Die Nettigkeit des Künstlers hört meist dann auf, wenn es darum geht, bei einer Gemeinschaftsausstellung zu entscheiden, wer seine Arbeiten wo aufhängen und aufstellen darf. Platz ist in jeder Galerie der Welt begrenzt. Was eine gewisse Bereitschaft zu Kompromissen unumgänglich macht.
Man kann es aber auch einfach so machen, wie es nun die getan haben. Sie stellen ab dem Wochenende eine Auswahl ihrer Arbeiten in der Galerie des Künstlerbunkers in Opladen aus. Sie sind 24 Kreative. Und sie ließen im Vorfeld das Los darüber entscheiden, wer sich wo präsentieren darf bei dieser Ausstellung zum 40-jährigen Bestehen der AG.
Dazu teilten die Mitglieder um die aktuelle Vorsitzende Ellen Loh-Bachmann (Eloba) die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten an der Karlstraße in knapp 3,30 Meter große Wandparzellen auf, warteten beim Ziehen der Parzellenlose auf die Entscheidung des Zufalls – und stellten so eine Schau zusammen, die bunter und abwechslungsreicher nicht sein könnte. Da hängen nun die mit Effekten der Verpixelung und der Verschwommenheit versetzten Fotografien der Kölner Domplatte von Sigurd Koppenstedt neben Wüstenlandschaften aus Öl von Rita Klein. Elobas gleichsam großzügige wie opulent angelegte Europa-Karte – basierend auf vielen kleinen quadratischen „Wetter“-Bildern aus den einzelnen Ländern des Kontinents, hat Lutz Dieses faszinierende Pop-Art-Gemälde neben sich.
Heiderose Birkenstock-Kotallas Zeichnung einer Pusteblumenwiese sowie ihre Aquarelle von Gletscher-Impressionen wird flankiert von Peter Nettesheims großen Holzfiguren und Helmut Tigges’ surrealen Bildern. Und mittendrin im Zentrum der ganzen Motiv- und Farbenpracht hat Winfried Gille seinen Platz gefunden: Mit einer zur Sofa-Skulptur umgemodelten Uralt-Badewanne, hinter der über die ganze zugeteilte Breite der Wand ein Bild mit der Aufschrift „Von Wahnsinn bis Romantik, von Leben bis Sterben – alles dabei!“
Dazu sieht man blutverschmierte Hände, die sich in bester Horrorfilm-Manier durch einen milchigen Duschvorhang drücken. „Das ist mein Blick zurück auf meine Zeit in der AG Leverkusener Künstler“, sagt Gille. Er sei zwar erst seit gut zwölf Jahren dabei, nicht 40. „Aber: Ich habe von Horror bis hin zu schönen Dingen schon alles erlebt.“ Daher tauge dieses Bild eben auch als Zusammenfassung der ganzen Existenz dieser für die Stadt alles andere als unwichtigen Truppe, die einst aus freien, nach Öffentlichkeit gierenden und von Visionen getriebenen Künstlern gegründet wurde.
Eröffnet wird die Ausstellung unter dem Titel „Ganz schön so“ am Samstag, 11. Mai, um 18.30 Uhr. Zu sehen ist sie bis zum 26. Mai jeweils mittwochs bis freitags von 16 bis 18 sowie sonntags von 15 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung ist ein kostenloser Katalog erhältlich, der auch auf die Geschichte der AG eingeht.