- Partyzonen, Superspreader? Beides bisher Fehlanzeige in Leverkusen.
- Das Infektionsgeschehen zeigt keine Auffälligkeiten. Deshalb gelten die neuen Verbote pauschal.
- Lesen Sie hier auch, wie ernst die Leverkusener die neue Maskenpflicht in den Fußgängerzonen nehmen. Und ob man Rauchen und Essen darf.
Leverkusen – Erst Sperrstunde, nächtliches Verkaufsverbot von Alkohol und Maskenpflicht in den Fußgängerzonen – jetzt kommen noch weitere Verschärfungen. Und zwar in den Krankenhäusern: Die Besuchsregeln im Klinikum, in Sankt Remigius und Sankt Josef werden drastisch verschärft. Nur noch ein Patient pro Besucher, und das maximal eine Stunde lang.
Unterdessen verteidigte die Stadtführung die von ihr erlassenen Verschärfungen, um die Pandemie einzudämmen und die Zahl der Neuinfektionen in den Griff zu bekommen. Die Maskenpflicht in den Fußgängerzonen gehört dazu. Und da bleibt noch etwas zu tun: Eine eigene Zählung am Freitagmitte in Wiesdorf zeigte, dass von 197 Menschen, die den Bereich zwischen City-Point und City B innerhalb eines 15-minütigen Zeitraums passierten, 47 (24 Prozent) keine Maske aufhatten. Oder so trugen, dass sie wirkungslos war: unter dem Kinn oder nur über dem Mund.
Rauchen, Essen, Trinken nicht erlaubt
Raucher kommen natürlich in einen Konflikt: Wer in der Fußgängerzone rauchen will, kann keine Maske tragen, lässt sich vielfach beobachten. Allerdings ist das nicht erlaubt: Matthias Jung wies darauf hin, dass in den Fußgängerzonen weder geraucht noch gegessen werden soll, weil das nur ohne Maske geht. Die Vergangenheit habe gezeigt: „Wo man eine Lücke lässt, wird sie auch genutzt.“ Deshalb diese rigide Auslegung.
Bußgelder müssen die Bürger derzeit noch nicht befürchten. „Wir belassen es zunächst bei Ermahnungen“, sagte Andrea Deppe, derzeit Leiterin des Krisenstabs in der Stadtverwaltung.
Die Zählung um kurz vor Mittag am Freitag ist natürlich nicht repräsentativ, sondern eine Stichprobe. Es waren auch maskenlose Erwachsene zu beobachten, deren Kinder wiederum Masken tragen – und umgekehrt. Ansteckungen im Freien sind sicher seltener, aber die Beobachtungen zum Maskentragen können einen Hinweis darauf geben, für wie ernst die Leverkusener die Lage einschätzen.
Die Zahlen von Freitag
Der Inzidenzwert für Leverkusen wurde am Freitagmorgen mit 72,7 angegeben und liegt damit immer noch in einem kritischen Bereich. 20 Infizierte sind gegenüber dem Vortag hinzugekommen, 253 Erkrankte werden aktuell in Leverkusen vermeldet. Neun Patienten mit Covid-19 werden im Klinikum behandelt, davon eine Person intensivmedizinisch, drei Patienten sind es im Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen, wo eine Person beatmet werden muss. (ger)
Im Krisenstab betrachtet man die Lage anders. Sperrstunde und das nächtliche Verkaufsverbot von Alkohol gelten stadtweit. Dass sie im Gegensatz zur Nachbarstadt Köln nicht auf Sektoren beschränkt seien, erkläre sich aus der Lage in Leverkusen. „Wir haben nicht diese Hotspots“, sagte OB Uwe Richrath mit Blick auf die Kölner Partyzonen. Die Sperrstunde für Restaurants und Kneipen zwischen 23 und 6 Uhr habe man nach langer Überlegung fixiert, sagte Andrea Deppe. Die Baudezernentin hat in dieser Woche turnusgemäß den Krisenstab im Rathaus geleitet und musste ihn – wie zum Beginn der Pandemie im Frühjahr – mehrmals zusammenrufen. Dass Ministerpräsident Armin Laschet am Freitag nach einer Runde unter anderem mit Uwe Richrath die Sperrstunde auf die Leverkusener Werte festlegte, bestätigte Deppe in ihrer Sicht, „dass wir so falsch nicht gelegen haben können“.
Doppeltes Personal im Gesundheitsamt
Auch das Infektionsgeschehen in der Stadt gebe differenzierte Regelungen nicht her, sagte Martin Oehler. Der Leiter des Gesundheitsamtes verfügt zwar mittlerweile über gut 30 also doppelt so Helfer wie zu Beginn der Pandemie. Trotzdem sei die Hotline permanent überlastet, und die Verfolgung der Ansteckungen schwierig: „Die Infektionsketten verzweigen sich.“ Bisher habe man auch keine besonderen Ereignisse ausgemacht, die das Infektionsgeschehen stark beeinflusst hätten: Partys, Hochzeiten, Gottesdienste freier Kirchen – „so etwas hatten wir bisher nicht“, sagte Oehler.
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Umso wichtiger sei es, die erlassenen Gebote zu beherzigen. Neben Abstand, Maskenpflicht und nun der Sperrstunde und der Einschränkung beim Alkoholkonsum auf der Straße sei es entscheidend, auch im Privaten auf Partys zu verzichten. Und auf die Reisen in Risikogebiete sowieso.