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Vorarbeiten für umstrittene GasleitungWiese an Burscheid-Leverkusener Grenze planiert

Lesezeit 3 Minuten

Ohne Ankündigung entsteht ein Lagerplatz auf einer Weide zwischen der Dürscheider Straße und dem Wiembach.

  1. Während die Dürscheider für eine Wiese in Hahnensiefen kämpfen, wurde eine andere Wiese bereits planiert.
  2. Dachten die Bürgerinnen und Bürger zunächst an den A1-Autobahnrastplatz, ist nun klar: Es geht um die umstrittene Gasleitung zwischen Bergisch Gladbach und Leverkusen, für die ein Zwischenlager entsteht.
  3. Die Anwohner sind perplex und fühlen sich überrumpelt.

Dürscheid/Leverkusen – Staubwolken wehen durch den Wald und am Rande des beschaulichen Dürscheid mit seinem Sängerheim wummern die schweren Planierraupen.

Recyclingmaterial und Schotter

Vorm Ortseingang an der Leverkusener Stadtgrenze wird eine im Landschaftsschutz gelegene Wiese der Gemarkung Am Sieferhof mit Recyclingmaterial und Schotter eingeebnet. Fahrzeuge mit niederländischem Kennzeichen stehen am Waldrand.

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„Offenbar wird schon das Baufeld für die Autobahnrastanlage planiert“, mutmaßte ein Leser gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Edwin Elias, Sprecher der Bürgerinitiative „Keine Park- und WC-Anlage in Burscheid“, winkt ab: „Wenn da tatsächlich etwas in diese Richtung passieren sollte, dann erst in fünf Jahren.“ Noch ist er aber hoffnungsvoll, dass es dazu nicht kommt. „Die Bauarbeiten am Ortseingang, haben mit einer Gasleitung zu tun“, sagt er.

23,6 Kilometer lange Ferngasleitung

Helmut Roloff, Pressesprecher der Open Grid Europe GmbH (OGE) in Essen, klärte auf: Es handle sich um ein Zwischenlager für Rohre, die im Zuge der bundesweiten Umstellung von L-Gas auf H-Gas ausgegraben werden. Auf dem Gelände sollen die alten „Glück auf 12“-Leitungsrohre zerschnitten und abtransportiert werden. Open Grid Europe baut für den Betreiber NETG (Nordrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft) eine neue, 23,6 Kilometer lange Ferngasleitung zwischen Leverkusen-Voigtslach und Bergisch Gladbach-Paffrath, die bis 2022 im Uhrzeigersinn entlang der Leverkusener Stadtgrenze gelegt wird. Die umstrittene Leitung soll das Erdgasnetz ergänzen.

Anwohner in Dürscheid sind perplex

Die Anwohner in Dürscheid sind perplex und fühlen sich überrumpelt. Warum müsse ausgerechnet die malerische Wiese und nicht eine Gewerbefläche herhalten? Auf den Boden sei nun Recyclingmaterial mit Kunststoffanteilen eingebracht worden. Diese wehten schon durch die Landschaft, auf angrenzende Weiden und in den Wiembach. Der ist schutzwürdiges Biotop laut Landesumweltministerium. Die Dürscheider Wiese werde mit einem Vlies geschützt, später werde alles rückgebaut, versichert Roloff. Mehrere Standorte seien in Erwägung gezogen worden, Dürscheid sei logistisch am besten gelegen.

Lesen Sie hier den Kommentar zu dem Bau der Lagerstätte.

Im Burscheider Rathaus ist man ratlos: „Die Stadt Burscheid war hier nicht involviert und hat sich an den Rheinisch-Bergischen Kreis gewendet“, erklärt Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss. Kreissprecher Alexander Schiele recherchierte, stieß auf einen Planfeststellungsbeschluss von 2013 und sagt: „Wir haben jetzt bei der Bezirksregierung angefragt, ob das Lager in Dürscheid Teil des Planfeststellungsverfahrens ist.“

Bezirksregierung räumt unglückliche Kommunikation ein

Die Bezirksregierung Köln räumte am Freitag ein, dass die Kommunikation seitens des Vorhabenträgers nicht glücklich verlaufen sei. Die OGE habe die Wiese privat gemietet. Die Lagerung der alten Rohre laufe parallel zum Bau der neuen Trasse und sei nicht Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens. Der Leitungsbetreiber bewege sich im rechtlichen Rahmen.

Die NETG verweist online auf die durch Corona erschwerte Kommunikation: „Da im Moment keine größeren Informationsveranstaltungen möglich sind, finden aktuell nur punktuelle Nachbarschaftsgespräche statt.“ Von der Trasse Voigtslach-Paffrath ist in Leverkusen auch die Waldsiedlung in Schlebusch betroffen. In Opladen will die NETG im November mit dem Bau eines Tunnels unter der A 3 beginnen. Dann beginne man mit den Hauptarbeiten. 58 Millionen Euro kostet das Projekt.