Die Experten der Bahn blieben den kleinen Gruppen interessierter Besucher keine Antworten schuldig.
Blick auf BaustelleTickets im Nu vergriffen – Bahngleise in Leverkusen sind im August fertig
Dass die Eisenbahn seit jeher einen besonderen Reiz ausübt und für manche abseits ihrer Beförderungsleistungen allein als aufwendige Technik schon zu einem dauerhaften Hobby werden kann, ist hinreichend bekannt. Welch besonderen Reiz eine Großbaustelle der Bahn auf Interessierte ausüben kann, erlebten Veranstalter und Besucher am Freitag, als die DB angemeldeten Besuchern in kleinen, geführten Gruppen eine Baustellenbesichtigung mit ganz viel Hintergrundinformationen anbot, einen „Blick hinter den Bauzaun“.
Die Teilnehmenden, ganz überwiegend Männer mit ergrautem Haar, schienen die gut zweistündige Führung in vier Etappen wirklich zu genießen, da die betreuenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bahn sich große Mühe gaben, mit ihrem Detail- und Hintergrundwissen jegliche Neugier zu befriedigen. So blieb kaum eine Nachfrage unbeantwortet.
Die Gäste in ihren knall-orangen DB-Warnwesten konnten bei Julia Pietsch in der Ausstellung im Bauinformationszentrum am Bahnhof Mitte erfahren, wie weit der Neubau von sechs Kilometer Gleisen, neun zu erneuernden Brücken und der Einbau von 40.000 Tonnen Schotter fortgeschritten ist. Dass die Signalanlagen in Leverkusen künftig von einem der größten Stellwerke Deutschlands aus überwacht werden, das gerade in Düsseldorf-Derendorf entsteht. Ende August soll die Strecke in Leverkusen und Langenfeld fertig sein, soll die S-Bahn wieder verkehren.
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Ganz nebenbei hörten sie aber auch, dass die Bahnstrecke im Bereich Langenfeld ein Eidechsen-Paradies sei und inzwischen mehr als 600 Tiere einer seltenen Art am Rande der Baustelle von Hand eingesammelt und umgesiedelt worden sind. Und dass die Bahnbrücke neben dem Forum über die Dhünn Fledermäuse beherbergt. Und wie kompliziert es ist, einen Zug über mehrere andere Gleise hinweg auf ein abbiegendes Gleis zu lenken. „Da ist es beim Lokführer nicht mal eben damit getan: Schulterblick, Blinker gesetzt und abgebogen“, erzählte Pietsch munter daher. „Da sind mitunter ein halbes Dutzend Zugverbindungen betroffen.“
Unter Hochspannung
Welch ein Aufwand mit der Installation von Oberleitungen verbunden ist, machte Mohamed Mohya den Besuchern deutlich. Dass auf den Stromleitungen eine Spannung von 15.000 Volt liegt, hatten diese schon gehört. Dass die Deutsche Bahn im Jahr so viel Strom verbraucht wie die Großstadt Hamburg, eher nicht. Und zumindest im Fernverkehr fahren die Züge schon zu 100 Prozent mit Ökostrom.
Ein Stück Oberleitung einmal ganz aus der Nähe zu betrachten, war aber selbst für die Eingefleischten unter den Bahnfans ein besonderes Erlebnis. Der DB-Experte hatte ein zwei Meter langes Muster zur genauen Betrachtung und zum Anfassen mitgebracht. 12,5 Kilometer neue Oberleitungen werden allein auf der RRX-Baustelle in Leverkusen verbaut und zwischen 107 neuen Masten gespannt.
Laut ging es dann auf dem Mittelbahnsteig zu, als Bauleiterin Anke Reichartz die Arbeiten an den Bahnsteigen und am Gleisbett erläuterte. Letzteres wurde gerade von einer Gleisstopfmaschine im Schotter mächtig durchgerüttelt und verdichtet. Wie Erschütterungen auch durch den Zugverkehr gedämmt werden, gerade auf Brückenbauwerken, gab es später an der Brücke über die Rathenaustraße zu sehen.
Wie viel Mühe sich die DB mit diesem Infotag gemacht hatte, an dem ein Kreis von lediglich drei Dutzend Interessierte tiefe Einblicke in das Baugeschehen erhielt, wurde an jedem Punkt der Besichtigungstour spürbar. Die Teilnahme daran war sehr begehrt, bestätigt Sandra Schwarz vom Baustelleninformationszentrum. Die Plätze für diesen Blick hinter den Bauzaun waren per E-Mail-Anmeldung bereits ausgebucht, ehe die Werbung dafür richtig begonnen hatte.