „Ach was, die hören ja gar nichts“, ruft jemand aus dem Publikum zurück. Und Richrath macht keinen Hehl daraus, dass er sich freut „dass wir Deutscher Meister sind – und kein anderer am Rhein.“
Das Bier fließt reichlich, die Stimmung bleibt am Nachmittag aber friedlich, um 18.30 Uhr startet der Fanmarsch Richtung Stadion. In diesem Jahr hat er den deutlich kürzen Weg, als zuletzt aus Opladen. Um 19.15 Uhr erreichen die mehreren tausend Fans das Stadioneck, wo natürlich ein längerer Zwischenstopp mit Gesängen und Trommeln eingelegt wird.
Unter einigen Fans macht sich dann Unsicherheit breit: Gibt es den zuletzt traditionellen Busempfang bei der Ankunft der Mannschaft? Die meisten Schwarz-Roten laufen weiter Richtung Stadion, einige bleiben entlang der Bismarckstraße stehen und schauen sich unsicher um. Und dann taucht Blaulicht am Horizont auf und das mit ordentlichem Tempo. Dahinter kommt sie: die Werkself im Bus. Allerdings nicht wie sonst im Schritttempo – der Bus hat es eilig. So schnell wie er vorbeiflitzt, können die obligatorischen Bengalos gar nicht gezündet werden.
Im natürlich ausverkauften Stadion kocht die Stimmung zum Anpfiff. Die Erwartungen sind hoch nach dem 2:0 im Hinspiel. Vatertag, Sonne, Halbfinale, AS Rom. Alle sind zuversichtlich: Dieses Mal soll er gelingen, der Einzug ins Finale. Einige vergebene Chance für Leverkusen und zwei erfolgreiche Elfmeter für Rom später fängt dann doch das große Zittern an. Ein Eigentor bringt schließlich die Erleichterung und das Tor von Stanisic bei erneut (!) 90 +7 Spielminuten die Erkenntnis: Die Serie an ungeschlagenen Spielen hält. Und der Traum vom Tripple lebt. Es ist ein Tag zum Tanzen.