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Pharmariese BayerRisiken und Nebenwirkungen der Monsanto-Übernahme

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Der Werksschutz sorgt dafür, dass alles ruhig im Chempark verläuft. Kritiker von Bayer und Monsanto haben sich angekündigt.

Leverkusen – Der Werksschutz wirkt nervöser als sonst. Es ist Donnerstag, Tag eins nach der Vollzugsmeldung: Bayer kann Monsanto übernehmen. Am Abend zuvor haben die organisierten Kritiker von der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ bereits Ankündigungen verbreitet. Wegen der Übernahme könne man sich im Konzern „auf einiges gefasst machen“, sagt Toni Michelmann. Ein „Marsch gegen Bayer“ mit dem Ziel Kaiser-Wilhelm-Allee stehe auf der Agenda, so der Sprecher der „Coordination“. Eine kleinere Kundgebung gab es in der vorigen Woche. Die soll natürlich deutlich getoppt werden.

Auch die nächste Hauptversammlung werde lebhafter als derzeit schon üblich: „Die Rednerliste dürfte kaum an einem Tag abzuarbeiten zu sein“, so Michelmann. Bayer könne die Nordhallen der Kölner Messe schon mal für den nächsten Tag mitreservieren. Das wäre der 29. April. Ein Samstag.

Zunächst werden die Gegner der Konzerne und ihrer Fusion noch einmal den amerikanischen Saatgut-Hersteller ins Visier nehmen: Im Oktober ist das Monsanto-Tribunal in Den Haag angesetzt. Dort wollen sich die Initiativen kurzschließen und den konzern-kritischen Widerstand „mit dem Fokus auf Bayer neu ausrichten“, heißt es bei der Koordination.

Scharfe Kritik üben auch die Leverkusener Grünen an dem Mega-Deal. Werde die Fusion genehmigt, könnte Bayer „fast im Alleingang entscheiden, was auf unseren Feldern wächst und somit auf unseren Tellern landet.“ Über Monsanto sei ohnehin nur Schlechtes zu sagen, heißt es in einer Stellungnahme des Kreisverbands vom Donnerstag. Der Weg des Konzerns sei „gepflastert mit atemberaubenden Skandalen“: Agent Orange. Oder Roundup: Der Unkrautvernichter stehe im Verdacht, Krebs zu erregen. Untersuchungsergebnisse zu Produkten, „die zu Missbildungen bei Menschen führen können, wurden gefälscht“.

Bayer wird Verantwortung nicht gerecht

Dass Bayer ein gutes Vorbild sei und Monsanto zu einer erträglicheren Firmenpolitik bringe, bezweifeln Leverkusens Grüne: Auch Bayers Geschäftsmodell beruhe auf „Förderung von Monokulturen und Massentierhaltung, Gentechnik und Pestizideinsatz“. Damit werde der Konzern seiner gern herausgestellten gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Das gelte auch für die Steuer-Mentalität an der Kaiser-Wilhelm-Allee. Weil die Pflanzenschutz-Sparte in Monheim sitzt, „werden der Stadt Leverkusen weiterhin systematisch die dringend erforderlichen Gewerbesteuereinnahmen entzogen – wenn denn im Zuge der Fusion aufgrund des Investitionsvolumens überhaupt noch Steuern anfallen.“

Dass die Kritiker etwas bewirken, ist unwahrscheinlich. Erkennbaren Respekt hat die Bayer-Spitze aber beispielsweise vor den Prüfungen durch die Kartellbehörden. Im Risikobericht zur Übernahme wird unter anderem ausgeführt, dass von Bayer und Monsanto „die Bedingungen für den Vollzug der beabsichtigten Transaktion nicht erfüllt oder die erforderlichen behördlichen Genehmigungen nicht planmäßig oder zu den erwarteten Bedingungen eingeholt werden können“. Schlecht wäre auch, wenn der Zusammenschluss später käme als geplant oder die „steuerliche und bilanzielle Behandlung der Transaktion“ nicht so klappt, wie man sich das so denkt in Leverkusen und St. Louis.